Gebhard Gritsch über Djokovic-Trennung: „Man ist immer am Limit“
Der ehemalige Physiotherapeut von Novak Djokovic, Gebhard Gritsch, hat sich in einem Interview über das Ende der Zusammenarbeit mit dem Weltranglistenersten geäußert. Der 62-Jährige verspürte eine gewisse Müdigkeit. Bei Dominic Thiem sieht er alle Voraussetzungen für einen künftigen Weltranglistenersten.
von Lukas Zahrer
zuletzt bearbeitet:
14.08.2019, 11:00 Uhr
In Wimbledon war Gritsch letztmals im Team von Novak Djokovic. Beim ATP Masters von Cincinnati ist erstmals der neue Fitness-Coach Marco Panichi mit von der Partie. Mit Panichi hatte Djokovic auch schon während der beiden vergangenen Jahre fallweise zusammengearbeitet.
Die Trennung sei von Gritsch selbst ausgegagen, wie er in einem Interview mit der Kleinen Zeitung erklärte. Im April habe er Djokovic von seiner Kündigung in Kenntnis gesetzt, aber zugesagt, bis Wimbledon im Team zu verweilen. Dort feierte er mit dem Serben dessen fünften Rasen-Grand-Slam.
„Ich war nach zehn Jahren einfach müde vom vielen Reisen und dem vielen Stress“, sagte Gritsch über die Trennung. „Es ist nicht einfach: Wenn du mit Novak zusammenarbeitest, musst du jede Minute voll konzentriert und stets bereit sein, man ist immer am Limit. Jetzt ist es an der Zeit, nach so vielen Jahren etwas anderes zu machen.“
Gebhard Gritsch: Keine Zusammenarbeit mit Dominic Thiem
Wohin genau es den Tiroler verschlägt, wollte er nicht verraten. Er habe bereits ein anderes Angebot vorliegen, das allerdings nichts mit Tennis zu tun hat. Zudem stehe er nach wie vor mit Djokovic in Kontakt.
Eine Zusammenarbeit mit Österreichs Nummer eins, Dominic Thiem, schloss Gritsch aus. „Er hat mit Duglas Cordero einen sehr guten Fitnesscoach. Ein netter, cooler Typ, der auch frischen Wind hineingebracht hat“, sagte er.
Dem 25-Jährigen traut Gritsch alles zu. Er habe „die Voraussetzungen“ zur Nummer eins der Welt, „die Chance ist auf alle Fälle da“. Wo Thiem allerdings noch zulegen müsse, ist die „Balance zwischen Aktivität und Erholung. Er muss ausloten, wo seine Grenzen liegen und das richtige Gefühl dafür finden, wann er sich wie lange auf welche Turniere vorbereitet und wann er Pausen einlegt.“
Thiem musste aufgrund eines Infekts für das ATP Masters von Cincinnati absagen, nachdem er eine Woche zuvor in Montreal das Viertelfinale erreicht hatte. Dort musste er sich erschöpft Daniil Medvedev klar in zwei Sätzen beugen.
Gebhard Gritsch: "Leben als Tennisprofi kann brutal sein"
„Das Leben als Tennisprofi kann brutal sein. Vor allem das viele Fliegen und die Jetlags. Da sitzt du neun Stunden im Flieger und musst zwei Stunden später zum Trainieren auf dem Tennisplatz stehen“, zeigte Gritsch Verständnis für die körperlichen Probleme Thiems.
Und weiter: „Es hat schon viele Toptalente gegeben, deren Körper das viele Reisen und die Umstellungen nicht verkraftet haben und daran zerbrochen sind.“ Lediglich Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer seien Perfektionisten. Sie schaffen es stets, ihre Körper auf den Tour-Alltag einzustellen.
Dass die Big-3 auch im Alter von deutlich über 30 Jahren konkurrenzfähig sind, führte Gritsch auf die Arbeit von Physiotherapeuten zurück. Vor wenigen Jahrzehnten waren Tennisspieler mit 30 Jahren körperlich am Ende. „Heute gibt es eine Vielzahl an Regenerationsmaßnahmen, mit denen man kleine Wehwehchen gut in den Griff bekommt“, erklärte Gritsch.