ATP Finals: Rafael Nadal - war es das wirklich wert?
Rafael Nadal hat keine Chance mehr, das Halbfinale der ATP Finals 2022 zu erreichen. Die Frage ist, ob er zu seinem letzten Match überhaupt antritt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
16.11.2022, 08:33 Uhr
Die Wege des Rafael Nadal - sie waren auch im Tennisjahr 2022 unergründlich. Dass der Spanier nach langer Verletzungspause zurückkommt und gleich mal beide Turniere in Melbourne (das Vorbereitungs-Event und die Australian Open) und auch in Acapulco gewinnt, dann noch das Endspiel in Indian Wells erreicht, damit war nicht zu rechnen. Aus der nächsten verletzungsbedingten Absenz kam Nadal etwas langsamer zurück. Es reichte dennoch zum 14. Titel bei den French Open.
Den Nadal aber unter größten Schmerzen im Fuß errang, die es als nicht unwahrscheinlich erschienen ließen, dass der Großmeister in Roland Garros an Ort und Stelle auf dem letzten von vielen Höhepunkten seiner Karriere abtritt. Aber: nix da. Im Gegenteil: Eine neuartige Therapie später stürmte Nadal wenige Tage später in Wimbledon bis in die Vorschlussrunde. Wo er dann allerdings aufgrund von Problemen mit der Bauchmuskulatur nicht antreten konnte.
Nadal beim Laver Cup dabei
Nun, gut: Dann halt wieder Pause. Bei den US Open kam das Aus gegen Frances Tiafoe verknüpft mit der Ansage, dass sich Nadal eigentlich zu alt für die Herausforderungen fühle, die Spieler wie der US-Amerikaner ihm präsentierten. Er müsse sich überlegen, ob es überhaupt noch Sinn mache, in seiner damaligen körperlichen Verfassung anzutreten.
Was wieder in einer Pause mündete, die kurz vom historisch-gefühligen Auftritt beim Laver Cup an der Seite von Roger Federer unterbrochen wurde. Danach widmete sich Nadal der Ankunft seines ersten Sohnes Rafael, erst in Paris-Bercy kam er gegen Tommy Paul zurück. Und hinterließ hinten raus keinen guten Eindruck. Wie auch nicht gegen Taylor Fritz und Félix Auger-Aliassime in Turin bei den ATP Finals.
Der United Cup als Vorbereitung
Dort ist Nadal nach zwei Niederlagen und dem Erfolg von Casper Ruud gegen Fritz endgültig raus. Am Donnerstag müsste er noch einmal gegen Ruud ran, vielleicht lässt Nadal da auch Holger Rune am Saisonfinale teilhaben. Und vielleicht stellt sich der 36-Jährige ja die Frage: War es das wirklich wert? Oder wäre eine längere Pause über den gesamten Herbst hinweg die bessere Option gewesen?
Dass Rafael Nadal in Turin erstmals den Titel bei den ATP Finals holt, davon war ohnehin nicht auszugehen. Zu schnell der Belag, zu gut die Form seiner Gegner wie etwa am Dienstag Félix Auger-Aliassime (der nun gegen Taylor Fritz ein echtes Endspiel in der Gruppenphase bekommt).
Der nächste Auftritt von Rafael Nadal ist beim United Cup Ende Dezember geplant. Dort geht es zwar auch um Punkte für die ATP-Weltrangliste. Für Nadal aber wohl in erster Linie darum, wieder in die Spur zu finden. Denn eines ist klar: Die spanische Legende fährt nicht zu den Australian Open, um dort das Tableau aufzufüllen. Sondern um seinen 23. Major-Titel zu holen. Wofür man nach den Eindrücken von Turin viel Fantasie braucht.