Auf Lebenszeit
Die Bilanz zwischen Roger Federer und Florian Mayer fällt bis dato eindeutig zugunsten des Schweizers aus. Was nicht heißt, dass der Deutsche chancenlos in das Viertelfinal-Duell bei den Gerry Weber Open 2017 geht.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
23.06.2017, 11:06 Uhr
Tobias Summer hat am Donnerstag nur einen Satz lang durchgehalten. Bei Roger Federer. Der Coach von Florian Mayer verließ nach dem ersten Durchgang des Auftritts von Federer gegen Mischa Zverev die Tribüne im Gerry Weber Stadion, der nächste Gegner seines Schützlings ist Summerer hinlänglich bekannt. Dass es zum Match zwischen Federer und Mayer (drittes Spiel nach 12:00 Uhr am Freitag) kommen würde, stand durchaus zur Debatte, Lucas Pouille, der Sieger von Stuttgart, hatte dem gebürtigen Bayreuther einen Satz vorgelegt.
Florian Mayer ist zurückgekommen, beinahe so, wie man das von ihm in Halle gewohnt ist: Mit schlauem Spiel, mit Varianten vor allem auf der Rückhand, mit überraschenden Netzangriffen. Bezeichnend vielleicht ein Ballwechsel im dritten Durchgang: 3:0 lag Mayer in Front, hatte sich bei bei der Chance auf das 4:0 ans Netz geschlichen, musste mit der Rückhand lediglich abvollieren. Die Kugel landete im Netz, Pouille konnte verkürzen. Bei den meisten anderen Turnieren hätte dieser Faux-pas das Zeug zur Wende gehabt, nicht so bei den Gerry Weber Open, dort ist Florian Mayer mit unglaublichem Selbstvertrauen gesegnet.
"Flo hat auch in Stuttgart stark gespielt, gegen Chardy kein einziges Mal seinen Aufschlag verloren", sagt also Tobias Summerer. "Halle kommt ihm vielleicht noch mehr entgegen, weil die Bälle noch flacher abspringen, die Bedingungen ein wenig langsamer sind."
Auf Lebenszeit
Es gab Jahre, da war dem nicht so, auf der Liste jener Spieler, denen von den Veranstaltern eine Wildcard zugedacht wurde, war der Name Mayers eher selten ganz oben zu finden. Der Erfolg 2016 hat alles geändert, man darf davon ausgehen, dass Florian Mayer in Halle ein gern gesehener Gast auf Lebenszeit sein wird - unabhängig von seiner Weltranglisten-Platzierung.
Roger Federer hat sich dies sogar schriftlich geben lassen. Oder besser umgekehrt: Federer hat dies Turnierdirektor Ralf Weber schriftlich gegeben. In der Begegnung gegen den älteren Zverev hat Federer nicht immer sein allerbestes Tennis gezeigt - was in erster Linie auch an seinem Gegner lag. Mischa erwies sich im ersten Satz bei den wenigen Chancen Federers als nervenstark, servierte in den kritischen Situationen mit großer Präzision.
Eindeutige Bilanz
In Federers Box herrschte Betrieb, nicht so sehr zwar wie in der von Mischa Zverev, aber neben Ivan Ljubicic und Pierre Paganini hatten sich noch einige andere Gäste eingefunden. Tobias Summerer hatte die Mayer´sche Box exklusiv für sich - ebenso wie jene von Maximilian Marterer am Montagabend. Summerer lehrt an der Tennisbase in Oberhaching, wenn ein Spieler wie Marterer unbetreut auf einem Turnier weilt, hilft der Ex-Profi selbstredend aus. Florian Mayers Allianz mit Tobias Summerer ist von außerordentlicher Loyalität geprägt - war dies vor allem auch in jenen Zeiten, da Mayer verletzungsbedingt für längere Zeit aussetzen musste.
Gegen Roger Federer geht der Titelverteidiger von Halle als Außenseiter auf den Court, in sieben Begegnungen mit dem "Maestro" hat Mayer erst einen Satz gewonnen. In Halle haben sich die Beiden schon dreimal getroffen, die letzte Konfrontation datiert vom vergangenen Jahr in Stuttgart. Federer setzte sich da knapp zweimal im Tiebreak durch.
"Federer hat in den letzten Matches extrem aggressiv gespielt, immer wieder die Chip-and-Charge-Variante gewählt", sagt Tobias Summerer. Der Schlüssel für seinen Schützling werde sein, selbst initiativ zu werden.
Die gute Nachricht für Florian Mayer indes: Roger Federer hat in diesem Jahr gegen keinen Spieler aus den Top 100 verloren. Sehr wohl aber gegen zwei, die weit außerhalb standen: Evgeny Donskoy in Dubai und zuletzt Tommy Haas in Stuttgart. Mayer ist im Moment auf Platz 134 notiert.
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