ATP Hamburg: Lorenzo Musetti - Meisterprüfung bestanden
Mit seinem spektakulären Erfolg beim ATP-Tour-500-Event in Hamburg hat Lorenzo Musetti bereits als zehnter Spieler in der laufenden Saison erstmals ein Turnier auf der ATP-Tour gewonnen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.07.2022, 23:29 Uhr
Der Sonntagnachmittag hatte für Lorenzo Musetti alle Zutaten zu einem epischen Desaster: Der 20-jährige Italiener stand in seinem ersten Endspiel auf ATP-Tour-Ebene überhaupt, hatte Carlos Alcaraz so gut im griff wie auf Sand schon länger niemand mehr. Und lag im Tiebreak des zweiten Satzes mit 6:3 in Führung. Gut, Musetti hatte schon beim Stand von 5:4 zwei Matchbälle nicht nutzen können, aber jetzt sollte es doch bitteschön so weit sein. Drei Fehler später stand es 6:6, Musetti schloss den zweiten Akt mit einem Doppelfehler ab.
Wer hätte da noch auf eine Niederlage von Alcaraz wetten wollen? Es war nicht der beste Tag, den der Spanier zur Verwendung hatte, aber jetzt würde er doch sicherlich nicht mehr zurückschauen und seinen fünften Turniersieg 2022 einfahren. Es ist bekanntlich nicht so gekommen. Was einer bestandenen Meisterprüfung für Lorenzo Musetti gleichkommt.
Dass Musetti aufregendes, variantenreiches Tennis spielen kann, ist in der Szene hinlänglich bekannt. Irgendwie hat das aber in der laufenden Saison nicht so geschmeidig funktioniert, 13 Siege standen vor Hamburg 16 Niederlagen gegenüber. Am Rothenbaum wäre beinahe schon in Runde eins Pleite Nummer 17 dazugekommen, Dusan Lajovic konnte allerdings mit zwei Matchbällen gegen Musetti nichts anfangen.
Musetti in Umag gegen Bedene
Und nun steht Musetti nicht nur auf Position 31 in den ATP-Charts, was ihm beim nächsten Major in New York City eine Setzung einbringen würde, nein, er ist auch schon der zehnte Spieler, der 2022 erstmals als Turniersieger anschreibt. Und das gleich bei einem 500er und im ersten Anlauf. Was nicht zu unterschätzen ist: Denn Félix Auger-Aliassime benötigte neun Fehlversuche, bevor er im Februar in Rotterdam endlich einen Siegerpokal im Einzel hochhalten durfte. Trauma überwunden. Auch wenn „FAA“ seitdem nicht einmal mehr ein Finale erreicht hat.
Aber wie das halt so ist im Tenniszirkus: Ausgiebige Feiern sind so gut wie ausgeschlossen, für Lorenzo Musetti (und auch Carlos Alcaraz) geht es schon in dieser Woche in Umag weiter. Während Alcaraz als Titelverteidiger ganz große Ambitionen hegt, sollte man die Erwartungen an den frisch gekürten Champion von Hamburg wohl ein klein wenig tiefer hängen. Seine Meisterschaft hat Lorenzo Musetti nun ja eindrücklich unter Beweis gestellt. Da könnte ein Erstrunden-Match gegen Aljaz Bedene in der Hitze von Umag schon zum Stolperstein werden.
Hier das Einzel-Tableau in Umag