„Simply The Best“ – Einlaufmusik im Tennis?
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
04.01.2016, 13:24 Uhr

Als "The Flying Scotsman" Gary Anderson und "Jackpot" Adrian Lewis gestern Abend die Bühne im "Ally Pally" in London zum Finale der Darts-WM betraten, wurde der Einmarsch der beiden Protagonisten heroisch inszeniert. Nach einer kurzen Spielervorstellung durch den "Caller" machten sich die beiden Finalisten mit einer Dame im Schlepptau auf den Weg zur Bühne und ließen sich von den Fans feiern. Was dabei nicht fehlen durfte: die passende auf den Spieler zugeschnittene Musik. So lief Anderson mit dem Song "Jump Around" von der Gruppe House Of Pain ein. Lewis kam mit "Reach up" von den Perfecto Allstarz auf die Bühne, was die Fans immer wieder zum Mitgröhlen veranlasst. Der "Walk On" der Dartspieler ist legendär, vor allem von Legende Phil Tayler, der mit "The Power" von Snap die Halle zum Kochen bringt.
Der Einmarsch der Dartspieler ist die perfekte Einstimmung auf das Match. Musik löst bei fast jedem Menschen große Emotionen aus und ist ein Stimmungsverstärker. Die Frage ist, ob man sich diese Tatsache auch im Tennis zunutze machen sollte und die Stars mit einer Einlaufmusik auf den Platz schickt. Der Einmarsch wird zwar bei einigen Turnieren, wie bei den ATP World Tour Finals in London, mit Musik, Lichteffekten und anderen Dingen inszeniert, doch eine persönliche Einlaufmusik haben die Spieler nicht. Warum eigentlich nicht? Im Boxen oder auch im Wrestling betreten die Kämpfer schließlich auch mit ihrer ausgewählten Musik den Ring. Tennis ist wie Darts und Boxen eine Sportart, in der sich zwei Spieler bzw. Spielerinnen direkt gegenüberstehen. Eine personalisierte Einlaufmusik würde ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal für die Spieler kreieren und vielleicht den zusätzlichen Kick verschaffen, wenn man mit seiner Lieblingsmusik den Platz betritt. Victoria Azarenka zum Beispiel kommt stets mit Kopfhörern auf den Platz und hört dabei die Musik, die sie auf das Match einstimmt.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Man kann ruhig spekulieren, mit welchen Songs die Stars den Platz betreten würden bzw. welche Lieder zu ihnen passen. So könnte beim Einmarsch von Roger Federer der Song "Simply The Best" von Tina Turner gespielt werden. Novak Djokovic könnte mit "The Joker" (auch wenn er "Djoker" genannt wird) von der Steve Miller Band einlaufen, während Andy Murray mit der schottischen Nationalhymne gespielt von Dudelsäcken einen passenden "Walk On" haben würde. Wie wäre es mit "Vamos A La Playa" für Rafael Nadal, "Born in the USA" für Serena Williams oder der James-Bond-Song "From Russia With Love" für Maria Sharapova. Natürlich kann man zu einigen Liedern auch eine moderne und fetzigere Version kreieren oder gleich die passende Neukomposition in Auftrag geben. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Tennis ist ein traditionsreicher Sport und soll es auch bleiben, aber gleichzeitig ist es ein Unterhaltungsprodukt wie jede andere Sportart auch. Man darf ruhig mit der Zeit gehen, ohne dabei den Kern der Sportart zu verändern. Es gibt viele Möglichkeiten, Tennis attraktiver und kurzweiliger zu gestalten, ohne dabei im Regelwerk rumzupfuschen. Bei den US Open wird seit einigen Jahren Musik beim Seitenwechsel gespielt. Die Spieler scheint dies nicht zu stören. In Wimbledon, das von Traditionen lebt, muss man zwar nicht gleich alles auf den Kopf stellen, aber ich erinnere mich immer wieder gerne an den "People's Monday" im Jahr 2001 zurück, als die Karten für das Wimbledonfinale zwischen Goran Ivanisevic und Patrick Rafter in den freien Verkauf gingen und eine noch nie dagewesene Atmosphäre auf dem Centre Court herrschte. Beim Blick auf die Bilder bekomme ich stets eine Gänsehaut. Eine personalisierte Einlaufmusik im Tennis würde vielleicht auch dafür sorgen, dass das Stadion gleich zu Beginn voll ist, weil jeder dieses Spektakel sehen möchte. Das obligatorische Einspielen könnte man dann verkürzen oder gar abschaffen, wenn die Spieler bereits zu Beginn vorgestellt werden.