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Filip Misolic im Interview: "Finde, dass mein Spiel auch auf Hartplatz ziemlich giftig ist"

Filip Misolic spricht im exklusiven Interview mit tennisnet.com im Vorfeld der US-Open-Qualifikation über seine Ziele für das letzte Saisondrittel, die Gefühle nach dem Finaleinzug in Kitzbühel und die schwierige Umstellung von Sand- auf Hardcourt.

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 23.08.2022, 20:40 Uhr

Filip Misolic möchte in der US-Open-Qualifikation voll angreifen
© GEPA Pictures
Filip Misolic möchte in der US-Open-Qualifikation voll angreifen

Herr Misolic, seit vergangenem Montag sind Sie in den USA: Wie geht es Ihnen? Konnten Sie sich bereits gut akklimatisieren?

Ja, auf den Fall. Seit Dienstag habe ich jeden Tag trainiert, seit Freitag sogar auf der Hauptanlage (Anm. dem Austragungsort der US Open). Und zurzeit läuft es ziemlich gut: Ich versuche, ein gutes Gefühl auf Hartplatz zu bekommen und ein paar Kleinigkeiten zu ändern, die es für die Umstellung von Sand- auf Hartplatz braucht.

Am Dienstag startet die Qualifikation für die US Open, die zweite Grand-Slam-Qualifikation Ihrer bisherigen Laufbahn – wie sind da Ihre Gefühle, wenn Sie auf den Start der Qualifikation blicken?

Ich fühle mich sehr gut. Ich bin sehr positiv – das ist, finde ich, auch das Wichtigste. Ich meine, auf so einer Anlage hier zu spielen, das ist ein Traum. Alles ist riesig - mit dem Center Court natürlich - das ist wirklich ein schönes Gefühl.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Auftritte in Flushing Meadows gesteckt?

Ich habe mir keine konkreten Ziele gesteckt. Ich versuche mich auf jedes Match zu fokussieren und mein Bestes zu geben. Wenn ich ein Ziel hätte, dann wäre es, die Qualifikation zu überstehen. Das wäre schon schön.

Hartplatz war ja nicht immer der einfachste Untergrund für Sie. Wie sind Sie im Team die Umstellung nach dem Turnier in Kitzbühel angegangen?

Ich habe mir nach dem Turnier in Kitzbühle eine Woche freigenommen und dann bin ich gleich auf Hartplatz gegangen, um mich so gut wie möglich vorzubereiten. Ich habe ja in der Vergangenheit nicht so viel auf Hartplatz trainiert und gespielt, aber ich finde schon, dass ich zurzeit gut spiele und dass mein Spiel auch auf Hartplatz ziemlich giftig ist. Ja, ich denke schon, dass es ziemlich gut zusammenpassen können.

Die Form und das Selbstvertrauen stimmen also auch auf Hartplatz?

Genau, ja.

Auf Hartplatz braucht es allen voran die offensive Beinarbeit, den Zug nach vorne, auf Sandplatz ist es einfacher, die Ballwechsel etwas weiter hinter der Grundlinie zu gestalten. Inwieweit war diese Umstellung, was die Court-Position betrifft, in den vergangenen Wochen ein Thema?

Das war sehr wichtig, wir versuchen das in jedem Training umzusetzen: dass ich näher an der Linie bin, dass ich ein bisschen gerader spiele, ans Netz vorrücke und viel am Aufschlag arbeite. Das sind die Kleinigkeiten, die ich versucht habe, in diesen zwei Wochen zu verbessern. Und ich glaube, dass es ziemlich gut aussieht.  

Seit Kitzbühel ist einiges passiert: Mit Ihren Auftritten beim Heimturnier haben Sie in Österreich für Furore sorgen können. Hatten Sie bereits Gelegenheit, den Erfolg sacken zu lassen, den Erfolg zu verdauen?

Ja, schon. Nach dem Finale habe ich mich gleich ausgeklinkt, wollte nicht mehr über Kitzbühel nachdenken. Denn die Woche war physisch und mental extrem anstrengend. Ich habe mir dann gleich gesagt, dass ich mir eine Woche Zeit nehmen muss, um mich zu erholen. Als ich dann wieder auf dem Tennisplatz war, habe ich schon gewusst, was ich da erreicht habe.

Nach Kitzbühel waren Sie bester Österreicher im ATP-Ranking, dementsprechend groß war und ist natürlich das mediale Interesse an Ihrer Person: Der Rummel in dieser Form war erstmalig in Ihrer Laufbahn, wie sind Sie damit umgegangen?

Eigentlich sehr gut: Ich habe viele Interviews gegeben, aber das hat mir Spaß gemacht. Es ist kein Problem für mich. Das freut mich vielmehr, dass ich viele Interviews gegeben kann und dass ich die Nummer eins in Österreich war – auch, wenn es nur für ein, zwei Wochen war. Ich finde schon, dass es der Traum eines jeden Tennisspielers ist, die Nummer eins in seinem Land zu sein.

Was hat diese Woche aus sportlicher Sicht für Sie bewirkt?

Die Woche hat auf jeden Fall mehr Möglichkeiten eröffnet - mit dem Finaleinzug in Kitzbühel. Unsere Ziele für dieses Jahr sind es deshalb, dass ich – wenn möglich - in die Top-100 reinrutsche, damit ich bei den Australian Open im Hauptfeld spielen kann. Und, dass ich Ende des Jahres vielleicht bei den NextGen-ATP-Finals mitspielen kann.

Für die NextGen-Finals fehlen Ihnen nur wenige Positionen: Ist das für Sie also durchaus ein konkretes Saisonziel, in Milan dabei zu sein?

Ich bin – glaube ich - zurzeit die Nummer elf, aber die ersten beiden im Race sind Carlos Alcaraz und Jannik Sinner, die werden wahrscheinlich nicht bei den NextGen-ATP-Finals spielen (Anm. Carlos Alcaraz ist derzeit die Nummer drei im Race-to-Turin, im Rennen für die ATP-Finals der Herren, Jannik Sinner die Nummer 15). Das heißt, ich bin schon knapp dabei.

Vor Kitzbühel waren Sie ganz ohne offiziellen Sponsor: Hat sich das bereits geändert?

Nein, noch nicht. Ich bekomme jetzt zwar sehr viele Anfragen, aber wir überlegen uns das gemeinsam im Team, was hier gut passen könnte. Entschieden haben wir noch nichts.

Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick in die Zukunft: Ist das Challenger-Event in Tulln Teil Ihrer Turnierplanung?

Auf jeden Fall: Zuerst das Challenger-Turnier in Tulln und dann der Davis Cup.

Es wäre eine Ehre, für Österreich im Davis Cup zu spielen.

Filip Misolic über einen möglichen Start im Länderkampf mit Pakistan. 

Das heißt, Sie sind beim Davis Cup fix dabei?  

Ich weiß es noch nicht genau, aber ich hoffe, dass mich der Jürgen (Anm. Melzer, Kapitän des österreichischen Davis-Cup-Teams) anruft. Aber es wäre auf jeden Fall eine Ehre, für Österreich im Davis Cup zu spielen.

Gegenüber ORF Steiermark haben Sie zudem zuletzt anklingen lassen, dass auch die Teilnahme am ATP-Event in Wien ein großes Highlight für Sie wäre. Gab es da schon Gespräche mit Herwig Straka?

Es wäre jeden Fall ein Highlight. Es gibt noch keine Gespräche, aber es würde mich auf jeden Fall riesig freuen, wenn ich in Wien beim 500er (Anm. ATP-500-Event) spielen könnte. Also das wäre natürlich ein Traum, auch beim zweiten großen Turnier in Österreich dabei sein zu können.

Abschließend noch die Frage: Ihnen fehlen derzeit noch zwei Absagen, um in der Qualifikation für die US Open gesetzt zu sein. Würde das für Sie irgendeinen Unterschied machen, mit der Setznummer neben Ihrem Namen zu starten?

Nein, über das denke ich eigentlich nicht nach. Das ist mir eigentlich relativ egal, weil ich gegen jeden Spieler in der Qualifikation gut spielen muss, um zu gewinnen. Also macht es keinen Unterschied, ob ich gesetzt bin oder nicht.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die US-Open-Qualifikation!

Sehr gerne.

von Michael Rothschädl

Dienstag
23.08.2022, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.08.2022, 20:40 Uhr