Finaltraum geplatzt: Starke Julia Görges unterliegt gnadenloser Serena Williams
Julia Görges hat trotz eines guten Auftritts den Einzug in ihr erstes Grand-Slam-Finale verpasst - und somit auch ein deutsch-deutsches Endspiel gegen Angelique Kerber.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
12.07.2018, 17:11 Uhr
Serena Williams gewann das Halbfinale am Donnerstagnachmittag mit 6:2, 6:4 nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit.
Beide Spielerinnen dominierten zu Beginn über ihre Aufschläge, auch wenn Görges nach einem schnellen 40:0 noch einen Breakball abwehren musste. Beim 3:2 zog Williams an, drückte Görges mit Wucht und toller Länge in die Defensive und erhöhte auf 4:2; kurz darauf nahm sie der deutschen Fed-Cup-Spielerin erneut den Aufschlag ab - zu null und zum Satzgewinn.
Williams, vor den royalen Augen von Herzogin Meghan Markle, begann Satz zwei ebenso energisch und gewillt, der erstmaligen Major-Halbfinalistin Görges früh den Zahn zu ziehen. Görges hielt kämpferisch dagegen, kam jedoch zu selten dazu, Williams zu bewegen. Ein missglückter Stopp beim Breakball gegen sich brachte der 36 Jahre alten US-Amerikanerin schließlich das Break zum 4:2; kurz vorm Ende, bei 5:3, nutzte Görges nach einem 0:40 bei Williams' Aufschlag ihre dritte Breakchance zum Anschluss. Beim Versuch, auf 5:5 auszugleichen, wurde sie jedoch zu hektisch.
Die Bilanz eines guten Matches: 16 Winner bei nur 7 Fehlern bei Williams, 20 zu 11 die Zahlen bei Görges. Entscheidend aber die Punkte, in denen Williams ihre Gegnerin zu "erzwungenen" Fehlern verleitete (die in Statistiken nicht erfasst werden) - und die Daten beim Aufschlag: Williams machte 87 Prozent der Punkte bei erstem Aufschlag, Görges nur 59 Prozent; insgesamt gelangen Williams 25 von 50 Punkten beim Return, Görges nur 14 von 50. "Es ist verrückt, ich habe das bei meinem vierten Turnier seit der Rückkehr nicht erwartet", sagte Williams im Anschluss.
Williams im Finale - Comeback erfolgreich!
Serena Williams war zunächst im März nach ihrer mehr als einjährigen Baby-Pause auf die Tour zurückgekehrt und hatte nach einem mäßigen und unfitten Comeback in Indian Wells und Miami nochmals pausiert, um sich wieder rundum fit zu machen. Bei den French Open kam sie dann ins Achtelfinale, wo sie wegen einer Verletzung der Brustmuskulatur nicht hatte antreten können. Durch ihren Wimbledon-Finaleinzug wird sie sich nun wieder unter den Top 30 der Welt einreihen.
Für Görges geht mit der Zweisatz-Niederlage die erfolgreichste Grand-Slam-Woche zu Ende. In Wimbledon war sie bislang noch nie über die dritte Runde herausgekommen, in den vergangenen fünf Jahren hatte sie stets in Runde eins verloren. Vor zwei Jahren hat die 29-Jährige ihr Team neu aufgestellt, mit Michael Geserer als Coach und Florian Zitzelsberger als Physiotherapeut und Athletiktrainer. "Ich bin nun gestandener, reifer und übernehme mehr Verantwortung auf dem Platz", sagte sie vor einigen Wochen gegenüber im Interview mit tennisnet.com. Durch ihre Erfolgswoche in Wimbledon wird Görges am Montag wieder in den Top Ten der Welt einziehen - dies hatte sie erstmals zu Beginn des Jahres geschafft.
Final-Neuauflage Williams gegen Kerber
Williams trifft in ihrem dreißigsten Grand-Slam-Finale am Samstagnachmittag auf Angelique Kerber, die zuvor im ersten Halbfinale in zwei Sätzen gegen Jelena Ostapenko gewonnen hatte. Williams und Kerber stehen sich nach 2016 somit zum zweiten Mal im Endspiel auf dem Heiligen Rasen gegenüber - damals gewann Williams in zwei Sätzen. Bei den Australian Open im gleichen Jahr hatte Kerber über Williams gesiegt.
Sollte Serena Williams gewinnen, würde sie den Allzeit-Rekord von 24 gewonnenen Grand-Slam-Titeln im Einzel einstellen und auf die Australierin Margaret Court aufschließen.