ATP Finals: Aufschlag-Gigant Zverev schlägt Federer und steht im Endspiel
Mit einer tollen Leistung hat Alexander Zverev sein Halbfinale bei den ATP Finals in London gewonnen. Er schlug am Samstagnachmittag Roger Federer mit 7:5, 7:6 (5).
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
17.11.2018, 16:47 Uhr
Von Florian Goosmann aus London
In den vergangenen beiden Duellen zwischen Roger Federer und Alexander Zverev hatte sich ein Muster offenbart, das der Deutsche des öfteren durchläuft: ein starker Beginn - und dann der Knacks. Im Vorjahr, bei den ATP Finals, bekämpften sich die beiden in hoch intensiven zwei Sätzen - im dritten ließ Zverev nach, 6:1 holte ihn Federer. Ähnlich beim Hopman Cup zu Beginn der Saison: 7:6 (4) gewann Zverev den Auftakt, das restliche Match machte Federer mit 6:0, 6:2 fix.
Auch in dieser Woche, gegen Novak Djokovic, hatte Zverev dieses Muster durchlaufen, gegen John Isner dann die andere Seite gezeigt - mit einer konzentrierten Leistung von Anfang bis Ende. Und die war, da waren sich alle einig, auch gegen Federer nötig.
Federer variiert, Zverev gewinnt Satz 1
Beide Akteure starteten mit souveränen Aufschlagspielen in ihr Match, auch wenn Federer vor allem zu Beginn auf sein erstes Service verzichten musste. Der Schweizer zeigte in den Ballwechseln früh an, dass er mit viel Variation das oft berechenbare Spiel des Deutschen auseinandernehmen wollte. Beim 2:3 setzte er zwei Mal in Folge auf den Stopp als Angriffsball; immer wieder holte er Zverev mit kurzen, flachen Slice-Bällen ans Netz, wo dieser mehrmals Probleme hatte, zu punkten.
Zverev schien zwischenzeitlich genervt von Federers Finten, blieb jedoch konzentriert. Er beeindruckte vor allem auf der Vorhand sowie mit starken Aufschlägen (Durchschnitt in Satz eins: 217 km/h, 68 Prozent im Feld, mit 86 Prozent gewonnenen Punkten) und nutzte eine Schwächephase Federers beim 5:6, unter anderem mit einem sehenswerten Vorhand-Passierball aus vollem Lauf. Zverev breakte zu null - der Satzgewinn.
Federer hilft frühes Break nicht
Zu Beginn von Durchgang zwei verließ Zverev jedoch kurzzeitig der erste Aufschlag, Federer kam beim 1:1 zu drei Breakbällen in Folge, den dritten nutzte er mit einem mutigen Rückhand-Drive die Linie entlang. Der erste Aufschlag blieb jedoch beim 20-fachen Major-Champ eine unstete Angelegenheit, Zverev nutzte diese mit dem sofortigen Rebreak aus. Beim 4:3 und 0:30 witterte er eine kleine Chance zur Vorentscheidung, Federer aber zog das Tempo noch rechtzeitig an.
Im Tiebreak blieb lange alles in der Reihe, bis Federer beim 4:5 einen Vorhandvolley ins Netz legte. Zverev verwandelte im Anschluss seinen ersten Matchball. Für den 21-Jährigen ist es der dritte Sieg im sechsten Duell mit Federer, zuletzt hatte er im Vorjahr beim Masters-Turnier in Montréal gewonnen.
Zverev wird zu Unrecht ausgebuht
Eine unglückliche Szene ereignete sich beim 4:3 für Federer im Tiebreak, als ein Balljunge einen Ball fallen ließ, wo der Schweizer sich gerade einen leichten Vorteil erspielt hatte. Rechtmäßige Folge: Der Punkt wurde wiederholt - Zverev schlug ein Ass.
Dennoch ein Moment, der den Weltranglisten-Fünften kurz nach dem Matchball im On-Court-Interview einholte. "Als Erstes muss ich mich für die Situation im Tiebreak entschuldigen", sagte Zverev - und erntete Buh-Rufe vom Publikum. Moderatorin Annabel Croft appellierte an etwas mehr Respekt für den Sieger. "Ich habe mich auch bei Roger am Netz entschuldigt. Er sagte, es ist okay, so sind die Regeln", beschwichtigte Zverev weiter.
Zverev-Gegner: Djokovic oder Anderson
Das zweite Halbfinale bestreiten am Abend der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic und Kevin Anderson (ab 21 Uhr MEZ, live auf Sky). Das Finale steigt am Sonntag ab 19 Uhr MEZ.
Die Gruppenstände der ATP Finals im Überblick