Beendet Karolina Pliskova ihren Wimbledon-Fluch?
Karolina Pliskova ist in bestechend guter Form, ihr Spiel wie gemacht für Rasen, aber bislang lief in Wimbledon nicht viel zusammen. Woran liegt das - und ändert es sich 2019?
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
05.07.2019, 06:51 Uhr
Vor zwei Jahren, beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart, als Karolina Pliskova zu Wimbledon befragt wurde, schien sie selbst etwas ratlos. Warum es dort einfach nicht laufe, wurde sie gebeten zu erläutern - aber Pliskova wusste es nicht so recht.
Denn Pliskova und das Gras, es ist eigentlich ein Erfolgsgeschichte. Drei Turniere hat sie mittlerweile auf Rasen gewonnen (Nottingham 2016, Eastbourne 2017 und 2018), weiterhin zwei Finals erreicht (Birmingham 2015, Eastbourne 2016). Nur in Wimbledon will der Rasengott nicht mitspielen.
Bis 2016 hatte sie in schöner Regelmäßigkeit die zweite Runde im All England Club erreicht, war dann aber immer gescheitert. Wohlgemerkt an Spielerinnen, die auf Rasen wissen, was sie tun, an Petra Martic, an Sabine Lisicki oder an CoCo Vandeweghe. Und 2017 selbst, nach den Erklärungsversuchen von Stuttgart, an Magdalena Rybarikova. Im Vorjahr erreichte sie nun erstmals die Runde der letzten 16, bevor Kiki Bertens urplötzlich entschied, dass sie den Stempel der Sandplatzexpertin ablegen will.
Tennis frei nach Otto Rehhagel
In diesem Jahr wird der Name Pliskova also wieder mal genannt, wenn es um den engeren Favoritenkreis bei den Damen geht, und irgendwie scheint diesmal tatsächlich etwas anders zu sein. Erstmals in ihrer Laufbahn hat die 27-Jährige zwei Matches am Stück in Wimbledon ohne Satzverlust gewonnen, und mehr noch: Beim 6:0, 6:4-Zweitrundensieg über Monica Puig wirkte Pliskova in voller Kontrolle. 23 Winner bei nur 6 unerzwungenen Fehlern gelangen ihr, vor allem aber spielte sie eine feine kontrollierte Offensive, die den großen Otto Rehhagel, wäre er im Tennis tätig, mit Stolz erfüllt hätte.
Pliskova kann den Ball ja so wunderbar glatt schlagen kann, gemäß der alten tschechischen Schule, die die Erfindung des Topspins nach wie vor ignoriert. Aber sie schafft es zurzeit ebenso, nicht zu überpowern, nicht zu sehr die Linien zu bespielen, außer beim Aufschlag. Übersicht und Tempo mit Maß, keine blinde Klopperei, es sind die Schlüssel zu Pliskovas Erfolg bislang - und vielleicht zu ihrem erfolgreichen Jahr 2019.
Hier hat sie sich fast still und heimlich auf Platz 2 des Porsche Race to Shenzhen gespielt, während andere, wie die führende Ashleigh Barty (French-Open-Sieg), die drittplatzierte Petra Kvitova (Australian-Open-Finale) oder die vierplatzierte Naomi Osaka (Australian-Open-Sieg) die größeren Schlagzeilen geliefert haben. Ist nun Pliskova dran?
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Pliskova hofft auf den Centre Court
Die große Frage, die damit untrennbar verbunden ist, könnte die nach dem Gras sein. Das ist im Vergleich eher langsam in Wimbedon - und in diesem Jahr noch etwas mehr. "Ziemlich hoch", sei es, so ihr Gefühl, sagte Pliskova nach ihrer ersten Runde, in der sie sich gegen Lin Zhu vor allem in Durchgang zwei quälte. "Der Ball steht eher, fliegt und rutscht nicht richtig weg", erklärte sie, ihr Timing habe etwas gefehlt, sie habe die Bälle zu weit vorne getroffen.
In Runde zwei sei es nun besser gelaufen, der Aufschlag sei gekommen, sie habe sich bewegt, sei gut an den tiefen Bällen gewesen. "Ich fühle mich bereit, gegen die Mädels anzutreten, die schnell und flach spielen", sagte sie. Und was die Plätze angeht: "Ich kann mittlerweile drei Courts vergleichen: Ich habe mich auf dem 10er aufgewärmt, habe auf dem 2er gespielt und auf dem Centre Court." Letzterer sei "sicher der schnellste, das ist so viel besser als auf dem 2er."
In Runde drei wartet nun die trickreiche Su-Wei Hsieh auf Pliskova, die im Vorjahr Simona Halep entnervte - und auch Pliskova einige graue Haare vermitteln könnte. Beide Matches, die sie bisher gegeneinander gespielt haben, gingen weit bis in den dritten Satz hinein, einmal gewann Pliskova, einmal, in diesem Jahr in Dubai, Hsieh. Beide Matches seien "merkwürdig" gewesen, "vielleicht setzt sie auf Rasen noch mehr den Slice ein", überlegte die ehemalige Weltranglistenerste.
Pliskova aber spürt, ganz im Sinne einer Spitzenspielerin, das Heft in der eigenen Hand. "Ich denke, wenn ich schnell genug spiele, wird sie nicht genügend Zeit haben, um das zu tun, was sie immer tut", blickte sie optimistisch voraus. "Aber natürlich ist sie eine knifflige Aufgabe."