Generali Open 2022: Jetzt ist in Kitzbühel alles möglich!
Nach den Rückziehern von Casper Ruud und Matteo Berrettini gilt in Hinblick auf den Champion der Generali Open 2022: Alles ist möglich. Auch und vor allem für Dominic Thiem, den Sieger von 2019.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.07.2022, 18:28 Uhr
Dominic Thiem und Albert Ramos-Vinolas, die beiden geschlagenen Halbfinalisten von Gstaad, sind am Sonntag wohlbehalten in Kitzbühel eingetroffen. Dass dieser so wünschenswerte wie banale Umstand überhaupt eine Meldung wert ist, erklärt sich aus den Nackenschlägen, die am Nachmittag das Turnier-Tableau ziemlich heftig durcheinander gewirbelt haben. Denn mit Casper Ruud und Matteo Berrettini, eben noch Gegner in einem hochklassigen Endspiel in eben jenem Gstaad, sagten die beiden Topgesetzten der Generali Open 2022 innerhalb weniger Minuten ihre Teilnahme ab.
Es ist mitnichten böse Absicht zu unterstellen, gerade bei Ruud (der Berrettini am Sonntag in der Schweiz übrigens in drei Sätzen besiegen konnte) ist die unglaublich professionelle Einstellung aus dem vergangenen Jahr noch in bester Erinnerung. Da war der Norweger als Sieger von Bastad und Gstaad nach Kitzbühel gekommen, hatte in der Gamsstadt nicht nur mit seinen Gegnern, nein, auch mit den Elementen zu kämpfen. Und trug dennoch den Titelgewinn davon.
Und Matteo Berrettini? Der hat sich noch nicht ganz von seiner Corona-Erkrankung, die ihm den Start in Wimbledon vermasselt hatte, erholt. So ist das immer noch im Jahre 2022, auf dass der Römer schnellstmöglich genese.
Thiem nun gegen Schützling von Ex-Coach Bresnik
Die Favoritenlage für den Sommerklassiker in Kitzbühel ist damit rechtschaffen unklar. Und nach den Eindrücken der letzten beiden Wochen lässt sich nicht unberechtigt fragen: Warum eigentlich nicht Dominic Thiem als Champion? Die letzte Erinnerung des Niederösterreichers an die Generali Open ist ja die bestmögliche, vor drei Jahren hat er sich hier den Titel geholt. Im Endspiel gegen Albert Ramos-Vinolas, wer sich erinnern kann.
Thiem darf nun zum Auftakt am Dienstagabend doch nicht gegen Richard Gasquet ran, sondern gegen Alexander Shevchenko, der als Lucky Loser in das 28er-Raster gerutscht ist. Was insofern spannend ist, als dass Shevchenko von Günter Bresnik trainiert wird, dem langjährigen Coach von Thiem. Es ist davon auszugehen, dass Thiem mit dem 21-jährigen Russen, der seit vielen Jahren in Österreich lebt, bestens vertraut ist. Und zu einem Lauf wie anno 2019 ansetzt.
Denn so richtig überzeugend hat in den letzten Wochen keiner der im Hauptfeld verbliebenen Akteure gespielt, Ramos-Vinolas in Gstaad vielleicht einmal ausgenommen. Den höchstgereihten Spieler, Roberto Bautista Agut, hat Thiem in Bastad geschlagen, in Gstaad ist „RBA“ früh ausgeschieden. Cristian Garin vielleicht? Der hat in Wimbledon erstaunlich gut gespielt, auf Asche, seinem eigentlich präferierten Untergrund, erstaunlich schwach, das Halbfinale in Houston (Niederlage gegen John Isner) und das Viertelfinale in Rom (Niederlage gegen Alexander Zverev) mal ausgenommen.
Alles ist möglich in Kitzbühel 2022. Und nicht nur, weil das Stadion, in dem am kommenden Samstag der Titel vergeben wird, ursprünglich nach der örtlichen Spielbank benannt war.
Hier das Einzel-Tableau in Kitzbühel