ATP-Masters: Zum Comeback von Raonic - Schön, Dich wiederzuesehen, Milos!
Meinungen und Standpunkte können sich im Laufe des Lebens ändern - oft müssen sie es sogar. Eine Reflexion zum Heim-Comeback von Milos Raonic beim ATP-Masters-Turnier in Toronto.
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
09.08.2023, 15:44 Uhr
Am 2. Jänner 2015 ließ ich mich in einem Kommentar zur Top-Ten-Liste zum Ende dieser Spielzeit zu einer doch recht präpotenten Aussage hinreißen, die da lautete: "Auch wenn ich lieber einer Stubenfliege beim Erkunden meines Wohnzimmers zusehe, als Milos Raonic beim Tennisspielen, wird auch der Kanadier seinen Weg weitergehen." Mein damaliger Kollege Cristian Albrecht Barschel gab mir in einer Glosse zum Thema "Roboter-Tennis" ebenfalls recht.
Auch wenn sich die persönliche Meinung zur Spielanlage und der auf dem Platz gezeigten Persönlichkeit des gebürtigen Montenegriners nicht groß geändert hat, tut mir heute die getätigte Aussage doch irgendwie leid. Raonic hat zwei schwere von Verletzungen und anderen Krisen gezeichnete Jahre hinter sich, zeigte aber in der ersten Runde seines Heimturniers in Toronto gegen Frances Tiafoe Kämpferherz und bedinungslose Liebe zu seiner Sportart.
Trotz eines bitter und knapp verlorenen ersten Satzes zog sich der 32-Jährige aus der Bedroullie und feierte mit den heimischen Tennisfans seinen ersten Matcherfolg im Aviva Center seit fünf Jahren. Zur weiteren kritischen Reflexion meiner damaligen Aussage führte zudem die kleine ATP-Media-Story, die die Rückkehr Raonics auf die ATP Tour näher beleuchtet und interessante Einblicke in den "Backstage"-Bereich des renommierten Tennis-Events gibt.
Zu sehen ist darin ein Milos Raonic, dem die emotionale Anspannung in seiner Stimme, in seinen Blicken und Gesten anzusehen ist - durchaus subtil und dadurch um so sympathischer. "Ich fühle mich wieder sehr wohl. Ich kann wieder rausgehen und mich selbst ans Limit bringen. Das macht Spaß und ich spüre, dass es es wert war", endet der 1,96m-Hühne im Gespräch. Und ich merke, dass ich auch froh bin, ihn noch einmal auf der ATP-Tour spielen zu sehen. Tennis ist halt doch mehr, als die reinen Ballwechsel am Court.
Hier das Einzel-Tableau aus Toronto.