Die Medientage zu Rom: Serena Williams muss Gras fressen
Auch bei den Italian Open in Rom mustten sich die Stars der Tennisszene der internationalen Presse stellen. Die Freude darüber war unterschiedlich stark ausgeprägt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
15.05.2019, 07:21 Uhr
Von Jens Huiber aus Rom
Die Zeit zwischen den Turnieren in Madrid und Rom ist nicht nur knapp, es gibt praktisch keine. Was sich naturgemäß auch auf die Verfügbarkeit der Spieler für die nationale und internationale Presse auswirkt. Bei Grand-Slam-Events darf der geneigte Reporter auf einen einzigen Media Day bauen, an dem die der Einschätzung der Veranstalter nach wichtigsten Spieler fein durchgetaktet für einen kurzen Statusbericht zur Verfügung stehen.
In Rom haben sich die Gesprächstermine von Sonntag bis Dienstag gezogen, mit wie gewohnt unterschiedlich aussagewilligen Profis, die höchstwahrscheinlich Woche für Woche dieselben Fragen gestellt bekommen. Und denen eben dies zum Teil wurst ist, zum Teil aber auch nicht.
Sloane Stephens hat drei goldene Minuten
Novak Djokovic setzte am Dienstagnachmittag jedenfalls noch einmal ein Ausrufezeichen: Eine Frage zur bevorstehenden Wahl eines neuen Mitglieds des Player Councils nahm der Serbe zum Anlass für eine bemerkenswerte Generalkritik an der Berichterstattung über die Entwicklungen innerhalb der ATP während der letzten Monate. Djokovics Gefühl zufplge wurde viel Stimmung gegen ihn als prominentesten Vertreter in diesem Gremium gemacht, zu Unrecht.
Was Sloane Stephens so fühlt, das lässt sich nur schwer erahnen, außer Folgendes: Dass die US-Open-Siegerin von 2017 exakt null Lust hat, Fragen irgendwelcher Art zu beantworten. Aber hilft ja nix, also ließ Miss Stephens schon am Sonntag drei goldene Minuten ihrer Zeit im Pressezentrum liegen, unvergesslich für alle, die mit am Start waren.
Serena Williams am Trevi-Brunnen
Und damit zu Serena Williams, mithin die größte Tennisspielerin aller Zeit. Und am Montag bester Laune, vor allem im Gespräch mit den US-amerikanischen Kollegen. Gras habe sie gefressen in den vergangenen Wochen, so Serena, die den Jargon der deutschen Fußballtrainer aber eigentlich gar nicht kennen sollte. Und vielleicht hat sie das sogar wörtlich gemeint - schließlich wurde ihr in ihrer Verletzungspause eine strenge Diät auferlegt. Dass Serena keine 24 Stunden später wegen einer Verletzung am Knie zurückziehen müsse, war zum Zeitpunkt des Pressegesprächs natürlich noch nicht abzusehen.
Fragen nach Tochter Olympia nimmt Serena übrigens gerne auf, sie hätten sich in den vergangenen Tagen gemeinsam das Colosseum und den Trevi-Brunnen angesehen. Wie das denn funktioniere bei der Masse an Touristen, die sich ebenfalls dort aufhalte? Sie lächle einfach und stehe für Bilder zur Verfügung, sagte Serena.
Mit dem Lächeln ward es allerdings beim interview mit dem Tennis Channel getan. Da nämlich herrschte reine Anarchie. Das Gespräch mit Ex-Profi Prakash Amritraj musste Serena zweimal abbrechen, eines Lachanfalls wegen. „Serena, it´s been 59 days …“, weiter kam Amritraj nicht, bevor die 23-fache Major-Siegerin ihm beschied, dass sie ihn so ernst gar nicht kenne. Und mit Tränen in den Augen um Fassung rang.
Roger Federer treibt unabsichtlich die Preise
Der Abschluss der Medienfeierlichkeiten war am Dienstag Roger Federer und Novak Djokovic beschieden. Der Maestro war erst am Dienstag aus der Schweiz angereist, die Wettervorhersage für Basel und Umgebung hat die Absicht, nun doch in Rom zu spielen, noch weiter bestärkt. Er habe sich gefragt, ob er lieber trainieren oderdoch Matches spielen wolle, Rom sei zudem eine jener Städte, in denen er sich ganz besonders gerne aufhalte - und das waren der Gründe für die Reise an den Tiber schon genügend.
Dass der Veranstalter die Ticketpreise für den Mittwoch aufgrund des Antretens Federers verdoppelt hat, findet der 37-Jährige im Übrigen höchst eigenartig. Zwar habe er verstanden, dass so diejenigen Fans belohnt werden sollen, die ihre Eintrittskarten schon früh gekauft haben. Grundsätzlich hoffe er, dass die spontane Preissteigerung dem Publikumsinteresse nicht abträglich ist.