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Als Stefan Edberg jeden Volley traf

Im Finale der US Open 1991 besiegte der Schwede seinen Gegner Jim Courier mit dem besten Tennis seines Lebens.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 07.09.2016, 01:52 Uhr

JUN 1991: STEFAN EDBERG OF SWEDEN HITS A BACKHAND DURING THE MENS SINGLES AT THE STELLA ARTOIS TOURNAMENT AT THE QUEEENS CLUB IN LONDON.

Die Duelle zwischen verschiedenen Spielertypen fehlen im heutigen Tennis sehr: McEnroe gegen Borg, Becker gegen Lendl, Sampras gegen Agassi... es waren die Duelle zwischen Angreifer und Verteidiger, Serve-and-Volley-Spezialist gegen Grundlinienspieler, die Zuschauer in ihren Bann zogen und für spektakuläre wie einmalige Ballwechsel sorgten.

Serve-and-Volley in Reinform ist heutzutage so gut wie ausgestorben - leichteren Schlägern, Polyester-Saiten und langsameren Belägen sei Dank. Und das ist schade. Beweisstück A: das Match zwischen Stefan Edberg und Jim Courier im Finale der US Open 1991.

Vierfacher Major-Sieger gegen Shootingstar

Stefan Edberg hatte am 13. August 1990 die Nummer eins der Welt von Ivan Lendl übernommen, zum Zeitpunkt der US Open hatte ihn Boris Becker von der Spitzenposition verdrängt. Die US Open waren eines von zwei Major-Turnieren, die dem 25-Jährigen noch fehlten, nachdem er 1985 und 1987 in Melbourne sowie 1988 und 1990 in Wimbledon gesiegt hatte.

Jim Courier war der Spieler, der 1991 so richtig auf sich aufmerksam machte, nachdem er Andre Agassi im Finale der French Open überraschend geschlagen und sich bis zum Beginn der US Open auf Rang fünf der Welt hochgearbeitet hatte. Ins Finale von New York spielte sich Courier unter anderem durch Siege gegen Titelverteidiger Pete Sampras und Jimmy Connors , der es als 39-Jähriger überraschend noch mal ins Halbfinale geschafft hatte .

"Ich konnte heute alles machen"

Im Finale jedoch war Courier chancenlos: Edberg, der in üblicher Manier bei jeder Gelegenheit den Weg ans Netz suchte, spielte das Tennis seines Lebens und demolierte Courier mit 6:2, 6:4 und 6:0. "Es ist fast nicht zu glauben und fühlt sich wie ein Traum an. Ich hatte das Gefühl, dass ich heute einfach alles machen konnte", freute sich Edberg nach dem Match, das heute noch als Lehrvideo-Beispiel für erfolgreiches Aufschlag-Volley-Tennis gilt.

Courier war machtlos und gestand dies ohne Suche nach einer Ausrede ein. "Ich habe schon mal eine Packung bekommen, aber das ist die schlimmste Niederlage, die ich dieses Jahr einstecken muss. Er hat meine Schläge wie sonstwas aussehen lassen." Dabei konnte man Courier nicht vorwerfen, etwas unversucht gelassen zu haben. "Ich habe alles getan, was ich konnte, habe das Tempo gewechselt, ab und zu Aufschlag-Volley versucht, aber immer, wenn ich ihm eine Möglichkeit gegeben habe, stand er press am Netz", so Courier. "Ich habe mein Bestes gegeben, aber ich wurde vom besseren Mann geschlagen."

Courier wird Nachfolger von Edberg

Der "bessere Mann" Edberg holte sich durch seinen Sieg in Flushing Meadows, dem er im Jahr darauf mit einem Finalerfolg gegen Pete Sampras einen weiteren folgen lassen sollte, auch die Führung in der Weltrangliste zurück. Hier wurde er am 10. Februar 1992 allerdings abgelöst - von Jim Courier.

von Florian Goosmann

Mittwoch
07.09.2016, 01:52 Uhr