Coach Riba: „Zheng ist getrieben vom Ehrgeiz“
Neben dem reservierten Umgang mit ihren Profikolleginnen lernt auch ihr Trainer Pere Riba seine Spielerin Qinwen Zheng auf dem Platz des Öfteren ablehnend kennen. Im Interview mit „The National“ zeigt der Coach aber Verständnis für ihr Verhalten.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
11.11.2024, 16:14 Uhr
Beim Verfolgen des Endspiels der WTA-Finals in Ryad zwischen Qinwen Zheng und Coco Gauff konnte es wohl kaum einen größeren Insider geben als Pere Riba. Der ehemalige spanische Weltklassespieler, der es im ATP-Ranking bis auf Rang 65 im Einzel schaffte, ist nach der Gründung seiner Akademie in Barcelona zusammen mit dem Profikollegen Marcel Granollers seit einigen Jahren als Trainer auf der Tour unterwegs. Nach einem ersten Intermezzo bei Qinwen Zheng, die er 2022 erstmals in die Top 25 führte, übernahm er 2023 die Geschicke von Coco Gauff, ehe er zu Saisonbeginn wieder zur chinesischen Olympiasiegerin zurückkehrte.
Sportlich knüpfte der spanische Übungsleiter auch nahtlos am ehemals gemeinsamen Aufstieg mit seiner chinesischen Klientin an. Dem Finale bei den Australian Open ließ das Duo die olympische Goldmedaille in Paris folgen. Auch das Saisonende bei den WTA-Finals mit dem Einzug ins Endspiel kann als großer Erfolg verbucht werden. Trotz aller sportlicher Meriten wird öffentlich aktuell verstärkt über das Verhalten der 22-jährigen Zheng auf dem Platz diskutiert. Gegenüber ihren Profikolleginnen ist der äußerst reservierte Handshake nach Niederlagen schon fast zur Gewohnheit geworden.
Zheng und Coach Riba im Streitgespräch
Richtig emotional ging Zheng während der Finalniederlage gegen Gauff in Richtung ihres Trainers zur Sache, was sich in heftigen Wortgefechten äußerte. Dieser jedoch erwiderte diese Diskussionen in ähnlich lebhafter Form. Wie der erfahrene Coach nun im Interview gegenüber „The National“ bekräftigte, finden diese Wortwechsel jedoch nie auf persönlicher Ebene statt: „Sie ist eine tolle Person, die ein großes Herz hat. Aber wenn sie den Platz betritt, habe ich natürlich viele Streitigkeiten mit ihr, weil sie wirklich ehrgeizig ist.“
Bei Spielerinnen, die Großes erreichen wollen, sieht Riba so ein Verhalten auf dem Platz nicht als ungewöhnlich. Zudem stuft er diesbezüglich auch ihr Alter als Faktor ein: „Manchmal muss sie noch lernen, ihre Emotionen besser zu kontrollieren, aber sie ist noch so jung. Für mich besteht kein Zweifel, dass sie eine tolle Person ist. Manchmal passiert halt auf dem Platz so ein Verhalten, aber das sieht man auch bei anderen Spielerinnen, weil alle gewinnen wollen.“
Für die neue Saison sieht er die Nr. 5 der Weltrangliste in einer guten Ausgangslage, baldigst eine Major-Trophäe in die Höhe stemmen zu können: „Bei der Art und Weise, wie sie die Dinge angeht, wird sie sich weiter verbessern. Ich bin optimistisch, dass sie realistische Chancen hat, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen.“