"Denke, dass ich der Beste bin" - Novak Djokovic und der unstillbare Hunger nach Erfolg
Novak Djokovic hat in Wimbledon 2021 einen weiteren Meilenstein auf seinem Weg, der beste Tennisspieler aller Zeiten zu werden, gesetzt. An ein Ende denkt der Serbe nun aber keineswegs.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
12.07.2021, 15:53 Uhr
Es klang wie eine Drohung, die der überragende, der verdiente und der strahlende Champion von Wimbledon 2021, Novak Djokovic, wenige Minuten nach seinem Titelgewinn in Richtung Konkurrenz sandte: "Die vergangenen zehn Jahre waren eine unglaubliche Reise, die hier nicht aufhört." Nein, denn obgleich der Serbe nun auch in Sachen Grand-Slam-Titel mit seinen härtesten Konkurrenten Rafael Nadal und Roger Federer gleichgezogen ist, so ist der Erfolgshunger des Weltranglistenersten noch lange nicht gestillt.
Und diese beiden Konkurrenten, sie sind es auch, die den Weltranglistenersten zu diesen Leistungen anspornen, wie Djokovic im Zuge der Siegerehrung erklärte: "Sie sind Legenden unseres Sports", betonte der Mann aus Belgrad. "Sie sind der Grund, warum ich überhaupt an diesem Punkt bin." Alleine in diesem Spieljahr ist Djokovic von drei Major-Titeln Rückstand auf den Spanier und den Schweizer mit den beiden älteren Vertretern der "Big Three" gleichgezogen.
Kalender Grand-Slam möglich
Das bedeutet auch, dass dem 34-Jährigen der sogenannte Kalender-Grand-Slam diesem Spieljahr glücken könnte. Und zwar zum ersten Mal seit über 50 Jahren. 1969 war dem Australier Rod Laver dieses Kunststück zuletzt gelungen. Dem ist sich natürlich auch der Serbe vollkommen bewusst: "Ich werde es versuchen. Ich bin in großartiger Form." Ein weiterer - ungleich schwierigerer Rekord - würde deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen - und zwar die meisten Wochen in Serie die Nummer-1-Position in der Weltrangliste zu bekleiden. Diesen hat Roger Federer aktuell mit 237 Wochen am Stück inne.
Die meisten Woche als Nummer eins in Summe hat Djokovic bereits Anfang dieses Jahres erreicht, da überholte der Serbe seinen Schweizer Erzrivalen. Dementsprechend eindeutig sieht der 34-Jährige nun auch die Frage nach dem besten Spieler aller Zeiten: "Ich denke, dass ich der Beste bin und ich sehe mich als den Besten. Aber ob ich jetzt der Beste aller Zeiten bin, das lasse ich andere entscheiden. Es ist schwer, Ären zu vergleichen. Es sind vollkommen andere Bedingungen als vor 50 Jahren", so Djokovic nach seinem Wimbledon-Triumph.
Federer gratuliert
Unterdessen haben Djokovic auch Glückwünsche von der Konkurrenz erreicht. Roger Federer etwa meldete über Twitter seine Gratulation. "Ich bin stolz, in dieser speziellen Ära von Tennis-Champions spielen zu können. Eine wundervolle Leistung, gut gemacht", so Federer. "Gratuliere, Novak zu deinem 20. Major." Der Schweizer war in diesem Jahr überraschend im Viertelfinale an Hubert Hurkacz gescheitert.
Trotz seiner schier endlosen Siegesserie auf internationaler Ebene ist und bleibt Novak Djokovic ein heimat- wie auch traditionsverbundner Mensch. Der Serbe feierte seinen 20. Triumph auf Grand-Slam-Niveau zuerst mit seinem langjährigen Trainerteam - und gedachte dann bei der Siegesserie seinen Wurzeln. "Ein siebenjähriger Junge in Serbien hat einst mit improvisierten Materialien eine Wimbledon-Trophäe gebaut. Und jetzt steht er hier mit seinem sechsten Titel."