Pouille neuer Kaiser von Wien
Lucas Pouille hat erstmals das ATP-Turnier in Wien gewonnen. Er setzte sich im Endspiel gegen seinen französischen Landsmann Jo-Wilfried Tsonga in zwei Sätzen durch und holte sich nach Stuttgart und Budapest seinen dritten Titel 2017.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
29.10.2017, 15:22 Uhr
Von Jens Huiber aus Wien
Yannick Noah hat man dieser Tage nicht in der Wiener Stadthalle gesichtet - dabei hätte der französische Davis-Cup-Chef allen Grund gehabt, sich in die österreichische Bundeshauptstadt zu begeben. Es sei denn, Noah hat die Nominierung für das Endspiel gegen Belgien für sich selbst schon vollzogen, dann hat der French-Open.Champion von 1983 seinem Verband immerhin die Reisekosten erspart.
Lucas Pouille weiß jedenfalls noch nichts von einem eventuellen Startplatz im französischen Team. Seine Chancen dürften sich nach souveränen dem 6:1, 6:4-Finalsieg gegen Jo Wilfried-Tsonga aber keineswegs verschlechtert haben.
Pouille hatte sich das Halbfinale von Tsonga gegen Kohlschreiber offenbar gut angesehen, agierte wie der Deutsche sehr offensiv, vor allem in Richtung der Rückhand seines Gegners. Und der Außenseiter schlug als Erster zu, holte sich mit seinem dritten Breakball das 3:1. Unterstützt von einem Doppelfehler Tsongas. Letzterer wirkte, ähnlich wie in der Anfangsphase seines Viertelfinales gegen Alexander Zverev, etwas schlampig, Pouille legte gleich das nächste Break zum 5:1 nach. Ein Spiel später, nach 30 Minuten war der erste Satz Geschichte. Und hinterließ ein ratloses Publikum in der beinahe vollen Stadthalle.
Mit Pouille und Tsonga standen sich im Finale am Sonntag im Übrigen zwei der erfolgreicheren Spieler 2017 gegenüber: Pouille war bei den Turnieren in Stuttgart und Budapest erfolgreich gewesen, Tsonga seinerseits in Rotterdam, Marseille, Lyon und zuletzt in Antwerpen. Was beiden Spielern fehlte, waren die großen Ergebnisse bei den Majors und den 1000er-Turniere
Späte Probleme als Aufschläger
Tsonga begann den zweiten Satz mit neuen Bällen. Und einem soliden Aufschlagspiel. Die Besserung des Vorjahres-Finalisten und Siegers von 2011 hielt indes nur kurz an, im fünften Spiel schlug Pouille als Rückschläger schon wieder zu. Auch weil sich die aktuelle Nummer 24 der Welt deutlich besser bewegte als sein erfahrenerer Landsmann. Pouille ließ sich seinen größten Karriere-Erfolg jedenfalls nicht mehr nehmen, servierte souverän weiter - auch wenn er bei 4:3 nach einem 40:0-Vorsprung noch einmal einen Breakball abwehren musste. Tsonga erweckte nicht den Eindruck, wonach in ihm noch ein großes Comeback steckte - da half auch die Unterstützung von den Rängen wenig.
Nach lediglich 71 Minuten durfte Lucas Pouille die Arme gen Hallendach strecken. Und sich nicht nur über seinen insegsamt vierten Turniersieg auf der ATP-Tour, sondern auch über 500 Punkte für die Weltrangliste und ein Preisgeld von 438.505.- Euro freuen.
Für die beiden Franzosen geht es nun umgehend nach Paris, wo das Los Lucas Pouille eine interessante Konstellation zugedacht hat: Er bekommt es gleich in Runde eins mit Kyle Edmund zu tun, den er doch gerade erst in der Vorschlussrunde von Wien besiegt hatte. Jo-Wilfried Tsonga genießt zum Auftakt ein Freilos - ein dringend benötigter Sauerstoffschub für die letzten paar Schritte zum Gipfel. So hatte Tsonga seine Avancen, doch noch das ATP-Finale in London zu erreichen bezeichnet. Mit der Final-Niederlage von Wien ist der Weg noch steiler geworden.
Hier das Einzel-Tableau in Wien