ATP Hamburg: Zhizhen Zhang sieht sich nicht als Geheimfavorit
Der Vormarsch der chinesischen Tennisprofis nun auch auf der ATP-Tour geht fast unaufhaltsam voran. Zhizhen Zhang schlägt in dieser Woche beim ATP-Tour-500-Turnier in Hamburg auf.
von Florian Heer
zuletzt bearbeitet:
24.07.2023, 12:03 Uhr
Von Florian Heer aus Hamburg
„Das Herrentennis in China ist seit vielen Jahren ein Mythos“, wurde der chinesische Journalist Zhang Bendou Anfang 2022 im Australischen Tennis Magazine zitiert. „China kann neben vielen anderen großartigen Dingen auch Raketen ins All schicken, aber wir konnten einfach keinen einzigen ATP-Top-100-Spieler hervorbringen. Wir haben zu lange gewartet.“
Das Warten hat jedoch ein Ende, denn ein spannendes Trio – bestehend aus Zhizhen Zhang, Yibing Wuh und Junsheng Shang - hilft China dabei, sich als neue Kraft im Herrentennis zu etablieren. Zhang ist dabei der erste Spieler seines Landes, dem der Sprung in die Top 100 der ATP-Weltrangliste gelungen ist. Mit dem Erreichen des Viertelfinals beim ATP-Event in Neapel im Oktober vergangenen Jahres war es so weit. Heute steht der 26-jährige sogar bereits auf Position 70 der Welt.
Lächeln im Hamburger Regen
Zhang ist auch der einzige männliche Repräsentant Chinas bei den an diesem Wochenende startenden Hamburg European Open. So sitzt der 1,93 Meter Hüne aus Shanghai am regnerischen Samstagnachmittag am Rothenbaum unter einem Schirm und beantwortet Fragen in einer kleinen Journalistenrunde. Bedröppelt schaut Zhang dabei keineswegs drein. Ganz im Gegenteil.
„Es regnet wieder“, antwortet er in eloquentem Englisch auf die Frage, was er mit Hamburg verbindet und lacht. Bereits vor zwei Jahren war er in der Hansestadt am Start. „Damals war es vor meinem ersten Training fast noch schlimmer. Aber ich kenne nun die Bedingungen und vielleicht hilft mir das in dieser Woche.“
2021 verlor Zhang sein Erstrundenmatch gegen den Argentinier Federico Delbonis noch glatt in zwei Sätzen. Aber der Rechtshänder hat seitdem eine enorme Entwicklung vollzogen. Zhang verkörpert einen modernen Spielertypus: hoch aufgeschossene Statur, mit einem harten Aufschlag und einem kraftvollen Grundlinienspiel, bleibt dabei aber sehr beweglich auf dem Platz.
Geheimfavorit Zhang
Für Andrea Petkovic, Turnierbotschafterin bei den Hamburg European Open, gehört Zhang deshalb nicht nur zu einem der Geheimfavoriten beim diesjährigen ATP-500-Turnier, sondern sie sieht den Chinesen auch als einen zukünftigen Superstar der Tour.
Konfrontiert mit den Lobeshymnen der ehemaligen Top-10-Spielerin aus Deutschland, zeigt sich Zhang bescheiden. „Ich bin sehr überrascht, das zu hören. Aber es freut mich natürlich auch“, antwortet Zhang und lächelt wieder. „Ich denke jedoch, dass ich noch weit von diesem Level entfernt bin. Ich habe mich nun unter den Top-100 etabliert, aber es ist noch ein weiter Weg. Jetzt gilt es das Niveau zu halten. Man muss kontinuierlich gute Leistungen zeigen und sich dabei versuchen stetig zu verbessern.“
Ein weiterer Schritt könnte dabei das traditionsreiche Turnier im hohen Norden darstellen. Zhang, der in dieser Saison bereits bei den deutschen Events in Koblenz, Stuttgart und Halle am Start war, wird in Hamburg in der ersten Runde auf einen Qualifikanten treffen.
Vielleicht ist das ein Vorteil? „Erst kürzlich habe ich gegen einen Qualifikanten in der ersten Runde verloren“, entgegnet Zhang und fügt lächelnd hinzu.
„Der ist dann bis ins Halbfinale vorgedrungen. Jedes Turnier ist unterschiedlich und es gibt so viele gute Spieler, gerade auf Sand. Manchmal ist es vielleicht sogar einfacher gegen einen der Top-gesetzten Spieler zu beginnen.“