ATP: Lukas Neumayer im Interview: "Wenn ich gut trainiere, kommen die Erfolge von selbst"

Vor der neuen Saison 2025 durften wir mit der Salzburger Tennishoffnung Lukas Neumayer über seine Ziele, seinen Trainingsalltag und seine Sicht auf das österreichische Herren-Tennis sprechen.

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 23.12.2024, 17:18 Uhr

Lukas Neumayer möchte sich in den nächsten Jahren in den Top 100 etablieren
© GEPA pictures

Zunächst einmal vielen Dank, Lukas, dass Du Dich bereit erklärst, uns ein paar Fragen zu beantworten, die uns als österreichische Tennisfans unter den Nägeln brennen. Legen wir gleich los:

Wie war die vergangene Saison für Dich? Du hast Dich weiter auf der ATP-Challenger-Tour etabliert, einige Viertelfinal-Teilnahmen errungen und bist in Telfs (ITF-M-25), Tulln (ATP-Challenger 100) und zuletzt in Montemar (ATP-Challenger 75) jeweils im Finale gestanden und hast Dich auch kontinuierlich in der Rangliste wieder Richtung Top 200 hochgearbeitet.

Mit der Saison bin ich nicht wirklich unzufrieden, aber ich bin jetzt auch nicht mega zufrieden. Womit ich sehr zufrieden bin, ist die zweite Saisonhälfte, weil die war richtig gut. Also so ab Sommer, ab Tulln, Kitzbühel, Salzburg, da, ab diesen Turnieren war die Saison dann echt okay. Aber vor allem die erste Hälfte war leider schlecht. Eigentlich nicht wirklich spielerisch. Ich habe das Jahr in Südamerika begonnen. Da habe ich echt gute Matches gespielt, aber ich habe sie nicht gewonnen. Ich habe extrem enge Matches verloren, das habe ich dann irgendwie so ein bisschen weitergezogen. Ich bin sehr glücklich, dass ich noch einmal gut zurückgekommen bin im Jahr und mich für Australien qualifiziert habe. Das war schon ein großes Hauptziel.

Welche Fortschritte hast Du im vergangenen Jahr konkret für Dich gemacht? Was bedeutet es Dir auch, in diesem Jahr Deinen ersten Sieg auf der großen ATP-Tour geholt zu haben? Noch dazu in einem richtig dramatischen Match in Kitzbühel gegen Landsmann Sebastian Ofner.

Was Fortschritte betrifft, finde ich, dass ich körperlich nochmal einiges zugelegt habe, dass ich mich körperlich nochmal verbessert habe. Ich habe überhaupt keine Verletzungen gehabt. Ich habe das ganze Jahr ein, zwei Turniere leicht mit dem Rücken kämpfen müssen, aber sonst war wirklich überhaupt nichts. Ich glaube, dass ich da in der Vorbereitung im Jahr davor schon einen guten Sprung gemacht habe und körperlich nochmal was dazugelegt habe. Das war sehr gut. Aber ich glaube, dass ich auch spielerisch nochmal einiges verbessert habe. Vor allem am Ende hat man das, glaube ich, ganz gut gesehen. Oder auch schon teilweise während der Saison in ein paar Matches. Die Grundschläge sind sehr stark. Ziel ist nur, dass ich in den Matches dann auch so schnell spiele wie im Training. Das geht aber alles in eine gute Richtung. Und was Kitzbühel angeht: Heuer war extrem besonders. Wahrscheinlich, wenn ich mich so zurückerinnere der besonderste Moment im ganzen Jahr. Ich war gerade in keiner leichten Phase. Und dann, zufälligerweise, habe ich noch eine Wildcard gekriegt vom Turnier und vom Alex (Anm: Turnierdirektor Alex Antonitsch). Das ist dann schon richtig gut gekommen. Das gab dann nochmal einen positiven Schwung für die restliche Saison.

Lass uns bitte kurz an Deinem Trainingsalltag teilhaben. Wie sieht Dein aktuelles Team aus und wo trainierst Du, wenn Du nicht gerade auf Tour bist?

Ich war jetzt gerade drei Wochen auf Teneriffa, weil wir dort immer die Vorbereitung machen für die kommende Saison. Ich kann einmal beschreiben, wie dort das Training so ausschaut. Wenn wir in der Früh angefangen haben, gab es gleich eine Fitness-Session, zweimal die Woche haben wir auch Kraft gemacht. Dann haben wir Sprints, Intervalle und Schnelligkeit trainiert. Der Teil ging jeweils von 8.30 bis 10.00 Uhr. Dann haben wir um 10.00 Uhr Tennis trainiert. Bis zu keiner bestimmten Zeit, die Einheiten waren eher unterschiedlich, auch je nachdem, wie wir uns körperlich gefühlt haben. Aber sagen wir mal so von 10.00 bis 13.00 Uhr. Dann haben wir eine Mittagspause gehabt, zwei oder drei Stunden. Und dann nochmal circa zwei Stunden Tennis trainiert oder anderthalb. Also wir sind schon so auf circa viereinhalb bis fünf Stunden Tennis gekommen am Tag. Und danach war noch Physiotherapie, also Physio oder einfach nur regenerieren. Und jetzt bin ich gerade noch zu Hause in Salzburg. Da trainiere ich natürlich auch weiter. Sieht auch ziemlich ähnlich aus am Tag. Vielleicht mit dem Unterschied, dass ich ein bisschen weniger Tennis trainiere. Mein Team besteht nach wie vor aus den selben Leuten: Ich trainiere mit Günter Bresnik, bei den Turnieren begleiten mich Gerald Kamitz oder Richard Ruckelshausen und für meine Fitness ist Dominik Distelberger verantwortlich.

Nagt es etwas an Dir, dass Dir bei den Finalteilnahmen noch nie der schlussendliche Turniersieg geglückt ist? Woran musst Du da konkret noch arbeiten?

Ja, natürlich ist es ärgerlich, dass ich jetzt schon einige Challenger-Finals nicht gewinnen konnte. Aber ich sehe es ein bisschen anders. Ich sehe es so, dass ich noch nie ein Challenger-Halbfinale verloren habe. Also wenn ich ins Halbfinale gekommen bin, habe ich auch immer das Match gewonnen. Man kann es also auch so sehen. Aber natürlich wäre das große Ziel, das nächste Mal zu gewinnen. Wenn ich die Finale so hernehme, merkt man schon, dass es vom Level ein bisschen runtergegangen ist bei mir, im Vergleich zum Semifinale oder den Matches davor. Also ich weiß nicht, vielleicht ist es ein bisschen Respekt oder Nervosität. Aber ich hoffe, dass ich das nächste Mal gewinnen kann.

Was sind Deine Ziele für die kommende Saison. Bist Du eher der Typ für konkrete Vorhaben oder lebst Du zu 100% im Moment?

Grundsätzlich sind es schon immer Ranking-Ziele die ich für die Saison habe. Das Hauptziel in den nächsten Jahren ist, dass ich in die Top 100 komme. Aber jetzt ist es erst einmal gut, dass ich mich etabliere und fix in den Top 200 stehe, damit ich auch jeden Grand Slam spielen kann. Aber ich lebe schon eher im Moment. Ich versuche, dass ich jeden Tag so gut wie möglich nütze oder so gut wie möglich trainiere. Wenn ich gut trainiere, kommen die Erfolge von selbst. Aber das Hauptziel ist, dass ich in den nächsten Jahren in die Top 100 komme.

Wie stellt sich für Dich allgemein das österreichische Herrentennis derzeit dar? Wo siehst Du die größten Probleme, welche positiven Impulse nimmst Du wahr?

Der Abgang von Dominic Thiem hat natürlich eine Lücke hinterlassen. Er war ein unglaublich guter Spieler, durch den das Tennis bei uns in den letzten Jahren wieder so groß geworden ist. Durch ihn haben so viele neue Kinder zum Tennis spielen angefangen. Er war eine Inspiration für alle. Das schmerzt natürlich schon, aber man sollte es auch so sehen, das er vieles hinterlassen hat im Tennis, und uns gezeigt hat, was möglich ist. Wir jüngeren Spieler, die jetzt noch auf der Tour sind, wie Filip Misolic, Jurij Rodionov, Joel Schwärzler und ich, können daraus viel lernen. Und natürlich der Ofi (Anm: Sebastian Ofner), der leider zuletzt verletzt war. Aber es sind schon noch einige Spieler da, die das Potenzial haben, in den nächsten Jahren in die Top 100 zu kommen. Ich glaube, wenn da die richtigen Schritte gemacht werden, dass das Tennis in Österreich eine gute Zukunft haben kann. Auch die Turnierlandschaft wird jedes Jahr viel besser. Wir haben schon vier Challenger-Turniere im Jahr, was extrem viel ist für so eine kleine Nation, einige Futures und zwei ATP-Turniere, Das hat vor ein paar Jahren noch ganz anders ausgeschaut. Ich glaube von dem her schaut es für Tennis-Österreich ganz gut aus.

Das sind ja sehr hoffnungsvolle Aussichten von Dir, passend zur Jahreszeit. Vielen Dank dafür, Lukas, frohe Festtage, einen guten Rutsch und eine für Dich großartige Saison 2025.

Das Gespräch führte Stefan Bergmann. Wir danken dem ÖTV für die Unterstützung bei der Interviewkoordination.

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