"Gab Zeiten, zu denen man mich um 4 Uhr nachts aus dem Pub holen musste" - Aber jetzt will Nick Kyrgios den Wimbledon-Titel!
Nick Kyrgios hat sich mit einer Kampfleistung ins Viertelfinale von Wimbledon gespielt. Er will diesmal um den Sieg mitspielen, versicherte er anschließend.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
05.07.2022, 13:51 Uhr
Ein Feuerwerk war's nicht, das Nick Kyrgios im Wimbledon-Achtelfinale gegen Brandon Nakashima abfackelte - aber umso erstaunlicher, dass er am Ende doch siegte. Mit einer ungewöhnlichen Taktik: Das letzte Aufschlagspiel im vierten Durchgang habe er absichtlich weggegeben, eine "Rope-a-dope"-Taktik, wie er erklärte. Diese stammt aus dem Boxsport, wenn man sich einfach mal in die Seile hängt und den Gegner machen lässt, bis er müde wird.
"Ich wollte ihn etwas rausbringen, das hat geklappt", so Kyrgios, der damit auf den eigentlichen Vorteil, den kommenden Satz mit Aufschlag zu beginnen. Ansonsten hatte er nur Komplimente für Nakashima übrig.
Ohnehin war Kyrgios in guter Stimmung diesmal, trotz der Schulterprobleme nach dem vielen Tennis zuletzt (ein paar Schmerztabletten mussten sein), aber er habe das Gefühl, mit solchen Dingen ohnehin viel besser umzugehen als früher.
"Es hat sich viel verändert"
Und generell sei er ein anderer als vor ein paar Jahren, als Kyrgios auch mit mentalen Problemen zu kämpfen hatte. "Es gab eine Zeit, da musste man mich um 4 Uhr nachts aus dem Pub holen, vor einem Match gegen Nadal in Runde 2", so Kyrgios. "Es hat sich viel verändert", schloss er an.
Und pries dafür sein Team. Eine "unglaubliche Truppe" habe er um sich, sein Physio sei einer seiner besten Freunde, der Manager sei sein bester Freund, und "ich habe die beste Freundin der Welt." In seinen dunklen Zeiten habe er alle von sich weggeschoben. Mittlerweile fühle er sich wohl in seiner Haut.
Nick Kyrgios: "Habe meinen Leuten gesagt, dass ich den Titel will"
Was nach dem Tsitsipas-Match losgewesen sei, kümmere ihn indes nicht, "da lache ich einfach drüber", erklärte Kyrgios. Er gab jedoch auch zu, ein Elefantengedächtnis zu besitzen. "Ich vergesse nie etwas, egal ob die Leute das vor drei oder vier Jahren gesagt haben, es bleibt bei mir hängen." Und dass die Presse oft kritisch mit ihm umgehe, liege daran, dass ihn keiner kenne. "Niemand von euch hängt mit mir rum" - im Gegensatz zu seinen Kumpels Jack Sock, Jordan Thompson oder Thanasi Kokkinakis. "Von daher verstehe ich die gemischten Ansichten." Zeit mit ihm zu verbringen sei übrigens "ein großer Spaß", versicherte er weiter.
Und tennismäßig scheint sich Kyrgios tatsächlich etwas vorgenommen haben fürs diesjährige Wimbledonturnier. Er trifft nun auf Cristian Garin, aber ein Halbfinale? Sei nicht sein Ziel. "Ich habe meinen Leuten zu Hause gesagt, dass ich dieses Mal den Titel will." Wobei er daran nicht denke - eher an seine Gewohnheiten, gutes Training, positive Gedanken. "Ich versuche nur, im Moment zu leben."