Ewiger "Djoker": Für die Familie, für Serbien - für immer?
Novak Djokovic hat seine einmalige Trophäensammlung mit Olympiagold komplettiert. Es war sein emotionalster Sieg, aber sicher nicht sein letzter.
von SID
zuletzt bearbeitet:
05.08.2024, 11:11 Uhr
Die Familie war es. Natürlich. Aber auch und vor allem sein Selbstverständnis als stolzer Serbe setzte bei Novak Djokovic die entscheidenden Kräfte im epischen Tennisfinale der Olympischen Spiele in Paris frei. Und dabei sah er auch den Gegner als Vorbild, der ihm drei Jahre zuvor den Weg zu Gold verbaut hatte: Alexander Zverev.
"Mit 37 Jahren endlich Gold gewonnen zu haben, liegt zu allererst an meinem Land und am Stolz, für Serbien zu spielen", sagte Djokovic, als seine schiere Gefühlsflut nach dem 7:6, 7:6 gegen Carlos Alcaraz ein wenig abgeebbt war: "Ich weiß, dass es Carlos und Rafael Nadal lieben, für Spanien zu spielen, Andy Murray für Großbritannien, Roger Federer für die Schweiz. Und Alex Zverev hat in Tokio für Deutschland gewonnen. Man hat die Reaktionen dieser Jungs beim Sieg gesehen - es ist einfach etwas ganz Besonderes."
Das 2:50 Stunden lange Duell mit dem 16 Jahre jüngeren Alcaraz habe Djokovic bis an die Grenzen geführt. "Ich habe mein Herz, meine Seele, meinen Körper, meine Familie, einfach alles da reingepackt", sagte der Grand-Slam-Rekordsieger im Interview mit Eurosport: "Es war ein unglaubliches Match. Der einzige Moment, in dem ich wirklich geglaubt habe, dass ich dieses Match gewinne, war der, als der letzte Schlag ihn passiert hat."
Alle großen Titel? Vor Djokovic gelang das nur Agassi
Djokovic ist nach seinem Olympiasieg von Paris der zweite Tennisspieler, der sämtliche großen Einzeltitel bei den Männern mindestens einmal gewonnen hat. Bei allen vier Grand Slams sowie den ATP Finals und Olympia zu triumphieren und zudem Weltranglistenerster gewesen zu sein - das hatte vor Djokovic nur Andre Agassi geschafft.
Und Djokovic hat es in einer Saison geschafft, die bislang nicht wirklich für ihn lief. Kein Turnier hatte er vor Olympia gewonnen. Bei den Australian Open unterlag er Jannik Sinner im Halbfinale, bei den French Open musste er vor dem Viertelfinale wegen einer Knie-Verletzung, die eine OP nötig werden ließ, zurückziehen. Und im Finale von Wimbledon unterlag er Alcaraz deutlich.
Andere würden zweifeln, Djokovic schrieb Geschichte. "Ich habe jetzt wohl alles gewonnen, was es gibt. Und jetzt gerade habe ich erst angefangen zu feiern", sagte er. Was soll jetzt noch kommen? Wahrscheinlich noch mehr Erfolge.
Wie lange macht Djokovic noch weiter?
Djokovic ist ein Phänomen. Er ist unersättlich, scheinbar unkaputtbar, wahrscheinlich wird er schon bei den US Open (ab 26. August) die Grenzen austesten wollen. Kein anderer Tennisspieler war mit 37 Jahren jemals auf ähnlichem Niveau unterwegs. Gut, Roger Federer stand da noch im Wimbledonfinale, es war aber sein Schwanengesang. Nadal spielte mit 36 seine letzte wirkliche Top-Saison. Und sie waren schon von erstaunlicher Haltbarkeit.
Björn Borg trat mit 28 zurück, Boris Becker mit 31 auf der letzten Rille, Pete Sampras mit 32, Agassi war immerhin mit 35 noch top. Djokovic kann mit seiner überragenden Physis immer noch alle überall schlagen, er wird es wahrscheinlich auch mit 38 noch können, wohl auch mit 39, vielleicht mit 40. Und er könnte 2028 in Los Angeles auch mit 41 wieder bei Olympia auftauchen. Es geht ja schließlich um Serbien.