Australian Open: Wolfgang Thiem - „Grigor Dimitrov bringt das perfekte Paket mit“
Nach dem Sieg gegen Nick Kyrgios ist für Dominic Thiem vor dem Achtelfinale gegen Grigor Dimitrov. Und von dem hat Vater Wolfgang Thiem eine ganz hohe Meinung.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
13.02.2021, 13:42 Uhr
Ein Fünf-Satz-Match in der Night Session mit einem ab Mitternacht drohenden Lockdown: Nein, der Freitagabend in Melbourne hätte für Dominic Thiem und Nick Kyrgios auch weniger atmosphärisch dicht verlaufen können als tatsächlich geschehen. Was, wenn Diego Schwartzman nicht so lautlos gegen Arslan Karatsev ausgeschieden wäre. Und Thiem und Kyrgios das Schicksal von Novak Djokovic und Taylor Fritz erlitten hätten, bei denen die Fans aus der Rod Laver Arena rechtzeitig hinaus komplimentiert wurden.
Kyrgios jedenfalls hatte von Beginn an keine Gelegenheit auszulassen, um sich und das Publikum zu pushen. Schon nach dem ersten Spiel - einem fast geschenkten Break von Thiem - animierte der Lokalmatador die Fans in einer Art und Weise, als hätte er gerade das Re-Break zum 5:5 im fünften Satz geschafft. Was ihm aber nicht gelang. Auch, weil Dominic Thiem nichts an sich herankommen ließ.
„Auf das eingehen, was ein Spieler braucht“
„Dominic ist von Haus aus kein Typ, der sich am Platz von den Spompanadln beeindrucken lässt“, erklärte Vater Wolfgang Thiem also gegenüber tennisnet. In Sachen Publikum stört es ihn eher mehr, wenn gar keine Leute da sind. Die Emotionen waren super, es war eine Riesenstimmung. Es waren, glaub ich, 7.000 Leute im Stadion.“ Seit einem Jahr wäre es das erste Mal gewesen, abgesehen vom Auftritt bei der Adria Tour in Belgrad, dass es eine so gut besuchte Tribünen gegeben hätte.
„Wir haben schon ausgemacht, dass er sich von Beginn an relativ ruhig verhalten sollte“, so Wolfgang Thiem weiter. „Aber das ist eh sein Naturell.“ Und dementsprechend sei auch da Coaching in der Box von sich gegangen. „Ich muss ja auf das eingehen, was ein Spieler braucht.“ Es sei kein Parameter, wenn die Leute in der Box sich aufführten oder eben eine andere Art der Betreuung wählen. „Nur, weil jemand herum hupft, ist er noch lange kein guter Coach.“
Dimitrov mit Ähnlichkeit zu Federer - und zu Thiem
Zu sagen, dass Wolfgang Thiem vom kommenden Gegner seines Sohnes eine hohe Meinung hätte, ist weit untertrieben. „Grigor Dimitrov ist einer der komplettesten Tennisspieler, die es gibt. Vom Service über die Vorhand, Rückhand, Rückhand-Slice, Spiel nach vorne, Position am Platz, Bälle früh nehmen, defensiv und körperlich gut: Da ist alles da. Dimitrov ist als Paket eigentlich perfekt.“
„Natürlich hat er eine gewisse Ähnlichkeit mit Roger Federer, das ist eh klar. Es sind aber auch einige Parallelen zu Dominic festzustellen, so wie beide den Rückhand-Slice einsetzen, wie beide von der Defensive umschalten können.“ Es werde in jedem Fall ein ganz anderes Match als gegen Kyrgios werden. Weil der lebe in erster Linie von seinem ersten Aufschlag, der den jeweiligen Gegner von Anfang an in Bedrängnis bringe.
Es ist also angerichtet für ein Treffen der Tennisästheten am Sonntag. Bekanntlich ohne Fans auf den Rängen, bis mindestens Mittwoch wird in Melbourne ein Lockdown durchgezogen. Dass Dimitrov, der in der Bilanz gegen Thiem mit 3:2-Siegen führt, aufgrund seiner Kurzvorstellung gegen Pablo Carreno Busta einen körperlichen Vorteil hätte, kann Alex Stober, Thiems Physiotherapeut, jedenfalls ausschließen: „Dominic ist topfit.“
Hier das Einzel-Tableau bei den Australian Open