Thiem-Coach Günter Bresnik: "Paire ist eine Wundertüte"

Nach einem unerwarteten Saisonstart mit vier Niederlagen in vier Matches hofft Dominic Thiem bei den Australian Open auf die Wende. Doch Erstrundengegner Benoit Paire ist nicht zu unterschätzen

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 11.01.2019, 17:20 Uhr

Günter Bresnik hat vor Thiems Erstrundengegner Paire Respekt
© Jürgen Hasenkopf
Günter Bresnik hat vor Thiems Erstrundengegner Paire Respekt

Kristina Mladenovic ließ es sich am späten Donnerstagnachmittag Ortszeit nicht nehmen, ihrem Freund ein wenig moralische Unterstützung zu geben. Nach der eigenen Übungseinheit im Melbourne setzte sich die frischgeduschte Französin auf die Bank von Court 17 und schaute sich die zweite Hälfte des exakt zweistündigen Trainings von Dominic Thiem an.

Dabei wurde der intensive Schlagabtausch mit seinem Kumpel Sebastian Ofner, der übrigens auch beim Vorbereitungslehrgang auf den Kanaren dabei war, immer wieder von der gleichen Frage unterbrochen.

"Wieviel?", rief Coach Günter Bresnik in schöner Regelmäßigkeit seinem Schützling zu. Und Thiem antwortete ein paar Mal "38" - oder auch "41" beziehungsweise "42".

Entwarnung nach Müdigkeit in den letzten Tagen

Bresnik wollte die Pulsfrequenz des 25-Jährigen überprüfen. Der Grund: "Dominic hat sich in den letzten Tagen ein bisschen müde gefühlt", erklärte der erfahrene Coach im Gespräch mit "tennisnet.com". Grund zur Sorge besteht kurz vor Beginn des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres aber nicht: "Alles war in Ordnung", betonte Bresnik, der Mann mit dem Strohhut, und nahm die guten Werte zufrieden zur Kenntnis.

Körperlich scheint bei Thiem - übrigens seit Donnerstag in Melbourne - alles im Lot. Aber wie ist es ums Mentale bestellt nach einem enttäuschenden Saisonauftakt, den auch Bresnik "so nicht erwartet" hätte?

Nach den drei Niederlage bei der Exhibition "Mubadala World Tennis Championship" in Abu Dhabi gegen den Russen Karen Khachanov (zweimal) und den Südkoreaner Hyeon Chung hatte Thiem auch sein Auftaktspiel beim ATP-Turnier in Doha gegen Pierre-Hugues Herbert (Frankreich) in den Sand gesetzt (3:6, 5:7).

Keine Panik im "Team Thiem" - warum auch?

Natürlich unterhalte man sich "über die Gründe" dieser Resultate, Thiems Niveau sei zu niedrig gewesen, meinte Bresnik, der grundsätzlich aber nicht "über schlechte Sachen spricht". Darüber, dass Thiem eventuell zu viel über seinen suboptimalen Auftakt grübele, macht sich der 57-Jährige "überhaupt keinen Kopf". 

Bresnik weiß, der "Dominator" ist selbstkritisch: Er analysiere "sehr sauber". Und: In diesen Tagen fängt ohnehin wieder "alles bei Null an". Will heißen: Von Alarmstimmung im "Team Thiem" keine Spur - warum auch?  

"...jeder dritte Ball von Paire ist ein Stopp"

Dass der Respekt vor Auftaktgegner Benoit Paire allerdings groß ist, beweist die Aussage über den Franzosen: "Er ist ein Wundertüte, unberechenbar", sagte Bresnik über den Weltranglisten-55. aus Avignon. Und dabei meinte der Wiener keinesfalls die wechselnden Frisuren samt Colorationen des oftmals so wankelmütig wirkenden Franzosen.

Thiem wird am Dienstag seine Komfortzone an der Grundlinie sicher des öfteren verlassen müssen, "denn jeder dritte Ball von Paire ist ein Stopp", unkte Bresnik, der aber keinen Zweifel ließ: Wenn Thiem Normalform erreicht, dann sind es die Gegner, die sich Gedanken machen müssen - und nicht der beim "Happy Slam" an Position acht gesetzte Lichtenwörther.

"Domi" und die Australian Open - das könnte passen!

Das bislang einzige Duell der Beiden hatte Thiem 2017 in der dritten Runde von Melbourne in vier Sätzen gewonnen. Die neuen Dunlop-Bälle sind dabei eher ein Vorteil für ihn, denn Bresnik hat beobachtet, dass die Filzbälle dieser Marke "schnell aufgehen" und daher auch rasch langsamer werden als andere.   

Bresnik glaubt zudem, dass die Australian Open und Thiem ein harmonisches Miteinander erleben können. 2014 hatte "Domi" hier als Qualifikant sein erstes Grand-Slam-Hauptfeld erreicht. In der zweiten Runde war damals gegen den Südafrikaner Kevin Anderson, derzeit die Nummer sechs der Welt, in drei Sätzen Schluss. 

Mit der trockenen Hitze in Melbourne kommt Thiem allerdings nicht so gut zurecht wie mit der hohen Luftfeuchtigkeit bei den US Open. "Hier hatte er in den vergangenen Jahren schon öfter Nasenbluten", verriet Bresnik, der auch Down Under ein gefragter Mann ist.

Nach der Zwei-Stunden-Einheit mit Thiem und Ofner kam noch Ernests Gulbis auf Court 17 vorbei und feilte mit dem Wiener noch eine halbe Stunde am Aufschlag. "Wir sehen uns dann beim Abendessen", rief der Lette zum Abschied noch "Tausendsassa" Bresnik hinterher.

von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Freitag
11.01.2019, 14:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.01.2019, 17:20 Uhr