Gigantische Vorhand, großes Herz: Bye-bye, Juan Martin del Potro!

Mit Juan Martin del Potro verlässt einer der beliebtesten Tennisprofis die Tour. Und einer, bei dem immer die Frage im Raum stehen wird: Was wäre gewesen, wenn...?

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 09.02.2022, 15:09 Uhr

Juan Martin del Potro
© Getty Images
Juan Martin del Potro

James Blake hatte also auch eine bekommen. Natürlich. Als die ATP in der vergangenen Woche nach den schönsten Delpo-Momenten fragte, schrieb der US-Amerikaner: "Als Juan Martin del Potro eine Stunde lang in der Umkleide gewartet hat, bis mein letztes Match zu Ende war, damit er mir eine Umarmung geben konnte."/

Juan Martin del Potro hatte vielleicht die härteste (und zugleich schönste) Vorhand im aktuellen Tennis, es war sein Markenzeichen, wenn er spielte. Wenn ein Match zu Ende war aber bleiben vor allem Delpos Umarmungen hängen.

Ein schönes Spielchen für Tennisfans: Schaut euch Fotos davon an und ratet, wer gewonnen oder wer verloren hat. Wirklich ersichtlich ist's nämlich nicht. Delpo tröstete entweder den Gegner oder sich, wenn er den angedeuteten Handshake des Kollegen einfach ignorierte und seinen Kopf auf der stets tieferen Schulter seines Gegenübers ablegte wie ein großer, tapsiger und äußerst treuherziger Hund.

del Potro und Cesar: Wer schaut treuherziger drein?

Apropos Hund. Mit Fotos von seinem Neufundländer Cesar beglückte del Potro regelmäßig ebenso seine Fangemeinde, und die Frage, wer denn treuherziger in die Kamera guckte, sie blieb eine von vielen offenen.

Eine der größten und ernsthafteren freilich: Was wäre gewesen, wenn del Potro nicht so oft verletzt gewesen wäre?

US-Open-Sieg 2009 als größter Triumph

2009 gewann er völlig überraschend die US Open, seine Killer-Vorhand prügelte er am Ende immer schneller übers Netz, sodass Endspielgegner Roger Federer wie ein altgedienter Profi wirkte, an dem das moderne Spiel vorbeigezogen war. del Potro jedenfalls, das schien klar, würde eine gewichtige Rolle um die Nummer 1 spielen in den kommenden Jahren.

Es kam anders. Erst zwickte sein rechtes Handgelenk und musste operiert werden, später das linke. Insgesamt vier Mal musste er unters Messer, 2016 folgte endlich das Comeback. del Potro musste sich zwar immer öfter mit dem Slice behelfen, wuchs bei den Olympischen Spielen aber über sich hinaus, schlug Novak Djokovic und Rafael Nadal auf dem Weg zur Silbermedaille. Zum Ende des Jahres holte er mit Argentinien den Davis Cup. Und 2018 zog er nochmals ins Finale der US Open ein.

Bruch der Kniescheibe in 2018

Just als er wieder drauf und dran war, ganz oben anzugreifen, brach er sich im Spätjahr die rechte Kniescheibe; nach einem Comeback in 2019 erneut. Seither war Delpo auf Comebackwegen, nach vier Knie-Operationen ohne dauerhaftes Glück. Er fahre die Strecke von Buenos Aires nach Tandil normalerweise am Stück, hatte er vor wenigen Tagen erklärt, mittlerweile müsse er anhalten und das Bein dehnen, so groß seien die Schmerzen. Sein Lebensziel nun: wieder durchzuschlafen, schmerzfrei. Es ist ihm zu wünschen.

"Großer Mann mit großem Herzen"

Die Frage, inwieweit ein gesunder del Porto die "Big Four" beeinflusst hätte, das Rennen um die meisten Majortitel: Sie wird offen bleiben. Was in den Herzen und Gedanken seiner Fans einen sicheren Platz gefunden hat, sind aber die großen und kleinen Momente im Tennisleben des 33-Jährigen. Ein Spieler, der unter Fans beliebt war wie kaum ein anderer. Einer, den man einfach ins Herz geschlossen hatte.

Wie es James Blake ausdrückte: "Ein großer Mann mit einem großen Herzen. Alles Gute für das nächste Kapitel, mein Freund."

Da können wir uns nur anschließen.

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von Florian Goosmann

Mittwoch
09.02.2022, 14:01 Uhr
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