Gritsch zum Djokovic-Engagement - Zufall oder Bestimmung?
Gebhard Gritsch hat Novak Djokovic mit zum fittesten Spieler auf der ATP-Tour gemacht. Im Gespräch bei „Kasi live“ (wochentags um 18 Uhr in unserem Instagram-Account „tennisnetnews“) beschrieb der Tiroler seinen Werdegang.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
25.04.2020, 13:28 Uhr
Wie das Leben halt manchmal so spielt: Da geht Gebhard Gritsch eines Tages im Jahre 2009 auf einen Flohmarkt. Und trifft dort nach längerer Zeit mal wieder Günter Bresnik (der, Kenner der Tennisszene wissen das, ziemlich oft auf Flohmärkten anzutreffen ist). Bresnik also fragt Gritsch, ob der denn wisse, dass Novak Djokovic einen Fitness-Coach suche? Wusste Gritsch, der zuvor als Coach auf den Philippinen und in Indonesien tätig war, nicht. Und drei Tage später hatte Nole Zuwachs in seinem Betreuerteam zu vermelden.
Zu jenem Zeitpunkt war Djokovic in einer kleinen Krise, hatte Probleme mit der Motivation - kein Vergleich mit jenem Spieler, der in den vergangenen Jahren mit einer kleinen Pause den Tennissport dominiert hat. Das erste große Ziel, die Ausdauer in den Matches zu erhöhen, wäre allerdings erst nach zwei Jahren erreicht worden. Dazu seien massive Zahlen an Intervallen notwendig gewesen. „Das geht ohne Brutalität einfach nicht“, so Gritsch im Gespräch mit Christopher Kas.
Djokovic verbessert sich biomechanisch
In der Phase des Kennenlernens habe er nur Basisarbeit geleistet, schließlich müssen sich die Partner ja erst einmal näher kommen. In Peking habe sich dann Folgendes ereignet: Roger Federer habe zwei Plätze weiter trainiert, Djokovic wäre nicht gut drauf gewesen. Und Gritsch habe seinem Schützling gesagt: „Schau mal da rüber: so geringer Input, so hoher Output.“ Von da an habe die Zusammenarbeit eine neue Qualität bekommen, vor allem hinsichtlich der Biomechanik.
Am wichtigsten sei die 60-40-Balance gewesen - das heißt, dass auch aus dem Lauf heraus 60 Prozent des Körpergewichts nach vorne gebracht werden. Die Stabilität sei extrem wichtig - auch für die Hobbyspieler. Für Novak Djokovic sei aber auch die Beweglichkeit enorm wichtig gewesen - was der aktuelle Weltranglisten-Erste aber schon seit seinem Aufenthalt bei Niki Pilic in München wusste. Und dazu kommt, dass Djokovic ein unheimlich disziplinierter Spieler sei. Der sich akribisch an die Vorgaben seiner Coaches gehalten habe, auch beim Aufwärmprogramm.
Im Gegensatz zu Federer habe Djokovic manchmal Phasen gehabt, wo er nicht mit einer stabilen Technik agiert habe. Deshalb sei es sehr wichtig gewesen, immer wieder an der Biomechanik zu arbeiten. Mit Erfolg: Physiologisch sei Novak Djokovic noch so jung, dass er mindestens ebenso lange spielen wird können wie Roger Federer. Und der wird im August 39 Jahre alt.