Generali Open 2022: Günter Bresnik - „Für Sascha Shevchenko geht ein Traum in Erfüllung“
Star-Coach Günter Bresnik ist als Betreuer von Alexander Shevchenko zu den Generali Open 2022 gekommen. Die erste Aufgabe im Hauptfeld hat es gleich in sich: Shevchenko trifft auf Dominic Thiem (ab 19:30 Uhr live bei ServusTV und in unserem Ticker).
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
26.07.2022, 07:43 Uhr
Günter Bresnik hat ein Auge für alles, auch für den Hund von Dusan Lajovic. Und natürlich nicht vergessen, dass der Serbe am Montag in Kitzbühel sein Auftakt-Match gegen Vitaliy Sachko in zwei Sätzen gewonnen hat. Kurze Gratulation an Lajovic also, ein Kompliment an und über den Hund, der mit zu den Generali Open 2022 gekommen ist, und weiter im Text. Jurij Rodionov und Lukas Neumayer schauen während des Gespräches auch noch vorbei, Jürgen Melzer winkt von weitem.
Wer noch fehlt: Alexander Shevchenko, der 21-jährige Russe, der seit vielen Jahren bei Bresnik in der Südstadt trainiert. Shevchenko steht am heutigen Dienstag ein Karriere-Highlight bevor, er trifft vor wohl ausverkauftem Haus in Kitzbühel auf Dominic Thiem, den Champion von 2019 (ab 19:30 Uhr live bei ServusTV und in unserem Ticker). Günter Bresnik strahlt beim Gespräch mit tennisnet nicht nur in dieser Hinsicht große Gelassenheit aus.
tennisnet: Herr Bresnik. Ihr Schützling Gael Monfils hätte eigentlich hier antreten sollen, konnte aber seit dem Turnier in Madrid kein Match mehr bestreiten. Wie geht es Gael gerade? Worin besteht genau das Problem?
Günter Bresnik: Bis dato wissen wir nicht einmal ganz genau, welche Verletzung das ist. Es geht in die Richtung einer Plantarfasziitis, also einer Entzündung der Sehnenplatte im Fuß. Gael hat vor ein paar Tagen eine Cortisonspritze bekommen, von der Sportler aus Erfahrung sagen, dass es entweder in Ordnung kommt. Oder dass man mit dem ganzen Theater wieder von vorne anfangen muss. Er hat seither keine Schmerzen, aber auch noch nicht belastet.
tennisnet: Haben Sie überlegt, dass er es in Kitzbühel dennoch versucht?
Bresnik: Ich habe ihm gesagt, dass wenn er hierher kommt und dann unvorbereitet hier spielt, das ist für mich Diebstahl. Weil dann hätte er ja nur das Antrittsgeld kassiert. Das schätze ich an Gael. Ich mag die Leute nicht, die nur das Geld abholen. Wissentlich, dass sie nur ein, zwei Matches spielen können.
tennisnet: Wie sieht die Perspektive für Monfils aus?
Bresnik: Die Zielsetzung ist, dass er in Montreal spielt. Er war schon für Wimbledon richtig gut in Form. Da hat er den Ball unfassbar gut auf dem Schläger gehabt. Nicht aus der Bewegung. Aber das ist bei Gael das geringste Problem.
Günter Bresnik - "Shevchenko kann richtig schnell spielen"
tennisnet: Was muss der Tennisfan über Alexander Shevchenko wissen?
Bresnik: Mit Sascha trainiere ich schon ewig. Sein Traum war immer, einmal in Kitzbühel im Hauptbewerb zu spielen, weil er hier als Elfjähriger mit den Eltern im Urlaub war. Im Winter. Er ist danach nach Wien gefahren und hat gefragt, ob er bei mir trainieren kann, weil er im Sportgeschäft einen russischen Trainer getroffen hat, der zu ihm gesagt hat: Wenn Du Tennisspielen lernen möchtest, musst Du zum Bresnik nach Wien gehen. Damals habe ich mit dem Dominic trainiert, Sascha hat sich das angeschaut, und ich den Traum vom Kitzbühel-Start eingeredet. Jetzt hat er das geschafft.
tennisnet: Worin liegen seine Stärken?
Bresnik: Sascha kann richtig schnell spielen. Er hat einen Aufschlag weit jenseits der 200 km/h. Vor- und Rückhand sind sehr gut. Körperlich ist er noch nicht auf einem Niveau, dass er eineinhalb Stunden auf seinem höchsten Niveau spielen kann. Mit dem Touch und dem Volley hapert es noch ein bisschen. Sascha fehlen zwei Jahre Covid, aber er hat jetzt einen Challenger gewonnen. Hat gute Matches gegen gute Leute gewonnen. Für das Match gegen den Dominic: Da wird er Probleme mit der Atmosphäre bekommen. Auf dem Center Court gegen Dominic, dem er zehn Jahre lang beim Training zugeschaut hat, zu spielen, ist etwas Besonderes. Da wird eben ein Kindheitstraum wahr.
tennisnet: Lukas Neumayer, der auch bei Ihnen trainiert, ist hier in der ersten Qualifikations-Runde ausgeschieden. Hat aber vor ein paar Wochen in Salzburg mit Siegen gegen Gilles Simon und Arthur Rinderknech groß aufgezeigt. Wo steht Neumayer gerade?
Bresnik: Die Leistungen sind sehr schwankend. Gegen den Kopriva in der Quali hat Lukas das ganze Match nicht gut gespielt, obwohl er den ersten Satz gewonnen hat. Für mich ist momentan der Unterschied im Tempo zwischen Training und Match das Irritierendste. Auch beim Doppel, das wir gerade angeschaut haben (Neumayer hat mit Sebastian Ofner gegen Tim Pütz und Michael Venus verloren, Anm. d. Red.). Da war kein guter Return dabei. Grundsätzlich ist das Spiel noch zu langsam. Er muss aggressiver werden, das Spiel dominieren. Und darf nicht darauf angewiesen sein, dass der Gegner schlecht spielt. Vom Training her weiß ich ja, dass er die Grundschläge richtig zügig spielen kann. Und das sieht man im Moment noch zu selten.
tennisnet: Ein Wort noch zu Joel Schwärzler, der vergangene Woche in Prerov den U-16-Europameistertitel geholt hat. Betreut von Jürgen Melzer …
Bresnik: Für mich ist Schwärzler der einzige Spieler in Österreich, der wirklich Potenzial hat, im Männertennis weit nach oben zu kommen. Ein Linkshänder, der sehr gut servieren kann und eine super Rückhand hat. Das sind Regionen von Melzer und Koubek. Er kann grundsätzlich schnell spielen. Die Bedeutung dieses Sieges ist deshalb so hoch, weil er im Finale gegen einen Jungen glatt mit 6:4, 6:4 gewonnen hat, der schon in den Top Ten der ITF-Weltrangliste steht. Martin Landaluce, ein Spanier, ein richtig guter Spieler. Das war überraschend und beeindruckend. Aber Jürgen wird jetzt schon drauf aufpassen, dass Joel nicht abhebt.
Hier das Einzel-Tableau in Kitzbühel