Diego Dedura und Justin Engel liefern Stoff zum Träumen
Diego Dedura und Justin Engel sind die Zukunft des deutschen Tennis. In München sind die 17-Jährigen auf den Geschmack gekommen.
von SID
zuletzt bearbeitet:
22.04.2025, 15:25 Uhr

Als gläubiger Christ weiß Diego Dedura: Die Wege des Herrn sind unergründlich. Als angehender Tennisprofi lernt er dazu, wie verschlungen die Reiserouten auf der Tour sein können. Nach den aufsehenerregenden Auftritten in München samt Kreuzzeichen im roten Sand änderte sich sein Plan: Quali beim Masters in Madrid statt Future-Tour in Italien. So schnell kann es gehen.
Die Tingelei über die kleinen Turniere mit all den großen Duellen zwischen den vielen hoffnungsfrohen Nachwuchsspielern ist für Dedura vorerst vorbei, die Jugendzeit vorzeitig beendet. Mit seinem Agenten Mats Merkel und seinem Vater Cesar Palomero habe sich Dedura entschieden, "auf die Profitour zu gehen, da zu bleiben und zu versuchen, so hoch wie möglich zu kommen".
Wildcards helfen dabei ungemein. Gilt jemand als Talent, spielt er sich sogar wie Dedura oder der gleichaltrige Franke Justin Engel kurzfristig ins Rampenlicht, wird er belohnt. Engel rutschte in München ins Hauptfeld, Dedura in Madrid in die Qualifikation, wo er am Montag dem fast zwölf Jahre älteren Kolumbianer Daniel Elahi Galán, 2023 Achtelfinalist in Wimbledon, nach hartem Fight in drei Sätzen unterlag. Auch beim Heimturnier in Hamburg (Mitte Mai) könnten sich die Youngster den Fans präsentieren.
Stoff zum Träumen bieten beide, und 17 ist ja ohnehin so ein neuralgisches Alter in der deutschen Tennisgeschichte. 17 war auch ein gewisser Boris Becker, als er in Wimbledon die Tenniswelt aus den Angeln hob, doch diese Zeiten sind lange vorbei. Jetzt darf Dedura schon einen einzigen Sieg bei einem ATP-Turnier als großen Triumph feiern, zumal er mit viel Geld und Punkten versehen ist.
Nach den Tagen von München war der Berliner um 36.650 Euro reicher, seit Montag ist er die Nummer 376 der Welt. Der Weg ganz nach vorne ist aber noch weit, das weiß Dedura selbst. "Ich habe noch viel zu lernen, vor allem auf dem Niveau", sagt er. Aber das komme schon, er habe ja gemerkt, dass er die großen Jungs jetzt schon "nerven" kann. Das Selbstbewusstsein ist jedenfalls bereits auf Top-Level.
Und die Vergleiche könnten kaum größer ausfallen. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) postete eine Übersicht der Spieler, die seit 2001 die ersten ihres Jahrgangs waren, die ein Spiel auf der ATP-Tour gewonnen haben. Mit dabei: Jannik Sinner, heute der Dominator der Szene. Carlos Alcaraz, viermaliger Grand-Slam-Champion. Oder auch Lorenzo Musetti, Bronzemedaillengewinner der Sommerspiele in Paris.
Mittlerweile auch auf der Liste: Diego Dedura (Jahrgang 2008) und Justin Engel (2007), der im vergangenen Jahr in Almaty/Kasachstan ein Match gewann und in München das Publikum im Doppel begeisterte. Die Erwartungen an das Duo sind groß, doch die Wege nach oben nur selten so gradlinig wie bei Becker, Sinner oder Alcaraz. Ein starker Glaube hilft, und wenn es nur der an sich selbst ist.