Mr. Haggerty - Was tun mit dem Davis Cup nach diesem Wochenende?
Ein Fest in Zagreb - was kommt als nächstes?
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
28.11.2016, 12:59 Uhr
Was mag sich David Haggerty gedacht haben, der Präsident des Internationalen Tennisverbandes (ITF), an diesem Sonntagnachmittag in Zagreb? Vier Stunden gespielt, die Halle steht Kopf, die argentinischen Fans drehen den Heimvorteil um, und Juan Martin del Potro und Marin Cilic haben noch nicht einmal ihren fünften Satz begonnen. Und das soll nun alles anders werden, der Davis Cup reformiert, verkürzt, die Halbfinal- und Finalspiele womöglich auf eine gemeinsame Woche an einem neutralen Ort zu verdichtet?
Cilic und del Potro sind für die nächsten Tage, vielleicht Wochen, nicht einsatzfähig. Die Winterpause kommt genau zur rechten Zeit. Nach den ersten drei über das Jahr verteilten Partien im Davis Cup entfällt indes die Pause, Marathon-Matches sind dabei keine Seltenheit, Jan-Lennard Struff und Gilles Simon lassen aus der jüngeren Vergangenheit grüßen, del Potro selbst hat sich noch im September mit Andy Murray über fünf Sätze müde gespielt.
Der Großteil der Zuschauer, zumal jene in der Halle, aber auch die alten Haudegen wie Pat Cash werden Matches wie jenes vom Sonntag als einen der Höhepunkte des Tennisjahres in Erinnerung behalten, ebenso wie das Finale im Fed Cup vor wenigen Wochen in Strasburg. Die TV-Stationen werden in absehbarer Zukunft wohl eine untergeordnete Rolle spielen, die Segmentierung des Sportmarktes wird durch die Ausweitung der Streamingdienste unumkehrbar voran getrieben.
Keine schlechte Nachricht für die Aficionados, einem nur peripher interessierten Sportfan ist eine Match über 4:53 Stunden ohnehin nicht zu vermitteln. Der Knackpunkt sind aber die Spieler, allen voran Andy Murray und Novak Djokovic , die dem Vernehmen nach ihre Vorstellungen in kleinerer Runde bei den ATP World Tour Finals schon zur Sprache gebracht haben.
Auf sie wird und muss David Haggerty hören, ebenso auf Stimmen aus dem WTA-Zirkel, auch wenn das Best-of-Three-Format kleinere Probleme mit sich bringt als die potenziellen Anstrengungen im Davis Cup. Haggerty hat einen zufriedenen Eindruck hinterlassen in Zagreb und Strasburg, hat zwei Auswärtssiege in vollen Hallen mit begeisterten Fans erlebt. Man darf gespannt sein, wie dies die Visionen des jovialen US-Amerikaners, der die Idee eines "Final Four" zumindest interessant findet, beeinflusst hat.