French Open: Sechs Fragen (und Antworten) zur ersten Woche in Paris
Natürlich ist es zu früh, schon jetzt eine Gesamtbilanz über die French Open 2019 zu ziehen. Ein paar Gedanken vom zweiten Major des Jahres.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
31.05.2019, 20:51 Uhr
Von Jens Huiber aus Paris
Frage eins: Was soll aus Court 1 werden?
Antwort: Offiziell wird die Arena ja abgerissen. Seit Jahren. Und also auch nach 2019. Zu eng wäre das Teil, was bei Menschen, die wie Philipp Kohlschreiber mit viel Kick nach außen servieren, zum Problem für alle Beteiligten werden könnte: Spieler, Linienrichter, Zuschauer. Wer aber etwa am Freitagvormittag, Punkt 11 Uhr, beim Doppel von Tim Pütz und Matwe Middelkoop gegen Fabrice Martin und Jeremy Chardy auf dem 1er war, der hat in die Zukunft sehen können: Dieses alte wie ehrwürdige Stadion sollte ab sofort exklusiv den Doppel-Spielern vorbehalten sein. Das Mekka des Paarlaufs. Was für eine grandiose Stimmung. Auf der einen Seite die niederländisch-deutsche Fan-Fraktion, auf der anderen die lokalen Unterstützer, kein Platz frei. Und draußen vor den Aufgängen die hoffnungsvollen Menschen, die auf ein Wunder warten. Sprich auf eine Sitzplatzfluktuation. Bevor der Laden aber für die Einzelspieler endgültig zugedreht wird, wollen wir noch die Fortsetzung von Wawrinka gegen Dimitrov sehen.
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Frage zwei: Wozu gibt es eigentlich eine Shot Clock?
Antwort: Das weiß keiner. Folgende Beobachtung, noch aus Rom: Fernando Verdasco spielt gegen Rafael Nadal, es gibt den ersten Seitenwechsel nach einem Spiel, Verdasco trinkt kurz etwas, geht zum Aufschlag - und bekommt eine Verwarnung wegen Zeitüberschreitung. Konsequent, könnte man sagen. Folgende Beobachtung, jetzt aus Paris: Laura Siegemund nimmt ihr Match gegen Belinda Bencic wieder auf, die Shot Clock ist schon an ihr Ende gekommen, da arrangiert Siegemund noch ihre Flaschen an der Spielerbank. Und braucht noch eine weitere Minute, bis sie endlich zum Aufschlag kommt. Keine Verwarnung. Ja, was denn nun?
Frage drei: Was macht eigentlich Patricio Apey?
Antwort: Der umtriebige Manager ist zum einen gerade sehr nett zu Stefanos Tsitsipas. Das hat sich der Grieche natürlich verdient, denn Stefanos ist einer von den Guten. Der übrigens auf Apey dem Vernehmen nach bis vor Kurzem gar nicht so gut zu sprechen war. Weil der sich zumeist bei Alexander Zverev herumgetrieben und darob sein griechisches Mandat vernachlässigt hat. Zverev wiederum sagt, dass Apey gerade nicht sehr nett zu ihm ist. Er ihm aber diese Nicht-Nettigkeit wohl verzeihen könnte, wenn man sich gütlich und vor allem bald voneinander trennen würde.
Frage vier: Was wird Sloane Stephens ihrer Tochter am Christmas Day 2032 erzählen?
Antwort: Zunächst ist völlig klar, dass diese Tochter Madison heißen wird, benannt nach einer guten Freundin von Mami, mithin die einzige Spielerin, die Stephens in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Finale besiegt hat. Papa Jozy Altidore legt gerade Holz in die gefakte Feuerstelle, dann wird Tacheles geredet. Maddie: „Mum, wie gut warst Du eigentlich als Tennisspielerin?“ Sloane: „Für eine Zeit lang: die Beste der Welt. Mit Abstand.“ Maddie: „Und warum hast Du dann nur einen großen Titel gewonnen?“ Sloane: „Ach, Schätzchen … dafür hätte ich ja ab und zu etwas investieren müssen, vielleicht sogar länger als eine halbe Stunde trainieren, mich mehrere Matches lang konzentrieren … das war es mir nicht wert. Und außerdem wollte ich Daddy nicht noch weiter runterziehen. Der hat als Fußballer ja überhaupt nix gewonnen.“
Frage fünf: Was wissen die Franzosen, das die Deutschen nicht wissen?
Antwort: In Sachen Recycling offenbar eine ganze Menge. Frohgemut werden nämlich Mülleimer angeboten, in die die 0,33-Liter-Wasserflaschen nach Verzehr eingeworfen werden sollen und auf denen „Recyclable“ steht. Wer jemals in einem deutschen Getränkemarkt eine Flasche dieser Größe abgegeben hat, kennt das Geräusch, mit dem das Plastik auf eine Minimum gequetscht wird. Bevor es dann Richtung Afrika oder Asien auf die Reise geht. Hier ein Vorschlag, zumindest für den Pressebereich: Nach eingängigem Studium lässt sich festhalten, dass es sich bei den Journalisten um durchgängig erwachsene Menschen handeln, die motorisch und intellektuell dazu in der Lage wären, sich Getränke in Gläser (!) aus echtem Glas (!!) zu kippen. Das funktioniert etwa in München oder in Stuttgart ganz hervorragend. Einfach mal ausprobieren.
Frage sechs: Wie hat es 2019 mit der Wildcard-Vergabe funktioniert?
Antwort: Bei den Herren ganz ausgezeichnet. Wie die ATP recherchiert hat, sind mit Nicolas Mahut, Antoine Hoang und Corentin Moutet erstmals seit 1991 drei Wildcard-Empfänger in Runde drei. Damals waren dies Jimmy Connors, Arnaud Boetsch und Alberto Mancini. Bei einem Major war dies zuletzt 2012 bei den US open der Fall, wo sogar vier Spieler mit freiem Eintritt ins Tableau die dritte Runde erreicht hatten: Jack Sock, Steve Johnson, Lleyton Hewitt und James Blake.