Indian Wells: Netzangriffe auf eigene Gefahr
Daniil Medvedev war nach seinem Match gegen Holger Rune kurzfristig sauer. Weil sich der Däne nicht formgerecht verhalten haben soll.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
16.03.2024, 11:40 Uhr
Würde man Thomas Muster oder Ivan Lendl fragen, die beiden Legenden wüssten wohl überhaupt nicht, warum die Aufregung bei Daniil Medvedev überhaupt so groß war. Für Muster, Lendl, aber auch viele andere Spieler früherer Jahre hat gegolten: Schlecht vorgetragene Angriffe sollen und dürfen bestraft werden. Und am effektivsten ist das nun mal mit einem Ball durch die Mitte. Also durch den Mann.
Weniger in Erinnerung ist, ob und wie sich Muster, Lendl und Co. bei ihren Gegnern entschuldigt, nein: um Entschuldigung gebeten haben. Das war es ja letztlich, was Medvedev sauer aufgestoßen ist: Dass Holger Rune ihm sehr offensiv auf den Körper spielt, danach aber nicht die reumütige Büßerpose eingenommen hat. Zumindest nicht so offensichtlich, dass Medvedev diese auch hat wahrnehmen können. Bei der Verabschiedung am Netz hat der Russe ja auch noch einmal angemahnt, dass in der Umkleide über die Aktion zu reden sein wird.
Medvedev trainiert ab und zu bei Mouratoglou
Die gute Nachricht: Daniil Medvedev und Holger Rune haben sich wieder lieb. Im Zweifel wäre sicherlicht auch Patrick Mouratoglou als Schlichter eingesprungen. Rune wird von Mouratoglou betreut, Medvedev trainiert ab und zu in der Akademie des Franzosen. Man kennt sich also, vielleicht schätzt man sich sogar (wieder). Aber Meddy und Holger klärten die Dinge gleich vor Ort.
"Ich habe nicht gewusst, dass er sich entschuldigt hat," erklärte Medvedev nach dem Match. "Ich werde dann verrückt, böse. Carlos (Bernardes, der Stuhlschiedsricher - Anm. d. Red.) hat mit gesagt, dass er sich entschuldigt hat. Er (Holger) sagt mir, dass er sich entschuldigt hat. Und ich habe mich entschudligt, dass ich es nicht gehört habe. Ich glaube nicht, dass diese Geschichte noch weiter geht."
Spannend wird zu beobachten sein, ob Medvedev sich von dieser Szene in irgendeiner Art und Weise beeinflussen lässt. Freiwillig kommt der US-Open-Champion von 2021 ohnehin nicht ans Netz. Es sei denn, der Turnierverlauf erfordert dies wie im Endspiel der Australian Open, als Medvedev gegen Jannik Sinner die Ballwechsel kurz halten musste und wollte. Einer der Coaches von Sinner ist bekanntlich Darren Cahill.
Womit sich der Kreis schließt. Denn Cahill hat in genau jener Zeit auf der Tour gespielt, als Netzangriffe immer auch das Risiko in sich bargen, vom Gegner abgeschossen zu werden. Ein Wiedersehen im Finale von Indian Wells ist vor den beiden heutigen Matches der Vorschlussrunde ziemlich wahrscheinlich.
Hier das Einzel-Tableau in Indian Wells