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Zeitreise in die Vergangenheit

In Newport, im US-Bundesstaat Rhode Island, steht das größte Tennismuseum der Welt. Vier deutsche Spieler gehören zur Ruhmeshalle des weißen Sports.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 23.07.2017, 10:06 Uhr

Newport im US-Bundesstaat Rhode Island: ein kleines verschlafenes Städtchen an der Atlantikküste mit knapp 30.000 Einwohnern und ein beliebtes Ausflugsziel in den USA. Wer einmal in Newport vorbeischaut, sollte nicht nur den so genannten Ten Mile Drive, die Millionärsmeile, abfahren, an dem einige der prächtigsten Villen der Ostküste der USA liegen, sondern sich auch Zeit nehmen für einen Besuch in der International Tennis Hall of Fame. Denn in Newport befindet sich mit der Ruhmeshalle der Tennisstars ein Tennismuseum der besonderen Art.

Newport, die Geburtsstunde der US Open

Die International Tennis Hall of Fame befindet sich im Newport Casino. Von außen ist das Casino eher unscheinbar, aber innen drin begibt man sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Newport ist gleichzeitig auch die Wiege des US-amerikanischen Tennissports. Hier war die Geburtsstunde der US Open, die von 1881 bis 1914 auf Rasenplätzen ausgetragen wurden. Auch heute wird noch Weltklassetennis in der kleinen Hafenstadt geboten. Seit 1976 schlagen hier die Herren zum einzigen Rasenturnier nach Wimbledon auf.

Im Museum selbst wird der Tennissport von allen erdenklichen Seiten gezeigt. Neben detaillierten Informationen zum geschichtlichen Ursprung des Spiels, können sich die Besucher Videos von vielen Matches der vergangenen Jahre angucken und noch einmal die emotionalsten Momente miterleben. Alle vier Grand-Slam-Turniere haben einen eigenen Bereich, in denen Andenken an die großen Helden ausgestellt sind. So sind im Wimbledon-Sektor die Siegestrophäen der Herren und Damen zu begutachten. Außerdem werden das Wimbledon-Jackett von Roger Federer und die Schuhe sowie das Hemd von Nicolas Mahut beim legendären Jahrhundertmatch gegen John Isner präsentiert.

Wie schafft man es in die Hall of Fame?

Im Jahre 1954 kam James van Alen, der später auch die Tenniswelt mit der Erfindung des Tiebreaks revolutionieren sollte, auf die Idee, aus dem über die Jahre heruntergekommen und maroden Casino, eine Hall of Fame des Tennis zu errichten. Es sollte laut eigener Aussage "ein Schrein mit den Idealen des Spiels" sein. Ein Jahr später wurden die ersten Mitglieder in die Ruhmeshalle aufgenommen, darunter der erste Sieger der US Open, Richard Sears, der das Turnier siebenmal in Folge gewinnen konnte. Bis zum Jahre 1974 war es ausschließlich US-amerikanischen Spielern vorbehalten, in die Hall of Fame aufgenommen zu werden. Der Brite Fred Perry wurde ein Jahr später der erste Nicht-Amerikaner, dem diese Ehre zuteil wurde.

Wie schafft man es nun zum Who is Who der Tennisgeschichte zu zählen und in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen zu werden? Es gibt drei Kategorien, in denen die Legenden des Sports eingeteilt werden: Recent Player, Master Player und Contributor. Als Recent Player sind Spieler eingestuft, die in den letzten 20 Jahren aktiv waren. Master Player sind Spieler, die seit mindestens 20 Jahren vom Profitennis zurückgetreten sind. Contributor sind Personen, die das Ansehen, den Charakter und die Entwicklung des Tennissports gefördert haben. Dazu gehören beispielsweise Trainer, Funktionäre oder auch Medienschaffende. Darüber hinaus ist neben einer herausragenden Karriere im Tennis wichtig, dass die Nominierten über Sportgeist und eine außerordentliche Persönlichkeit verfügen. Ab 2018 gibt es ein neues Prozedere für die Aufnahme in die Ruhmeshalle (hier zum Nachlesen!). Vor einigen Jahren wurde zudem beschlossen, dass alle Hall of Famer einen Goldring bekommen.

Vier Deutsche in der Hall of Fame

Bis heute zählt die Hall of Fame knapp über 250 Mitglieder, darunter sind auch vier Deutsche. Als erster Deutscher wurde Gottfried von Cramm in der Kategorie Master Player im Jahr 1977 aufgenommen. Der "Tennis-Baron" war als zweifacher French-Open-Sieger (1934, 1936) und dreimaliger Wimbledonfinalist (1935 bis 1937) der größte deutsche Tennisspieler der Vorkriegszeit. Ihm folgten mit Boris Becker, im Jahr 2003, und Steffi Graf, ein Jahr später, die herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Tennis der letzten Jahre. Als bislang letzter Deutscher wurde der dreimalige Profi-Weltmeister Hans Nüsslein 2006 ernannt. Die neuesten prominenten Mitglieder in de Tennis Hall of Fame sind Andy Roddick und Kim Clijsters, die in diesem Jahr in einer feierlichen Zeremonie aufgenommen wurden.

Wer an der Ostküste der USA Urlaub macht, sollte sich die Chance nicht nehmen lassen und einen kleinen Abstecher nach Newport einlegen. Als Tennisfan wird sich die Reise in die Vergangenheit auf jeden Fall lohnen. Mehr Informationen über die International Tennis Hall of Fame gibt es hier!

von Christian Albrecht Barschel

Sonntag
23.07.2017, 10:06 Uhr