“Der Druck ist groß, alles andere wäre gelogen” Ines Keilinger im Exklusiv-Interview
Jene Formel, die den gewünschten Erfolg im Breitensport-Damentennis bringen soll, ist relativ simpel...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
17.03.2017, 15:52 Uhr
Jene Formel, die den gewünschten Erfolg im Breitensport-Damentennis bringen soll, ist relativ simpel! Man nehme das seit Jahren bereits funktionierende Konzept der Hobby-Tennis-Tour, veredle es mit luxuriösen Preisen & Gewinnen und “voila” eine neues Erfolgsprojekt kann in Szene gehen. Doch ist es tatsächlich so einfach? Wir haben die Projektleiterin der neu ins Leben gerufenen Girls Power Tour und das Gesicht der Top Perfumes Ladies Tour bei einem Frühstück hoch über Wien getroffen, und mit ihr über die aktuelle Situation im Damentennis geplaudert. Im Exklusiv-Interview mit hobbytennistour.at zieht Ines Kreilinger außerdem Bilanz über die bereits gespielte Premieren-Veranstaltung, spricht über den Druck der mit ihrer neuen Aufgabe einher geht, und wo sie das aktuelle HTT-Projekt in der Zukunft sieht. Das Interview führte C.L
hobbytennistour.at: Hallo Ines! Einen schönen guten Morgen! Wir sind hier heute hoch über Wien mit einem herrlichen Blick über die Bundeshauptstadt. Und irgendwas von Höhenflug haben bildlich gesprochen ja auch Deine letzten Wochen! Wie geht es Dir aktuell?
Ines Kreilinger: Danke, mir geht es sehr gut. Höhenflug ist vielleicht übertrieben, aber die letzten Wochen waren schon sehr erfolgreich. Da waren natürlich Erfolge dabei, auf die man hingearbeitet hat, mit denen man aber nicht rechnen durfte. Umso schöner sind diese Erfolge aber, und umso mehr kann man sie auch ein bißchen genießen.
hobbytennistour.at: Die Pressekonferenz zur neuen Top Perfumes Ladies Tour & zur Girls Power Tour ist vorüber, und sie hat ja auch für einiges Aufsehen gesorgt! Wie siehst Du rückblickend diesen Abend, und wie zufrieden bist Du mit dem zusammengstellten – und nun der Öffentlichkeit präsentierten – Projekt?
Ines Kreilinger: Ich denke die Pressekonferenz war ein super Startschuss für das Gesamtprojekt, und wir haben doch viele Leute im Tennis und vorallem interessierte Mädchen und Damen erreicht. Es waren auch im Publikum viele potentielle Kundinnen anwesend, und das lässt doch auf motivierte Spielerinnen hoffen. Von daher bin ich mit dem Verlauf des PK-Abends doch sehr zufrieden.
hobbytennistour.at: Eine Woche später stand ja bereits die Premieren-Veranstaltung auf dem Programm! Wie fällt Deine erste Bilanz aus?
Ines Kreilinger: Das erste Turnierwochenende war aus unserer Sicht sehr erfolgreich. Bei den Damen hatten wir 24 Starterinnen, mit einem echt guten Niveau. Es waren auch sehr viele junge und ehrgeizige Damen mit von der Partie. Und bei den Mädchen hatten wir 8 Nennungen. Im Girlsbereich wussten wir schon im Vorfeld, dass es extrem schwierig werden würde. Aber auch bei den Jüngsten war das gebotene Niveau wirklich sehr hoch. Da waren ambitionierte Spielerinnen dabei, die später auch einmal in den Leistungsbereich hineinschnuppern möchten. Das lässt auf eine positive Zukunft hoffen!
hobbytennistour.at: Gibt es irgendwelche Lehren, die Du aus der ersten Veranstaltung ziehst?
Ines Kreilinger: Das vergangene Turnier hat insofern neue Aufschlüsse gebracht, als das wir aufgrund des doch recht hohen Niveaus im Challenger-Bereich eine weitere Plattform für die noch nicht so fortgeschrittenen Damen schaffen und anbieten müssen. Wir werden sofort reagieren, und bereits am kommenden Wochenende ein Future-Turnier der Kategorie 3 einführen, um jede Spielklasse entsprechend bedienen zu können.
hobbytennistour.at: Du hast ja als ehemalige Leistungsspielerin reichlich Erfahrungen in der Szene gesammelt! Woran krankt es Deiner Meinung nach im Mädchen- und Damentennis aktuell?
Ines Kreilinger: Prinzipiell geht das meiner Meinung nach schon im Kleinkindalter los. Burschen mögen viel lieber Spiele und Wettkampfsituationen, während Mädchen eher “freispielen” lieber haben, und dem Wettkampf aus dem Weg gehen. Und dann sind meiner Meinung nach auch die Mädchen- und Damenturniere generell schlecht aufgezogen. Auf den Punkt gebracht, fehlt einfach die Attraktivität beginnend bei der Anmeldung, den Terminen, dem persönlichen Kontakt bis hin zu den Preisen. Hobbyspielerinnnen vergeht da die Freude, während Leistungsspielerin einen solchen Ablauf noch eher gewohnt sind. Die sind auch nicht so auf das Drumherum fokussiert, da geht es vorallem darum, Punkte zu sammeln und Erfolge zu erzielen.
hobbytenistour.at: Die Girls Power Tour & die Top Perfumes Ladies Tour sollen in dieser Hinsicht ja nun Abhilfe schaffen, und das Mädchen- und Damentennis aus der Krise führen! Was entgegnest du den HTT-Kritikerin, die meinen, auch dieses Projekt wird nicht funktioneren?
Ines Kreilinger: Wir gehen davon aus, dass das Projekt funktionieren wird! Wir sind überzeugt davon, sonst würden wir ja gar nicht erst starten. Natürlich sind wir uns bewusst, dass das speziell bei den Mädchen kein leichtes Unterfangen wird. Warum es funktionieren kann, kam ja auch schon bei der Pressekonferenz zur Sprache. Wir haben wirklich attraktive Preise, die es so in dieser Form noch nie zu gewinnen gab. Über das äußerst kundenorientierte Konzept der HTT müssen wir ja nicht extra sprechen. Garantie hat man natürlich keine, aber wenn niemand den ersten Schritt setzt, das am Boden liegende Damentennis in bessere Zeiten zu führen, dann bleiben wir in unserem aktuellen Trott. Wir sind halt jetzt diejenigen, die die Ärmel hochkrempeln, um das Ganze in eine positive Richtung zu lenken. Ob es uns gelingt, wird die Zukunft weisen.
hobbytennistour.at: Wie groß ist eigentlich der Druck auf Dich als Projektleiterin der neuen Girls Power Tour & der Top Perfumes Ladies Tour?
Ines Kreilinger: Spätestens nach der Pressekonferenz wurde auch mir klar, dass wir etwas ins Rollen gebracht haben. Natürlich verspüre ich einen großen Druck, alles andere wäre gelogen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch, und von daher kann keine Rede davon sein, dass ich da locker an die neue Herausforderung herangehe. Mir ist zudem bewusst, dass das wohl eines der schwierigsten Projekte im Tennis ist, auch wenn der Stempel HTT drauf ist. Andererseits versuche ich mir selbst ein wenig Druck zu nehmen, indem ich mir sage, niemand anderer versucht Ähnliches, und von daher kann mich auch niemand kritiisieren, wenn es nicht funktionieren sollte.
hobbytennistour.at: Welche Ziele machst Du für das Projekt kurz- und langfristig aus?
Ines Kreilinger: Die ersten Ziele sind ganz einfach unser Projekt publik und bekannt zu machen. Die ersten Turniere sollten einmal stattfinden und keiner Absage zum Opfer fallen, und in der Folge ist es dann schon langfristig der Plan, ähnlich wie bei der großen HTT oder auf der Juniors-HTT große Raster füllen zu können. Der Traum wäre eine boomende Damentour zu schaffen, und den Spielerinnen Spaß an ihrem Sport bieten zu können.
hobbytennistour.at: Wenn wir in einem Jahr wieder ein Interview führen sollten, was möchtest Du dann im Zusammenhang mit dem aktuellen Projekt erzählen können?
Ines Kreilinger: Das ist eigentlich eine sehr gute Frage. Man würde ja manchmal gerne in die Zukunft schauen können! Der Wunsch ist, auf mehr als eine Veranstaltung pro Monat zurückblicken zu können, das die Nennungen einen stetigen Aufwärtstendenz verzeichnen konnten, das die Damen und Mädchen begeistert waren, und wir viele Berichte über tolle Events lesen konnten. Damit ich all das in einem Jahr erzählen kann, werden wir uns bis dahin die allergrößte Mühe geben.
hobbytennistour.at: Du hast ja eine bewegte Vergangenheit auch als HTT-Spielerin, und bist bis heute die einzige Dame, die es in die Top Ten der HTT-Rangliste geschafft hat. Auch als HTT-Masters-Series-1000-Turniersiegerin hast Du einen Ausnahmestatus. Was braucht es um so eine Leistung zu vollbringen, und wie siehst Du durch dieses Projekt die Chancen, eine potentielle Nachfolgerin für Dich zu finden?
Ines Kreilinger: Erstens einmal braucht man neben der Technik und den Grundvoraussetzungen um erfolgreich Turniere zu spielen auch jede Menge Erfahrung, und die sammelt man über gespielte Turniere. Je mehr man spielt, desto routinierter ist man in den Matches. Durch die Damentour entsteht hoffentlich wieder eine entsprechende Breite, und dann ist die Wahrscheinlichkeit auch größer, wieder gute Spielerin zu bekommen, die dann auch bei den Herren das ein oder andere Turnier gewinnen können.
hobbytennistour.at: Du bist im heimischen Tennis ja keine Unbekannte, und seit ca. einem Jahr auch hauptverantwortlich für die Talentschmiede tätig! Welche Synergien oder womöglich welche Probleme siehst Du in Deiner Doppelfunktion?
Ines Kreilinger: Synergien sehe ich dahingehend, dass ich meine Erfahrungen einbringen kann. Ich habe in der Talentschmiede Mädchen und Damen im Alter von 6 bis 70 Jahren, und man hört einfach permanent am Platz was sich die Spielerinnen wünschen und wie sie mit Turnierstarts umgehen. Probleme erhoffe ich keine, aber vielleicht sehen mich nicht alle Leute als neutrale Person in diesem Projekt. Ich für mich versuche beide Saschen strikt zu trennen. Das eine ist meine Arbeit am Platz in der Talentschmiede, und das andere ist mir einfach ein großes Anliegen. Ich bin überhaupt der Meinung, dass wir alle im Tennis mehr miteinander zusammenarbeiten sollten, und nicht permanent in Neid und Eifersucht ersticken. Wenn alle ihre Augen und Ohren aufsperren, und das Konkurrenzdenken ausblenden, dann können wir gemeinsam solche Projekte pushen. Letztendlich geht es ums Tennis, um den Sport in unserem Land und nicht um eine einzelne Person wie mich.