Christian Hauer gewinnt HTT Turnier Nr. 2000
Mit einem Außenseitersieg ist am Dienstag Abend die 20. Auflage des März HTT 500 Turniers im UTC La ...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
28.02.2024, 15:18 Uhr
Mit einem Außenseitersieg ist am Dienstag Abend die 20. Auflage des März HTT 500 Turniers im UTC La Ville zu Ende gegangen. Nicht der von einem Großteil der HTT-Community als sentimentaler Favorit gehandelte Bernhard Scheidl, sondern der auf HTT-500er-Ebene bislang noch nie in Erscheinung getretene Niederösterreicher Christian Hauer hat sich zum Ausklang des großen HTT-Jubiläums-Wochenendes als Sieger in Szene gesetzt. Der 35jährige knackte im Endspiel in 2:29 Stunden Spielzeit das Serve & Volley-Bollwerk Bernhard Scheidl, und sicherte sich mit einem 6:4, 4:6, 6:3 Erfolg als Gewinner des 2.000sten HTT-Single-Events einen historisch angehauchten Eintrag in die Geschichtsbücher der HTT. Und während Christian Hauer über seinen ersten HTT 500er-Karriere-Titel jubeln durfte, setzte sich für Bernhard Scheidl eine grauenhaft anmutende Serie verlorener HTT-Endspiele weiter fort. Ein Bericht von C.L
Scheidl nach 11. Finalpleite in Folge: “Es gibt keinen Fluch”
Von Kitzbühel im Sommer 2015 bis zum gestrigen März HTT 500 Finale im Union Tennis Center La Ville in Wien-Altmannsdorf zieht sie sich nun, die Unserie der Bernhard Scheidl mit mittlerweile bereits 11 in Serie verlorenen Endspielen abseits der ruhmreichen und prestigevollen HTT Grand-Slam-Ebene. Nun gut, so mancher der 1500 HTT Ranglistenspieler würde mit so einer Niederlagenserie gut leben und klar kommen, wenn er so wie Scheidl zwei schicke Grand-Slam-Trophäen daheim hätte, die sein Wohnzimmer schmücken. Doch für den betroffenen 38jährigen vom Neusiedler See wird die Serie verlorener HTT-500er-Endspiele langsam aber sicher zum Ärgernis. Schön zu sehen, dass Scheidl den Moment der bittersten seiner elf Finalpleiten am Dienstag Abend nach der Siegerehrung am Centercourt mit Hunor nehmen konnte, und aus seiner umfangreichen silbernen Teller-Sammlung schon mal einen kleinen Bestand für ein humoristisches Foto mitgebracht hatte. Und auch von einem Fluch wollte der göttlich begabte Serve & Volley Künstler nichts wissen. “Es gibt keinen Fluch. Ich kann nur einen Fußballtrainer zitieren. Wo lagen die Gründe für die heutige Niederlage? Beim Gegner, hauptsächlich beim Gegner”. Und dieser Gegner hatte am Dienstag Abend eine herausragende Passing-Shot-Quote, mit der er den besten HTT-Serve & Volley Spieler der Gegenwart seiner Stärken und Siegschancen beraubte.
Hauer holt nach Startschwierigkeiten den ersten Satz mit 6:4
Am Ende nach knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit hatte Hauer mehr als die Hälfte der Scheidl’schen Netz-Attacken erfolgreich pariert und gekontert, und das obwohl die finale Partie des 2.000 HTT Turniers denkbar ungüstig für den Mann von Waldtennis Bad Vöslau begann. Beide Spieler hatten nervös, unruhig und mit vielen ungewohnten Fehlern das Jubiläums-Endspiel eingeläutet, Hauer jedoch patzte mit gleich zwei Doppelfehlern im Eröffnungs-Game und hatte sich gegen den bei seinen Aufschlagspielen bekannt sicher und souverän agierenden Gegner gleich zu Beginn in Schwierigkeiten manövriert. Der Burgenländer bestätigte sein rasches Break mit Aufschlag zum 2:0, ehe Hauer seine spürbare Anfangsnervosität abgelegt, und mit vier Games am Stück in dieses – sein neuntes – Finale gefunden hatte. Das zwischenzeitlich kassierte Break zum 2:4 holte sich der 2fache HTT-Major-Champion vom Neusiedler See zwar mit dem Re-Break zum 4:4 zurück, beim Versuch bei 4:5 mit eigenem Service im Satz zu bleiben, ließ Scheidl aber eine 30:15 Führung ungenützt, auch weil Hauer in dieser entscheidenden Phase zwei seiner zahlreichen und exzellent gespielten Passierbälle aus dem Handgelenk schüttelte. Nach 49 Minuten hatte Hauer mit 6:4 den letztlich gelungenen Überraschungs-Coup eingeleitet, und er hätte den Sack womöglich viel früher und in zwei Sätzen zuschnüren können, zumal er in Satz Nr. 2 gleich zwei Mal mit Break voraus in Führung lag.
Hauer versemmelt Nerven zeigend den zweiten Satz
Bei 2:0 und 3:1 breakbeinhaltenden Führungen erhöhte Hauer den Druck auf sein Gegenüber, doch der HTT AO Champion von 2015 und HTT Wimbledonsieger von 2018 warf in dieser Phase seine Erfahrung aus 128 HTT Turnieren und 339 HTT Matches in die Waagschale, und holte das wahrscheinlich vorentscheidende sechste Game des zweiten Satzes, das nicht weniger als 14 Minuten andauerte, und in dem er nach Abwehr von drei Break-Chancen Hauers zum drohenden 2:4 seinen fünften Spielball zum 3:3 verwertete. Für die endgültige Entscheidung in Durchgang Nr. 2 sorgte Scheidl mit dem Break zum 5:4, alerdings unter kräftiger Mithilfe Hauers, der mit zwei Doppelfehlern und zwei brutalen Vorhand-Patzern dem Druck des Gewinnen könnens in dieser Phase nicht stand hielt. Scheidl glückte der Satzausgleich und es schien, als ob Hauer auch angesichts der besonderen Situation rund um das 2.000ste HTT Turnier mit einer Extra-Anfertigung einer wunderschönen Trophäe sowie der Möglichkeit seinen ersten HTT 500er-Titel gewinnen zu können und der speziellen Atmosphäre am Centercourt, Nerven zeigen würde. Auch weil sich der 35jährige gleich im Auftaktgame des dritten Satzes ein frühes Break eingehandelt hatte, und er die eigentlich vorgesehene Wechselpause nach dem ersten Spiel in eine Sitzpause verwandelte.
Scheidl im dritten Satz mit besserem Start, Hauer aber mit dem besseren Ende
Danach freilich holte sich der in Wien geborene und in Baden lebende Hauer mit Kampfgeist und exzellent eingestelltem Passierball-Visier zurück in die Partie. Der 35jährige brillierte in einer insgesamt auf durchschnittlichem Niveau laufenden Begegnung mit sensationellen Passing-Shots, egal ob der Linie entlang oder kurz cross am Gegner vorbei gesetzt. Auch mit butterweichen und zentimetergenau getimten Lobs entschärfte Hauer das permanente Offensiv-Spiel seines Gegners. Vorallem aber setzte er mit seiner beeindruckenden Konstanz an gelungenen Returns & Passierbällen sein Gegenüber massiv unter Druck, mehr Risiko – auch beim zweiten Aufschlag – zu nehmen. Das wiederum hatte zur Folge, dass Scheidl zwei Mal seinen Aufschlag zum 1:1 und 1:3 abgeben musste, ehe er bei 1:4 und schon aussichtslos scheinend zurück liegend, das nötige Re-Break zum 3:4 schaffte, und so für nochmals Spannung am Centercourt sorgte. Die währte aber nur kurz, denn die Nummer 1 des Turniers leistete sich im folgenden Aufschlagspiel zwei kapitale Doppelfehler, und servierte seinem Gegner das letztlich entscheidende Break auf dem Silberteller. Das abschließende und letztlich zu Null gewonnene Service-Game Hauers demonstrierte in nur vier Minuten und vier Ballwechseln noch einmal das gesamte Matchgeschehen aus 2:29 Stunden Spielzeit. Ein Scheidl-Volley im Aus, ein herrlicher Passierball Hauers, und dann war es soweit! 6:4, 4:6, 6:3, Christian Hauer hatte seinen insgesamt fünften HTT Karriere-Titel erobert, erstmalig auf HTT 500er-Ebene zugeschlagen, und den historischen Sieg beim 2.000sten HTT Turnier der Geschichte eingefahren.
Die Stimmen zum Finale des 2.000 HTT-Turniers der Geschichte
“Ich bin überglücklich, dieses Turnier gewonnen zu haben. Ich habe die ganze letzte Saison so viele Partien knapp und unglücklich verloren, das war sehr frustrierend. Umso größer ist meine Freude, dass es diesmal geklappt hat. Ich habe über das gesamte Turnier hinweg stark serviert, konstant gespielt, und auch mental enorme Fortschritte gemacht. Ich bin motiviert für die weitere Saison, und möchte dieses Jahr noch viele Titel gewinnen. Ich möchte mich auch noch bei meinem fairen Gegner für ein tolles Finale bedanken, bei der HTT für eine tolle Atmosphäre am Centercourt, und bei meinem Trainer Christian Holub, beim Trainerteam aus der Südstadt und bei Günter Bresnik”, so der neue Ranglisten-Elfte aus Baden. “Wir haben beide nervös begonnen. Verständlich, da wir beide ja nicht täglich ein HTT-Finale bestreiten, und bei diesem Jubiläums-Event gewinnen wollten. Vom Spielverlauf wirkte die Partie etwas hin-, und hergeschenkt, aber Hauer hat es mir extrem schwer gemacht, mein Spiel konstant durchzuziehen. Er hat fast fehlerlos retourniert, und mir kaum freie Punkte gelassen. Auch er war durch meinen Spielstil meistens außerhalb seiner Komfortzone, musste oft mit dem zweiten oder dritten Ball riskieren, obwohl er lieber die Rallyes an der Grundlinie spielt. Er war aber am Ende wohl den Tick konstanter, frischer und auch besser. Ich hätte das frühe Break im dritten Satz länger halten müssen, das wäre meine Chance gewesen. Insgesamt muss ich mit dem Turnier aber zufrieden sein, auch wenn es jetzt gerade wahrscheinlich die bitterste meiner 11 Finalniederlagen ist. Gratulation an Christian, er hat ein bärenstarkes Turnier gespielt”, so der unterlegene Burgenländer.
Bernhard Scheidl mit rührendem Statement zum “HTT-2000er”
Am Ende wollte Bernhard Scheidl dann anlässlich des großen HTT Jubiläums noch was loswerden. “Da Christian und ich heute die beiden Spieler waren, die die Ehre hatten, das unglaubliche 2.000 Turnier der HTT abzuschließen, muss ich ein paar Worte, vielleicht stellvertretend für alle HTT Spieler loswerden. Die HTT bereitet tausenden Hobbyspielern in ganz Österreich eine riesengroße Freude bei der Ausübung ihres Hobbies. Das Herzblut und die wiederholte Leidenschaft, die der HTT Veranstalter in jedes Turnier Woche für Woche auch in die Spielzeit-Wünsche der Spieler steckt, ist bewundernswert. Die Special Events, sei es Shoot Out, UTS, VIP Clubs, Bufftes, Stadthalle, Kitzbühel oder die HTT Finals versetzen uns kleine Hobbyspieler für ein paar Stunden in die Welt des großes Tenniszirkus und erlauben es uns, an Plätzen zu spielen, die wir sonst nur im Fernsehen verfolgen könnten. Und das Beste ist, ich finde man sieht es dem Veranstalter oft an, welche diebische Freude er selbst immer daran hat, das Alles für uns Spieler möglich zu machen. Wir können ihm nicht ganz uneigennützig nur Gesundheit wünschen, und das er seinen Enthusiasmus auch in den nächsten 1000 Turnieren nicht verliert. Wir wollen alle die HTT noch lange genießen”.