Christopher Eubanks in Wimbledon: Mit dem Glauben von Coco und Naomi
Christopher Eubanks (ATP-Nr. 43) ist die Gute-Laune-Story bislang in Wimbledon! Verantwortlich für seinen guten Lauf: Sind auch Coco Gauff und Naomi Osaka.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
11.07.2023, 14:03 Uhr
Am Ende hörte sich Christopher Eubanks an wie der Tennis-Analyst, der er ist. Der US-Amerikaner arbeitet (nebenher) für den amerikanischen Tennis Channel, und nach seinem Sensationssieg über Stefanos Tsitsipas erklärte er: "Das Verrückte am Tennis ist ja, dass man nicht immer sein bestes Tennis spielen muss. Du musst nur in bestimmten Momenten gut spielen. Heute habe ich das getan: In den wichtigen Momenten, habe ich ziemlich souverän gespielt."
Kann man so stehen lassen. 3:6, 7:6 (4), 3:6, 6:4 und 6:4 hieß es am Ende gegen Stefanos Tsitsipas, auch wenn Eubanks noch mal gewackelt, einen bitteren Vorhandfehler aber direkt mit einem Ass ausgebügelt hatte.
Wer ist Christopher Eubanks?
Eubanks war bislang nur Tennisinsidern ein Begriff. 27 Jährchen ist er immerhin schon, Anfang des Jahres stand er noch außerhalb der Top 100.
Sein Vater hatte ihn einst zum Tennis gebracht, auch wenn man nicht die ganz große Sportfamilie gewesen sei. Wichtiger seien die Menschen gewesen, die ihn beeinflußt hätten, sagte er: Spielerkollege Jarmere Jenkins. Dessen Bruder Jermaine Jenkins (der als Coach mit Venus Williams und Naomi Osaka zusammengearbeitet hat). Sein Cousin Troy, ein College-Tennisspieler, wie er später auch. Donald Young.
Und Coco Gauff und Naomi Osaka. Gauff saß bei seinem Match gegen Tsitsipas auch in Wimbledon in seiner Box. "Ich bin von genügend Tennisspielern umgeben, um ihre Gedanken zu lesen und zu hören, wie sie wie sie bestimmte Dinge sehen", sagte Eubanks.
Mental auf ein Level mit Gauff und Osaka kommen
Das Wichtigste, was Gauff und Osaka ihm schon lange Zeit predigen würden, sei: dass er auf dieses Level gehöre. "Und für lange Zeit habe ich bezweifelt, dass ich konstant genug bin für dieses Level. Ich wusste: Ich kann auf den Platz gehen, gut spielen und einige vor Probleme stellen. Aber ich habe nicht daran geglaubt, dass ich das Match für Match für Match gegen starke Leute hinkriegen kann."
Dieses Selbstverständnis zu inhalieren, darum sei es gegangen - ein Selbstverständnis, wie es Gauff und Osaka in sich tragen. "Wenn ich mit ihnen zusammen bin und ihre Überzeugung höre, steckt das an. Wenn sie über ihre Ziele sprechen oder darüber, was sie fühlen, komme ich mir ein bisschen wie der Außenseiter vor, weil ich denke: 'Ihr seid mental anders als ich bin. Ihr seid so viel gefestigter und selbstbewusster, wenn ihr auf den Platz tretet.'"
Mittlerweile ändere sich das aber. Wenn er auf den Platz komme, sage er sich: "Ich kann dieses Level bringen. Ich muss nur daran glauben."
Eubanks jetzt gegen Medvedev
Ach ja, und die Sache mit dem Tennis Channel: Wolle er weiter machen. Natürlich erst nach Wimbledon, denn dort hat Eubanks mit Daniil Medvedev im Viertelfinale am Mittwoch nun einen nächsten großen Brocken vor sich.
In Miami hatten die beiden gegeneinander gespielt, Medvedev siegte da mit 6:3, 7:5. Nun ist die Ausgangslage eine andere. "Anderer Platz, andrer Belag, andere Bedingungen."
Und wohl auch: ein anderer Glaube.