Australian Open: Das Panel zu Djokovic und Thiem
Am Montag beginnen die Australian Open in Melbourne. Wir haben uns wieder in einem Kreis deutschsprachiger Tennisjournalisten umgehört. Im dritten Teil zu den Chancen von Novak Djokovic und Dominic Thiem.
von tennisnet
zuletzt bearbeitet:
13.01.2019, 07:59 Uhr
Frage: Novak Djokovic geht als großer Favorit in die Australian Open. Gibt es wenigstens einen Grund, warum Nole nicht seinen siebten Titel in Melbourne holen sollte?
Marcel Meinert (SKY): Als Sieger der letzten beiden Grand Slams und Nummer eins der Welt ist Djokovic „The one to beat“. Er versteht es wie kaum ein anderer, gleich zu Saisonbeginn topfit zu sein. Das Turnier in Doha zeigte aber, dass Djokovic noch deutlich von seinem Limit entfernt ist. Der Serbe war nicht wirklich zufrieden mit seiner Leistung. Die Auslosung birgt einige unangenehme Stolpersteine (Z.B. Shapovalov oder Medvedev). Für viele wäre ein Endspiel gegen Roger Federer sicher das absolute Traumfinale.
Niki Fink (tennisnet.com): Es gibt sogar zwei: die australische Hitze und Roger Federer.
Gerald Kleffmann (Süddeutsche Zeitung): Ich sehe Chancen für andere. Er ist weniger Favorit, als Nadal in Paris immer war. Grand Slams sind lang. Abwarten.
Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN): Nein.
Florian Goosmann (tennisnet.com): Ich bin gespannt auf Federer und Nadal. Bei Federer, ob er so frisch wie 2017 und 2018 ins Jahr startet, bei Nadal, ob er gesund bleibt. Falls ja, gibt's ein großes Turnier!
Florian Heer (Tennis Tour Talk): Auch wenn es langweilig klingen mag: Nole ist und bleibt für mich der Mann, den es zu schlagen gilt. Bereits in seinen ersten Turnieren hat er sich in bestechender Form gezeigt. Dazu wirkt er sehr relaxt und zufrieden ohne dabei den Anschein zu machen den Hunger auf Erfolg vollkommen gestillt zu haben. Zudem wirkt er körperlich fit. Best-of-five-Matches werden ihm zusätzlich in die Karten spielen.
Markus Theil (Eurosport): Es gibt sogar 127 Gründe.
Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Nein.
Jürgen Schmieder (Süddeutsche Zeitung): Nein.
Ulrike Weinrich (tennisnet.com): Der eine Grund hat zwölf Buchstaben - gestatten: Roger Federer.
Lukas Zahrer (tennisnet.com): Da ihn sieben Matches vom Titel trennen, gibt es auch sieben Gründe – mit mehr oder weniger großen Argumenten – die gegen einen Turniersieg sprechen. Daniil Medvedev und Kei Nishikori könnten in seinem Viertel zu den ersten Prüfsteinen werden, dass er schlagbar ist, hat Roberto Bautista Agut (wenn auch über drei Sätze) in Doha gezeigt.
Paul Häuser (SKY): Roger Federer traue ich den Hattrick in Melbourne zu. Novak Djokovic ist schlagbar, Federer war letztes Jahr in Paris-Bercy schon nah dran. Auch die jungen Wilden Karen Khachanov, Borna Coric und natürlich Sascha Zverev können den Djoker knacken und um den Titel mitspielen. Aber am Ende rechne ich doch mit dem siebten Triumph für Djokovic down under.
Jörg Allmeroth (Allmeroth Media): Ich bin mir nicht sicher, ob Djokovic diese Dominanz aufrechterhalten kann. Er ist für mich nicht der schier unschlagbare Dominator. Ganz allgemein wird der Kampf an der Spitze in diesem Jahr viel härter.
Frage: Dominic Thiem kommt ohne Matchsieg nach Melbourne. Wird das ein Problem für ihn werden? Wie weit kann Thiem kommen?
Niki Fink (tennisnet.com): In diesem Jahr noch kein Match gewonnen und noch dazu schlecht gespielt - das wird auch an Dominic Thiem nagen. Klar, dasselbe Bild gab es bereits vor den US Open und dann zeigte der Lichtenwörther gegen Anderson und Nadal zwei seiner besten Karriereleistungen. In Australien wird es aber anders aussehen - mehr als die dritte Runde ist für Thiem diesmal nicht drin.
Paul Häuser (SKY): Die Auslosung ist gar nicht gut für Dominic Thiem. Danach lauert schon Mischa Zverev. Ich rechne leider mit einem frühen Aus für Thiem. Dafür habe ich Mischa Zverev als dark horse auf dem Zettel.
Jens Huiber (sportradio360): Nein! Die Auslosung ist ganz hervorragend für Dominic. Best-of-Five gegen Paire, da ist er klar im Vorteil. Popyrin ist nicht fit genug, Mischa Zverev braucht schon einen Sterntag. Gegen Coric hat er sich in Paris durchgebissen. Und sollte er im Viertelfinale sein, kann er das auch gewinnen.
Oliver Faßnacht (Eurosport): Wenn derartige Niederlagen schon bei Planung der Saison-Vorbereitung und der folgenden Turniere mit eingerechnet wurden, kann er mit klarem Kopf die zweite Woche erreichen. Ich sehe zunächst keinen Gegner, der - von der Spielanlage her - Thiem nicht liegen könnte. Sollten die fehlenden Ergebnisse jedoch für Verunsicherung gesorgt haben, könnte selbst gegen Paire schon alles zu spät sein.
Jörg Allmeroth (Allmeroth Media): Nichts gewonnen zu haben vor dem Turnier, ist per se noch kein Problem. Aber er und andere werden von zwei Seiten in die Zange genommen, von den nicht markant müde werdenden Großmeistern um RF. Und von den richtig Jungen und Großgewachsenen, die auf den offenbar schnellen Courts einfach Vorteile haben. Er wird aber in der zweiten Woche ankommen.
Lukas Zahrer (tennisnet.com): Thiem ist ein Spieler, der gerne viele Matches bestreitet. Die Erstrundenniederlage in Doha ist daher unglücklich, aber seine Auslosung sehe ich als Vorteil. Mit Paire hat er kein unangenehmes Aufschlagmonster, er sollte also zu seinem Rhythmus finden können. Vieles wird von der Schnelligkeit der Courts abhängen. Ich erwarte mir, dass er im Achtelfinale auf Coric trifft, dort zu lange gefordert wird, sodass im Viertelfinale gegen Zverev Schluss sein wird.
Gerald Kleffmann (Süddeutsche Zeitung): Sehe ein schwieriges Jahr für Thiem kommen.
Marcel Meinert (SKY): Die Vorbereitung lief nicht ideal, auch das Selbstvertrauen ist nicht am Anschlag. Der Auftakt gegen Benoit Paire ist unangenehm aber machbar. Thiem muss schnell zu seinem Spiel finden, gegen Coric (Achtelfinale) oder Zverev (Viertelfinale) wäre er momentan nur Außenseiter.
Ulrike Weinrich (tennisnet.com): Schon der erste Gegner Benoit Paire ist nicht zu unterschätzen. Eine Art französische Wundertüte - nicht nur was die Frisuren und deren Coloration betrifft. Die Niederlagen zum Saisonstart haben Thiem wohl nicht komplett verunsichert. Trotzdem war das Selbstvertrauen des French-Open-Finalisten sicher schon einmal größer als in diesen Tagen. Trotzdem: Das Viertelfinale ist natürlich drin. Und dort könnte wieder einmal Alexander Zverev warten....
Florian Heer (Tennis Tour Talk): Da war noch viel Luft nach oben bei Dominics Wüsten-Auftritten in Abu Dhabi und Doha in dieser Saison. Zudem ist die Auslosung alles andere als leicht. Bereits die erste Runde gegen Benoit Paire hat es in sich. Weiter als Runde 3 geht es in diesem Jahr in Melbourne nicht.
Jürgen Schmieder (Süddeutsche Zeitung): Viertelfinale. Aber: nach dem Match gegen Nadal bei den US Open 2018 ist er für mich der Favorit für Paris.
Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Alles was vor Melbourne passiert, ist egal. Thiem kommt mindestens unter die letzten 16.
Markus Theil (Eurosport): Ohne Matchsieg anzukommen, sehe ich nicht als Problem an sich. Den unangenehmen Benoit Paire zu Beginn sehe ich da vielmehr als schwierige Prüfung. Wenn er den schlägt, kann Domi meiner Meinung nach in die zweite. Woche einziehen. Das Tableau sieht für ihn von den Namen her schwieriger aus als es sich in der Realität darstellen wird.
Florian Goosmann (tennisnet.com): Ja, leider schon. Thiem muss irgendwie ins Turnier kommen und Rhythmus kriegen, aber genau das wird gegen Paire schwär. ;-)