Daniil Medvedev - die personifizierte Unzufriedenheit
Bei seiner Niederlage gegen Taylor Fritz hat es nicht viel gebraucht, um Daniil Medvedev den Nerv zu rauben.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
10.11.2024, 19:44 Uhr
Vorbemerkung, auch auf die Gefahr einer Wiederholung hin: Abseits des Courts und vor allem bei Interviews und Pressegesprächen ist Daniil Medvedev die reine Freude. Freundlich, witzig, und das in mehreren Sprachen. Und übrigens auch einer von erstaunlich wenigen Profis, die beim Betreten der Bühne laut und deutlich in den Saal grüßen.
Auf dem Court dagegen, nun: Da braucht es oft nur einen kleinen Auslöser, der dann eine enorme Wirkung entfacht. So wie bei der Auftaktniederlage von Medvedev gegen Taylor Fritz bei den ATP Finals in Turin. Zugegeben: Das eigentlich ausgeglichene Match lief in den entscheidenden Phasen nicht in Richtung von Medvedev. Den ersten Satz schenkte der Russe Fritz mit drei Doppelfehlern. Und in den ersten beiden Aufschlagspielen des Amerikaners in Durchgang zwei konnte Medvedev dann mehrere Breakchancen nicht nutzen.
Medvedev kassiert Strafpunkt
Zur milden Eskalation kam es dann beim letztlich entscheidenden Break von Fritz im zweiten Akt: Da riss dem US-Open-Finalisten von vor ein paar Wochen nämlich ein Lob so perfekt ab, dass der Ball sich hinter Medvedev noch ins Feld setzte. Unerreichbar. Medvedev schmiss seinen Schläger nach, misshandelte noch kurz ein Mikrofon, kassierte einen Strafpunkt. Und stellte danach seine spielerischen Bemühungen ein. Verbal hatte er noch ein bisschen was zu bieten.
Der Vorfall passt aber irgendwie in die nach den Maßstäben eines Daniil Medvedev verkorkste Saison 2024. Die mit dem Finaleinzug bei den Australian Open begann. Wo Medvedev dann nach zwei gewonnenen Sätzen gegen Jannik Sinner der Sprit ausging. Absolut verständlich, davor hatte Medvedev ja ein paar Marathons absolviert, wie etwa im Halbfinale gegen Alexander Zverev.
Sinner und Alcaraz zu stark
Danach sollte tatsächlich nur noch eine Finalteilnahme folgen. In Indian Wells war aber Carlos Alcaraz, wie so oft, zu stark. Womit Medvedev seit Rom im vergangenen Frühjahr auf einen Turniersieg wartet. 20 Titel sind es bislang, allesamt gewonnen an verschiedenen Orten. Mehr als diese Flaute wurmt Daniil Medvedev aber wohl, dass er (mit ganz sporadischen Ausnahmen) in Carlos Alcaraz und Jannik Sinner seine Meister gefunden hat. Weshalb es ihm ein Anliegen ist, das Tennisjahr an Position vier der ATP-Charts zu beenden. Damit würde er bei den Majors frühestens im Halbfinale auf einen der beiden Überflieger treffen. Die letztlich die Hauptverantwortlichen dafür sind, dass Daniil Medvedev wie die personifizierte Unzufriedenheit über die Tennis-Courts schleicht.