Die sieben größten Rivalitäten der Männer-Tennisgeschichte, Teil 2: Björn Borg vs. John McEnroe
Wir blicken zurück auf Rivalitäten, die den Tennissport geprägt haben. Teil zwei unserer, natürlich extrem subjektiven, Rückschau: die Duelle zwischen Björn Borg und John McEnroe.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.03.2020, 09:39 Uhr
In Zeiten von Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer könnte der Tennisfan denken, dass für die Allergrößten des Sports, zu denen die drei Genannten ohne Frage zählen, alle Wünsche in Erfüllung gehen: Die Großen Drei der Jetztzeit haben den Karriere-Grand-Slam längst in der Tasche, jeweils mindestens einmal den Davis Cup gewonnen und auch bei Olympischen Spielen Edelmetall geholt, in verschiedenen Metalllegierungen.
Björn Borg und John McEnroe können das nicht von sich behaupten. Gut, zu den Hochzeiten der beiden Legenden fehlte der Tennissport im olympischen Programm, dieser Makel wäre sportlich nicht zu beheben gewesen. Aber McEnroes Wunsch, bei den French Open zu reüssieren, blieb ebenso unerfüllt wie Borgs Traum vom Gewinn der US Open. Und gerade bei letzterem hatte John McEnroe seine genialen Finger im Spiel.
Borg holt für Schweden den Davis Cup
Mit vollem Recht wird auf das Endspiel in Wimbledon 1980 zurückgeblickt, mit dem historischen Tiebreak im vierten Satz - und dem zum letzten Mal ikonischen Bild eines auf den Knien den Tennisgöttern dankenden Borg, der das wichtigste Turnier zum fünften Mal in Folge für sich entscheiden konnte. Die Sympathien schienen damals doch eher auf der Seite des introvertierten Borg zu sein, der dennoch spätestens mit seinem Davis-Cup-Erfolg mit Schweden 1975 Starruhm erlangt hatte. In Zeiten vor Social Media, in denen man weltweit nur ausgewählte Tennismatches zu sehen bekam.
Ein paar Wochen nach dem epischen Coup Borgs in London nahm John McEnroe aber in Flushing Meadows grimmige Revanche, besiegte Borg in fünf Sätzen. 1981 beendete der New Yorker dann Borgs Siegesserie an der Church Road - und versetzte ihm im 14. und letzten Duell, wieder im Endspiel der US Open, den sportlichen Todesstoß.
Es sollte der letzte große Auftritt in der Karriere von Björn Borg bleiben, der nach dieser Niederlage nur noch zwei Matches auf der ATP-Tour gewann. Der drei Jahre jüngere McEnroe dominierte ein paar Jahre lang die Tennisszene, gewann 1983 und 1984 noch einmal in Wimbledon. In Roland Garros jedoch scheiterte der US-Amerikaner Jahr für Jahr - womit allerdings Björn Borg nichts zu tun hatte. Vielmehr war es Ivan Lendl, der John McEnroe 1984 nach 0:2-Satzrückstand noch einholte.
McEnroe als TV-Experte immer dabei
Wenn man den Aufzeichnungen von John McEnroe trauen darf, dann war die Rivalität mit Björn Borg tatsächlich nur auf den sportlichen Bereich beschränkt. Abseits des Tennisplatzes entwickelten die beiden eine freundschaftliche Beziehung, die während gemeinsamer Abende auf Schaukampftouren stärker und stärker wurde. Ähnlich wie mit Vitas Gerulaitis. Und ganz im Gegensatz zu Jimmy Connors, mit dem John McEnroe eine innige Feindschaft verband.
In den vergangenen Jahren hatte sich Björn Borg nicht allzu oft bei größeren Tennisturnieren gezeigt, während McEnroe in seiner Funktion als TV-Experte nie Kontakt zum aktuellen Spielgeschehen verloren hat. Seit 2017 treffen sich Borg und McEnroe aber jeweils eine knappe Woche lang beim Laver Cup, als Kapitäne der beiden rivalisierenden Teams. Ob es damit auch im September 2020 in Boston klappt, steht in der augenblicklichen Situation noch in den Sternen.
Die Fakten:
Björn Borg | John McEnroe | |
Geboren | 1956 | 1959 |
Turniersiege | 64 (davon elf Grand-Slam-Siege) | 77 (davon acht Grand-Slam-Siege) |
Head-to-Head | 7 Siege | 7 Sieg |
Begegnungen auf der ATP-Tour
Jahr | Turnier (Belag) | Sieger | Ergebnis |
1981 | US Open (Hartplatz) | McEnroe | 4:6, 6:2, 6:4, 6:3 |
1981 | Wimbledon (Rasen) | McEnroe | 4:6, 7:6, 7:6, 6:4 |
1981 | Mailand (Halle/Teppich) | McEnroe | 7:6, 6:4 |
1980 | Masters New Yotk (Halle/Teppich) | Borg | 6:4, 6:7, 7:6 |
1980 | Stockholm (Halle/Teppich) | Borg | 6:3, 6:4 |
1980 | US Open (Hartplatz) | McEnroe | 7:6, 6:1, 6:7, 5:7, 6:4 |
1980 | Wimbledon (Rasen) | Borg | 1:6, 7:5, 6:3, 6:7, 8:6 |
1979 | Masters New York (Halle/Teppich) | Borg | 6:7, 6:3, 7:6 |
1979 | Toronto (Hartplatz) | Borg | 6:3, 6:3 |
1979 | Dallas (Halle/Teppich) | McEnroe | 7:5, 4:6, 6:2, 7:6 |
1979 | Rotterdam (Halle/Teppich) | Borg | 6:2, 6:4 |
1979 | New Orleans (Halle/Teppich) | McEnroe | 5:7, 6:1, 7:6 |
1979 | Richmond (Halle/Teppich) | Borg | 4:6, 7:6, 6:3 |
1978 | Stockholm (Halle/Hartplatz) | McEnroe | 6:3, 6:4 |
Die größten Rivalitäten im Männertennis,Teil 1: Laver vs Rosewall
Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 2: Borg vs McEnroe
Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 3: Connors vs Lendl
Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 4: Becker vs Edberg
Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 5: Sampras vs Agassi
Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 6: Federer vs Nadal
Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 7: Djokovic vs Nadal