Die sieben größten Rivalitäten der Männer-Tennisgeschichte, Teil 4: Boris Becker vs Stefan Edberg

Dieses Match-up prägte eine ganze Generation: Boris Becker gegen Stefan Edberg war das Duell, das vor allem auf Rasen drei große Endspiele hervorbrachte.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 24.03.2020, 09:40 Uhr

Boris Becker, Stefan Edberg
© Getty Images
Boris Becker, Stefan Edberg

Gegensätze ziehen sich an - aber auch wenn Becker und Edberg ein objektiv größtenteils ähnliches Spiel pflegten, waren beide sonst grundverschieden. Auf der einen Seite Becker, der das Tennis in Deutschland mit seinem Wimbledonsieg 1985 wachgeküsst hatte und den großen Auftritt stets genoss - auf der anderen der stille Schwede Edberg, der einzig sein Tennis für sich sprechen ließ./

Edberg gilt bis heute noch als der wahrscheinlich beste Serve-and-Volley-Spieler aller Zeiten. Der Kick-Aufschlag gab dem "Schweiger von Västervik" stets genug Zeit, ans Netz zu stürmen - und vermutlich hatte niemand in der Tennisgeschichte einen besseren ersten Volley als er. Der zweite? War dann meist nur noch Formsache. Becker auf der anderen Seite hatte das Tennis mit seinem Aufschlag in neue Sphären geballert, er war wiederum einer der Ersten, die wirklich abgesprungen waren, "Bum-Bum-Boris" wurde er von vielen genannt. Zeitweise war Becker der bekannteste Tennisspieler der Welt und vor allem in Wimbledon - den Centre Court bezeichnete Becker einst als sein Wohnzimmer - der Mann, den es zu schlagen galt.

Becker vs Edberg: So lautete 1988 bis 1990 das Wimbledonfinale

Becker und Edberg galten zum Ende der 1980er- und Beginn der 1990er-Jahre als die besten Rasenspieler aller Zeiten. Drei Jahre in Folge standen die beiden im Finale von Wimbledon, von 1988 bis 1990 - und obwohl Becker in der Gesamtbilanz gegen Edberg klar vorne lag (25:10), schlug Edberg im Finale des wichtigsten Turniers der Welt zwei von drei Mal gegen Becker zu. Und eigentlich hätte es 1991 die vierte Auflage zwischen Becker und Edberg geben müssen, Edberg aber verlor das Halbfinale gegen Michael Stich in einem Viersatz-Tiebreak-Krimi, kurioserweise ohne auch nur ein Mal seinen Aufschlag abzugeben.

Sechs Grand-Slam-Turniere gewann Edberg (2 x Australian Open, 2 x Wimbledon, 2 x US Open), 72 Wochen war er die Nummer 1 der Welt (dazu kommen 3 Grand-Slam-Titel im Doppel und 15 Wochen an der Weltranglistenspitze dort). Becker brachte es ebenfalls auf 6 Major-Siege (2 x Australian Open, 3 x Wimbledon, 1 x US Open), aber "nur" auf 12 Wochen an der Spitze. Was die Turniersiege angeht, liegt der Deutsche mit 49 zu 41 vorne. Wer also war erfolgreicher? Entscheidet selbst...

Becker und Edberg waren in Deutschland beide extrem populär. Edberg nicht zu mögen, war quasi unmöglich - einzig das Argument "Weil er halt so gut ist" konnte man gelten lassen. Wie "in" Tennis zu Zeiten der beiden war, zeigt auch ein Blick auf die Jugendzeitschrift Bravo: Diese brachte Tennisspieler regelmäßig unters Volk - von Boris Becker über Horst Skoff bis Charly Steeb -, als Poster, in Geschichten oder als Klebebilder, neben jenen von Michael Jackson, ALF oder David Hasselhoff.

Die Fakten

 Boris BeckerStefan Edberg
geboren22. November 196719. Januar 1966
Turniersiege4941
H2H2510

Begegnungen auf der Tour

JahrTurnier (Belag), RundeSiegerErgebnis
1996Queen's (Rasen), FinaleBecker6:4, 7:6 (3)
1996Doha (Hartplatz), R32Becker6:2, 7:5
1995Basel (Hartplatz, Halle), ViertelfinaleBecker6:4, 3:6, 6:3
1994ATP Tour Finals Frankfurt (Teppich), RRBecker6:7 (3), 6:4, 7:5
1993Doha (Hartplatz), HalbfinaleBecker6:4, 6:4
1992ATP Tour Finals Frankfurt (Teppich), RRBecker6:4, 6:0
1992Brüssel (Teppich), HalbfinaleBecker4:6, 6:4, 6:2
1991Stockholm (Teppich), FinaleBecker3:6, 6:4,1:6, 6:2, 6:2
1990Paris-Bercy (Teppich), FinaleEdberg3:3, w.o.
1990Stockholm (Teppich), FinaleBecker6:4, 6:0, 6:3
1990Sydney (Hartplatz), FinaleBecker7:6, 6:4, 6:4
1990Wimbledon (Rasen), FinaleEdberg6:2, 6:2, 3:6, 3:6, 6:4
1990Queen's (Rasen), HalbfinaleBecker6:4, 6:4
1989Davis Cup (Teppich), FinaleBecker6:2, 6:2, 6:4
1989Masters, New York (Teppich), FinaleEdberg4:6, 7:6, 6:3, 6:1
1989Masters, New York (Teppich), RRBecker6:1, 6:4
1989Paris-Bercy (Teppich), FinaleBecker6:4, 6:3, 6:3
1989Wimbledon (Rasen), FinaleBecker6:0, 7:6, 6:4
1989Roland Garros (Sand), HalbfinaleEdberg6:3, 6:4, 5:7,3:6, 6:2
1988Davis Cup (Sand, Halle), FinaleBecker6:3, 6:1, 6:4
1988Masters New York (Teppich), RREdberg7:6, 3:6, 6:4
1988Wimbledon (Rasen), FinaleEdberg4:6, 7:6, 6:4, 6:2
1988Queen's (Rasen), FinaleBecker6:1, 3:6, 6:3
1988Dallas (Teppich), FinaleBecker6:4, 1:6, 7:5, 6:2
1987Cincinnati (Hartplatz), FinaleEdberg6:4, 6:1
1987Montreal (Hartplatz), HalbfinaleEdberg6:2, 6:4
1987Indian Wells (Hartplatz), FinaleBecker6:4, 6:4, 7:5
1986Masters New York (Teppich), HalbfinaleBecker6:4, 6:4
1986Tokio (Teppich), FinaleBecker7:6, 6:1
1986Toronto (Hartplatz), FinaleBecker6:4, 3:6, 6:3
1986Dallas (Teppich), HalbfinaleBecker7:6, 7:6,4:6, 7:6
1985Davis Cup (Teppich), RRBecker6:3, 3:6, 7:5, 8:6
1985Las Vegas (Hartplatz), AchtelfinaleBecker6:3, 6:7, 6:2
1985Philadelphia (Teppich), R32Edberg6:3, 6:1
1984Köln (Teppich), R32Edberg6:4, 6:4

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Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 6: Federer vs Nadal

Die größten Rivalitäten im Männertennis, Teil 7: Djokovic vs Nadal

von Florian Goosmann

Donnerstag
19.03.2020, 20:11 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.03.2020, 09:40 Uhr