Dominic Thiem: "Erlebe die ruhigste Zeit meines Lebens"
Dominic Thiem spricht im Interview mit der Krone über seinen Alltag während der Tennispause und erzählt, wie sehr er auf die Fortsetzung der Tour brennt.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
11.04.2020, 16:43 Uhr
Eigentlich stand Dominic Thiem vor einer der größten Herausforderungen seiner Karriere. Der Lichtenwörther hätte in Indian Wells Anfang März seinen bislang größten Titel verteidigen sollen. Daraus wurde bekanntlich nichts, einen Tag vor dem Start der Qualifikation mussten die Veranstalter die Absage des ATP-Masters-1000-Events bekanntgeben. Das Coronavirus stelle ein zu großes Gesundheitsrisiko dar, hieß es damals. Während die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt für manche noch wenig nachvollziehbar war, zeigte sich wenig später, wie vorausschauend die Veranstalter in Kalifornien gehandelt hatten: Tage darauf folgte die Absage von Miami, der gesamten Sandplatzsaison, dann von Wimbledon und die Verschiebung der French Open. Wann es wieder Wettkampftennis zu sehen geben wird, ist indes ungewiss.
Eine Situation, die auch für die Spieler alles andere als einfach ist, wie Dominic Thiem im Interview mit der Krone erklärt: "Man ist körperlich zu 100 Prozent fit, fühlt sich bereit, weiß aber nicht, wann es wieder losgeht. Laut Plan starten wir wieder Mitte Juli. Hoffentlich passt dann alles. Ich vermisse die Herausforderungen, den Vergleichskampf", erklärte der Weltranglistendritte. Anfangs nutzte der Lichtenwörther die Pause, um Tätigkeiten nachzukommen, für die während dem normalen Turnierbetrieb schlichtweg kein Platz wäre. Österreichs Nummer eins bestätigte bei "Kasi live", (tennisnetnews auf Instagram) nun vermehrt in der Playstation-Onlinewelt zu finden zu sein, konkret dem FIFA-Spielen verfallen zu sein.
Thiem: "Nicht einmal als Teenager so wenig Stress"
"Ich erlebe definitiv die ruhigste Zeit meines Lebens. Kein strukturiertes Training, kein Druck, keine Herumfliegerei. Und keine sportlichen Aufgaben. Nicht einmal als Teenager hatte ich so wenig Stress", führte Dominic Thiem weiter aus. Eine derart lange Pause gibt es im Kalender der ATP-Tour nun mal nicht. Aber auch die Trainingsmöglichkeiten sind derzeit stark beschränkt, die Ausgangsbeschränkungen in Österreich machen weder vor den Tennisplätzen noch vor den Tennisprofis halt: "Ich bin eigentlich nur daheim, halte mich mit Fitness ein bisschen fit. Tennis gibt es momentan keines. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, gehe ich laufen oder spazieren."
Dabei meint Dominic Thiem, die Schönheit von Österreich erkannt zu haben. Das Land sei "ein Paradies" und auch die Bevölkerung enorm diszipliniert. Laut Thiem nehme man das Virus enorm ernst, halte sich gut an die Maßnahmen. Dies sei für den dreifachen Grand-Slam-Finalisten "imponierend". Wie Dominic Thiem geht es derzeit wohl nahezu allen anderen Tennisprofis, wenngleich einige wenige Spieler zumindest die Möglichkeit haben, den Platz zu betreten. Mit Blick auf die Weltrangliste hat sich für Thiem aber kein allzu großer Nachteil ergeben, die Punkte wurden eingefroren - die Titelverteidigung in Indian Wells damit nur um ein Jahr nach hinten verschoben.