Alexander Zverev – „Heute hat mir geholfen, auf dem Boden zu bleiben“

Wie geht es für Alexander Zverev weiter nach dem Höhenflug beim ATP-Turnier in Hamburg?

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.07.2014, 08:35 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Alexander Zverev ging am 30. Juni als Nummer 665 der Weltrangliste in das ATP-Challenger in Braunschweig. Am 21. Juli wird der 17-Jährige bereits die Nummer 161 der Welt sein. Zverev legte innerhalb von drei Wochen eine Blitzkarriere bei den Profis hin. Zunächst der Turniersieg in Braunschweig, dann die unglückliche Auftaktniederlage beim ATP-Turnier in Stuttgart gegenLukas Rosol, und schließlich der sensationelle Einzug ins Halbfinale bei seinem Heim-ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum, bei dem er nicht nur seinen ersten Hauptfeldsieg bei einem ATP-Event feierte, sondern auchauf den Spuren von Rafael Nadal wandelte.

„Habt ihr mal mein Geburtsdatum gesehen?“

Auch die glasklare 0:6-1:6-Halbfinalniederlage gegen David Ferrerkonnte die fantastische Bilanz von Zverev in Hamburg nicht trüben. Ferrer war trotz der Kurzarbeit voll des Lobes für den 17-jährigen Deutschen. „Sein Spiel ist beeindruckend, er wird einmal ein Top-Ten-Spieler."Eine ähnliche Einschätzung hat auch Michael Stich,Turnierdirektor am Rothenbaum. „Wenn Zverev so weiter macht, dann 2016 oder 2017. Wenn es früher ist, bin ich auch nicht böse drüber", meinte Stich im Interview mit „ran.de" auf die Frage, wann Zverev die Top Ten knacken könnte. Dass man mit zwei erfolgreichen Turnieren noch längst kein zukünftiger Top-Ten-Spieler ist, wird der 17-Jährige sicherlich auch im Hinterkopf haben.Bernard Tomicgilt hier als mahnendes Beispiel, der nach einer glanzvollen Juniorenkarriere und starkem Beginn bei den Profis seit einiger Zeit in der Krise steckt.

Zverev weiß seine Leistungen realistisch einzuschätzen. „Habt ihr mal mein Geburtsdatum gesehen? Ich bin 17 und werde erst nächstes Jahr 18", sagte der Teenager nach seiner Niederlage gegen Ferrer, im ersten Match gegen einen aktuellen Top-Ten-Spieler. „Heute hat mir geholfen, auf dem Boden zu bleiben und nicht abzuheben. Ich bin noch nicht da, wo ich sein möchte und habe gesehen, was mir noch fehlt. Ein Ziel ist es, im nächsten Jahr in Hamburg nicht auf die Wildcard angewiesen zu sein", erklärte er. Durch die starken Auftritte in Braunschweig und Hamburg sowie dem gewaltigem Sprung in der Weltrangliste ist Zverev nicht mehr drauf angewiesen, bei kleineren Turnieren Punkte zu sammeln, sondern kommt mit seiner Ranglistenposition ohne Wildcard in die Hauptfelder bei den Challengers oder in die Qualifikation für ATP-Turniere der 250er-Kategorie.

Umag statt Oberstaufen

Anstatt wie geplant in der kommenden Woche beim ATP-Challenger in Oberstaufen anzutreten, spielt der 17-Jährige gleich das nächste ATP-Turnier, und zwar im kroatischen Umag. Möglich macht dies die Regelung mit dem sogenannten Special Exempt. Da Zverev wegen seiner Halbfinalteilnahme in Hamburg nicht die Möglichkeit hatte, beim Turnier in Umag in der Qualifikation anzutreten, rutscht er automatisch ins Hauptfeld, obwohl er von der Ranglistenposition weit entfernt von einer direkten Teilnahme war. In der ersten Runde des Sandplatzturniers in Umag trifft er auf den 33-jährigen SpanierAlbert Montanesund würde bei einem Sieg im Achtelfinale gegen den topgesetzten ItalienerFabio Fognini, derzeit Nummer 15 der Welt, spielen.

In fünf Wochen beginnt das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres, die US Open. Aller Voraussicht nach wird Zverev dort seine Grand-Slam-Premiere in der Qualifikation feiern. Bestätigt der Youngster die Leistungen der vorangegangenen Tage, hat er gute Chancen bereits mit 17 Jahren und vier Monaten sein erstes Hauptfeld bei einem „Major" zu erreichen. Der Fokus bei Zverev liegt von klein auf komplett auf Tennis. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Teenager hat derzeit weder eine eigene Webseite, eine Facebook-Seite oder ein Twitter-Profil. Nur auf dem Fotodienst Instagram ist der Norddeutsche aktiv, sofern es sich um ein offizielles Profil handelt. „Alles, was ich mache, ist mit Tennis verbunden. Mir gefällt es so. Ich kenne kein anderes Leben und möchte auch keins", erklärte Zverev. Bleibt der 17-Jährige seiner Devise treu, steht einer erfolgreichen Profikarriere nicht viel im Weg.

von tennisnet.com

Sonntag
20.07.2014, 08:35 Uhr