Wien-Blog #3: "Thiemsche Begeisterung"
Der Auftritt von Dominic Thiem war der erhofft spektakuläre - im täglichen Wien-Blog stellen wir euch Eindrücke aus der Wiener Stadthalle rund um das Turnier, die Stars und das Geschehen vor.
von Maximilian Kisanyik
zuletzt bearbeitet:
24.10.2017, 22:06 Uhr
Aus der Wiener Stadthalle berichtet Maximilian Kisanyik
Hinter verschlosseen Türen spielen sich herrliche Szenen in der Wiener Stadthalle ab. Zwei Stunden vor dem ersten Match tummelten sich prominente Gesichter in den Katakomben. Als einer der ersten auf dem Court stand Andy Murrays Bruder Jamie - ausgemachter Doppel-Spezialist und angenehmer Zeitgenosse - und bereitete sich auf sein Doppel vor. Die Return-Bewegung des Briten fällt klar unter die Kategorie "clean hitting".
Auch Unstimmigkeiten mit den angegebenen Trainingszeiten gehören zum Alltagsgeschäft der Profis. So wartete ein gut gelaunter US-Open-Finalist Kevin Anderson in den Gängen, bis sein gebuchter Platz frei gegeben wird. Den hatten sich Lucas Pouille und Guillermo Garcia-Lopez unter den Nagel gerissen. Kein Problem für den Südafrikaner, der die Dehnübungen einfach vor der Halle durchführte. Herrlich locker und ungezwungen das Treiben.
Natürlich werden bei den vielen Trainingseinheiten unzählige Bälle verbraucht. Für jede Training-Session bekommen die Profis zwei neue Balldosen. Nach einer halben Stunde auf dem Platz werden die gelben Filzkugeln als alt und nicht mehr brauchbar zurückgegeben - jeder Hobbyspieler würde diese als komplett neu einstufen. Insgesamt verbraucht das Turnier rund 5760 Bälle während der Turnierwoche. Darunter fallen Spiel-, und Trainingsbälle, einige werden mit Autogrammen der Stars gespickt an die Fans verschenkt.
Thiem, Thiem, Thiem
Ein Leidtragender der Lob-Versuche, "miss hits" und Spaß-Schlägen von Zverev, Thiem und Co. ist die Dachkonstruktion der Stadthalle. Immer wieder prallen Bälle an den offenbar zu niedrigen Himmel. Auf Platz B - auch NextGen-Court genannt - ist es noch extremer. Das Dach der eigentlichen Sporthalle ist nur etwa zwölf bis 14 Meter hoch. An dieser Höhe scheiterte zum Beispiel am vergangenen Montag der Australier Bernard Tomic bei einem Lobversuch - sein Ball blieb noch auf seiner Spielhälfte an der Decke hängen. Mit einem kleinen Schmunzeln und belustigtem Kopfnicken nahm er den etwas ungewöhnlichen Fehler gelassen hin.
Das Wichtigste an diesem Dienstag war jedoch, dass dieser Wochentag kurzerhand in THIEMstag getauft wurde. Eine ganze Reihe WhatsApp-Gruppen wurden danach benannt und die Partie des Lokalmatadoren gegen den russischen Youngster Andrey Rublev hielt, was sie versprochen hatte.
Gerade raus muss man als neutraler Beobachter gestehen, dass dieser Rublev aus Moskau ein gieriges und talentiertes Biest auf dem Court ist. Dieses wusste der "Dominator" jedoch zu zähmen und brachte die Wiener Stadthalle zum Beben. Allgemein war es ein guter Tag für die rot-weiß-roten Fans: Dennis Novak kämpfte sich ebenfalls in das Achtelfinale, Sebastian Ofner musste sich knapp geschlagen geben.
Für alle Fans des gepflegten Volley-Spiels bot das Doppel der legendären Bryan-Brüder auf dem Center Court allen Grund zur Freude. Das beste Doppel aller Zeiten in Aktion zu sehen ist eine absolut bereichernde Erfahrung. Was die Themen Abstimmung, Platzbeherrschung und blindes Verständnis angeht sind Bob und Mike einsame Spitze. Eine Augenweide!