Das Comeback des Jahres? Karlovics Triumph in Bogota
Vom Krankenbett zum ATP-Titelträger: Der aufschlagstarke Routinier gewann bereits das zweite Turnier nach seiner schweren Erkrankung.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
22.07.2013, 18:39 Uhr
Ist das schon jetzt das Comeback des Jahres? Ende April war Ivo Karlovic schwerst erkrankt. Zunächst war von einem Schlaganfall die Rede gewesen,was sich aber später als virale Form der Meningitis (eine Hirnhautentzündung) entpuppte.Nicht einmal drei Monate darauf hat der 2,08-Meter-Riese sensationeller Weise das ATP-World-Tour-250-Hartplatz-Event in Bogota gewonnen. Der Kroate bezwang im Endspiel am Sonntag den kolumbianischen Lokalmatador Alejandro Falla mit 6:3, 7:6 (4) und verzeichnete den fünften ATP-Titel in seiner Karriere.
104 Asse und kein einziger Aufschlagverlust
Erst in der letzten Woche hatte Karlovic beim Rasenturnier in Newport sein Comeback nach zweimonatiger Zwangspause gegeben und war nach zwei Erfolgen erst im Viertelfinale vom zweifachen Titelverteidiger John Isner (USA) gestoppt worden. Bei seinem zweiten Start seit seiner Erkrankung stürmte der 34-Jährige nun regelrecht durch das Turnier-Tableau. Karlovic verlor nur im Halbfinale gegen Kevin Anderson (Südafrika/2) knapp einen Satz, gewann im Turnierverlauf alle seine 61 Aufschlagspiele (!) und schlug 104 Asse in fünf Matches.
Comeback fraglich gewesen – und jetzt das!
Wie bemerkenswert dieses Kunststück von Karlovic ist, zeigen dieAussagen, die er zu seiner Erkrankung in Newport vor kurzem gemacht hatte:„Die Ärzte wussten nicht wirklich, ob ich mich zu 100 Prozent erholen würde. Ich war lange Zeit bewusstlos. Ich wusste weder meinen Namen noch welches Jahr wir haben. Ich hatte große Schmerzen. Mein rechter Arm und mein Gesicht waren taub. Die Kopfschmerzen hielten fast zehn Tage an. Erst nach vier Tagen wusste ich wieder, wie ich heiße. Die Taubheit verschwand nach fünf Tagen.“
Mit dem Finalerfolg über Falla verhinderte Karlovic den ersten Triumph eines Kolumbianers auf der ATP-Tour seit Mauricio Hadad auf Bermuda im April 1995. „Ich verspüre nur Freude, dass ich nach all diesen Verletzungen und Krankheiten fähig war, zurückzukommen“, spielte er auf seine schon vor der Meningitisvöllig unglücklich verlaufene Saisonan, im Zuge derer er in der Weltrangliste bereits bis auf Platz 167 zurückgefallen war. Seit Montag darf er sich als Nummer 87 der Welt schneller als erwartet wieder zu den Top 100 zählen.
Karlovics neu gewonnene Lockerheit
Der Schlüssel zum Sieg? „Das waren meine Waffen, was die Volleys und der Aufschlag sind, und ich war bei den wichtigen Punkten ruhiger.“ Dass es nach über fünf Jahren (Nottingham 2008) jetzt wieder mit einem Titel klappte, hat „Dr. Ivo“ wohl in der Tat vor allem der neuen Lockerheit zu verdanken, hatte er doch schon in Newport gesagt: „Es ist wie ein Bonus. Jeder Tag, in dem ich in einem Match bin, ist nun ein Bonus. Ich mag es jetzt viel lieber. Ich fürchte mich nicht mehr. Das Ziel ist es, gesund zu bleiben und hier zu sein. Das macht Spaß.“
Auf seinem üblicherweise vor Sarkasmus und Ironie nur so triefenden Twitter-Account hielt sich Karlovic diesmal mit Scherzen jeglicher Art zurück. Dazu war er wohl selbst zu erstaunt. Seine einzige Botschaft: „Oh mein Gott, was für ein Gefühl. Das Leben ist gut!“(Text: MaWa/cab; Foto: Jürgen Hasenkopf)
Hier die aktuellen Ergebnisse aus Bogota:Qualifikation,Hauptbewerb,Doppel.
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