Männer, die Frauen verstehen
Das ATP-Turnier in der Wiener Stadthalle neigt sich dem Ende zu - zwei österreichische Tennislegenden sind dennoch noch immer voll im Einsatz.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
28.10.2017, 20:50 Uhr
Jürgen Melzer ist ein Mann, der die Frauen versteht. Vor allem die sporttreibenden Frauen, weshalb sich die österreichische Legende, gerade mal wieder nach einer Verletzung auf dem Weg zurück in den Tenniszirkus, noch schnell die Info abgeholt hat, wie denn Lindsey Vonn im ersten Durchgang des Damen-Riesentorlaufs in Sölden abgeschnitten habe. Platz 34, diese Auskunft sollte den großen Jürgen auf seinem Weg in die Kommentatoren-Kabine des ORF nicht weiter belastet haben.
Eben dort herrschen angenehme Arbeitsbedingungen, auch die Spieler fühlen sich in der seit Tagen bis zum letzten Platz gefüllten Wiener Stadthalle bestens. Auf einem Court, den Platzbauer Andi Kemmerer mit seinem Team täglich vermisst, man weiß ja nie. Die Profis spielen die Bälle schließlich so nah als möglich an die Linien, da zählt jeder Millimeter. Kämmerer war vor ein paar Wochen auch für den Belag in Prag zuständig, die Entwicklung des schwarzen Untergrunds hatte fast ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Dann aber zu einem Ergebnis geführt, das selbst dem Chefkritiker im Welttennis, Brad Gilbert, allerhögschden Respekt abgenötigt hat.
Muster im Fokus
Gilbert hat in Wien im Übrigen einmal gewonnen, 1986 war´s, im Endspiel gegen Karel Novacek. In einem Match, das als Vorlage für seinen Bestseller "Winning Ulgly" getaugt hätte, ältere Tennisfreunde werden sich daran erinnern. Nach Gilbert haben sich so illustre Namen wie Roger Federer, Tommy Haas, Pete Sampras oder Goran Ivanisevic in die Siegerliste der Stadthalle eingetragen - und die Veranstalter haben dies auch mit Bannern gewürdigt, die bis zum vergangenen Jahr den Center Court flankiert hatten.
Thomas Muster hatte im übrigen auch sein ganz persönliches Banner, wiewohl der beste österreichische Tennisspieler aller dokumentierten Zeiten in Wien nie den Siegerpokal hochhalten durfte. Dafür ist Muster, wie auch schon während der letzten Jahre, so etwas wie der Hausherr in der Stadthalle, lädt zu seinem täglichen Talk an den Stand des Titelsponsors. Dort hat er im vergangenen Jahr auch Mikaela Shiffrin, die beste Skifahrerin unserer Zeit, ins Kreuzverhör genommen. In dieser Woche gab der Paris-Sieger von 1995 der Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer die Ehre. Denn auch Thomas Muster ist ein Mann, der die Frauen versteht.