Dominic Thiem schlägt Rafael Nadal: Aggressiv, aber sicher zum Erfolg
Dominic Thiem hat mit seinem Sieg am Freitag im Viertelfinale des ATP-Masters-1000-Turniers in Madrid die Tenniswelt auf den Kopf gestellt. Der 24-Jährige schaffte es nicht nur, Rafael Nadals Erfolgsserie auf Sand zu beenden, sondern verhalf auch Roger Federer zurück an die Spitze der Weltrangliste.
von Lukas Zahrer aus Madrid
zuletzt bearbeitet:
12.05.2018, 09:33 Uhr
"Ich finde, dass ich ein bisschen besser gespielt habe als in Monte Carlo", sagte Thiem nach seinem spektakulären Triumph, und hatte damit die Lacher auf der Pressekonferenz auf seiner Seite. Erst vor drei Wochen war Österreichs Nummer eins gegen Nadal mit 0:6, 2:6 untergegangen.
Viele der rund 12.000 Zuschauer im Caja Magica rechneten daher damit, dass der Spanier seine Vormachtstellung in Madrid einmal mehr untermauern würde. Doch mit aggressivem, spektakulärem Spiel von der Grundlinie und guter Beinarbeit gelang es Thiem, Nadal nach dessen Serie von 50 gewonnen Sätzen in Folge auf Sand zwei Durchgänge abzunehmen.
"Ich wusste, dass es wieder ein Debakel geben könnte, wenn ich nicht von Beginn an da bin", erklärte Thiem seine Herangehensweise: "Meine Grundschläge waren das Beste, damit habe ich ihm richtig wehgetan. Gleichzeitig waren sie aber sehr sicher, mir unterliefen keine blöden Fehler."
Dominic Thiem kamen Bedingungen auf dem Center Court entgegen
Nicht zuletzt aufgrund seiner Leistungen gegen Federico Delbonis und Borna Coric, die gegen Thiem bereits jeweils aufs Match servierten, war eine Steigerung gegen Nadal notwendig.
"Das war wie Tag und Nacht. Solche guten Leistungen bringe ich noch viel zu selten in Matches", sagte die Nummer fünf des Turniers. "So sollte ich gegen ihn immer auftreten, vielleicht schon bei den nächsten Turnieren."
Erstmals in dieser Turnierwoche bestritt Thiem eine Partie auf dem Court Manolo Santana, dem größten Platz der Anlage. Der weitere Auslauf hinter der Grundlinie kam dem neunfachen Turniersieger entgegen. "Es gibt viel mehr Platz auf dem Center Court, das ist angenehm", erklärte Thiem.
Da der Ball aufgrund der Meereshöhe "wie verrückt" wegspringe, kann der Weltranglisten-7. ihn dort ausreichend fallen lassen, um ihn in einer für ihn angenehmen Höhe zu retournieren.
Auf den Nebenplätzen, auf denen er in den vergangenen Tagen im Einsatz war, blickte er sich beinahe bei jedem Return um, um die gesamten Ausmaße der Plätze auszunutzen und sich so weit hinten wie möglich zu positionieren.
Rafael Nadal und Dominic Thiem in Rom erneut auf Kollisionskurs
Der unterlegene Nadal, der seine dritte Partie auf dem Center Court spielte, haderte nach der Partie mit der Niederlage. "Ich habe den Ball nicht gut genug gelesen und konnte ihn nur selten in Bedrängnis bringen", sagte er. "Er brachte viel Topspin in die Bälle, und ich öffnete mit meinen Schlägen den Platz nicht weit genug. Ich traute mir die Schläge nicht zu und fühlte mich durchgehend unwohl, dazu muss ich ihm gratulieren."
Nadal muss mit seinem Ausscheiden in Madrid den Platz an der Spitze der Weltrangliste für seinen Dauerrivalen Roger Federer räumen. Um weiterhin Branchenführer zu bleiben, hätte Nadal bis inklusive der French Open kein Match verlieren dürfen.
Ein wenig rechnete Thiem seinen Erfolg, der große Implikationen mit sich brachte, den schnellen Bedingungen in Madrid an. "Die Verhältnisse sind großartig für mich, ich liebe es, hier zu spielen", sagte Thiem, der sich in Madrid sehr wohl fühle, während es Nadal "vielleicht auf Seehöhe etwas mehr taugt".
Bereits in der kommenden Woche könnte es nämlich zum nächsten Gipfeltreffen der beiden Sandplatzspezialisten kommen. Beim Masters in Rom sind Thiem und Nadal erneut in dasselbe Viertel gelost worden, ein weiteres Viertelfinale wäre also möglich.
Für Nadal offenbar aber kein Grund zur Sorge: "Wenn er mich drei Mal in Folge schlagen würde, dann könnten wir davon sprechen, dass er mein Spiel lesen kann. Heute war er einfach besser als ich, das ist alles."
Dominic Thiems Bilanz gegen Kevin Anderson: 0-6
Jahr | Turnier | Belag | Sieger | Ergebnis |
2014 | Australian Open | Hartplatz/Outdoor | Kevin Anderson | 6:4, 6:3, 6:4 |
2014 | Tokio | Hartplatz/Halle | Kevin Anderson | 7:6 (5), 6:4 |
2015 | US Open | Hartplatz/Outdoor | Kevin Anderson | 6:3, 7:6 (3), 7:6 (3) |
2015 | Paris-Bercy | Hartplatz/Halle | Kevin Anderson | 6:7 (3), 7:6 (4), 7:6 (5) |
2016 | Toronto | Hartplatz/Outdoor | Kevin Anderson | 4:1 ret. |
2017 | Washington | Hartplatz/Outdoor | Kevin Anderson | 6:3, 6:7 (6), 7:6 (7) |
ATP Madrid: Kevin Anderson Thiems Gegner im Halbfinale
Zunächst steht für Thiem aber das Madrid-Halbfinale gegen Kevin Anderson auf dem Programm, gegen den er eine wahre Horror-Bilanz vorzuweisen hat. In sechs Aufeinandertreffen musste der Schützling von Günter Bresnik immer als Verlierer vom Platz schreiten. Von 14 Sätzen gingen zwölf an den Südafrikaner.
"Ich bin froh, dass es morgen erstmals gegen ihn auf Sand geht", sagte Thiem. "Es wird komplett anders, sein Aufschlag funktioniert auch in der Höhe sehr gut."
Anderson hatte sich am frühen Freitagnachmittag gegen Del-Potro-Bezwinger Dusan Lajovic aus Serbien mit 7:6 (3), 3:6, 6:3 durchgesetzt. "Ich versuche, mich gut zu regenerieren und mit derselben Einstellung und Aggressivität ins Match zu gehen", sagte Thiem. Für ihn geht es nach seinem Finaleinzug im Vorjahr um sein zweites Endspiel bei einem Masters-1000-Turnier.