Ist Khachanov bereit für den ganz großen Wurf?
Mit dem Titelgewinn beim ATP-250-Turnier in Doha krönte Karen Khachanov seinen bislang starken Saisonstart. Im Interview mit der L’Equipe gibt der Russe Einblicke, warum er an seinen Erfolg bei einem Major glaubt und warum er das gerade aktuell für besonders machbar hält.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 12:46 Uhr
Großer Jubel herrschte bei Karen Khachanov, nachdem er im Finale des ATP-250-Turniers in Doha den 18-jährigen Überraschungsfinalisten Jakub Mensik als einziger Spieler im Feld stoppen und seinen sechsten Siegerpokal auf der ATP-Tour in die Höhe stemmen konnte. Seit vielen Jahren diekutieren die Tennis-Experten schon kontrovers, ob der 27-jährige tatsächlich einen Grand-Slam-Titel im Kreuz hat.
Für den Russen spricht die große Konstanz, mit der er sich seit seinem Durchbruchsjahr 2018, als er neben den Titeln in Marseille und Moskau auch seinen bislang einzigen Masters-Titel in Paris einfahren und sich damit im Folgejahr in die Top 10 spielen konnte, im Kreis der 30 besten Spieler hält. Dagegenhalten kann man, dass der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele in Tokyo 2020 bei den Majors lange Zeit nicht über ein Viertelfinale hinaus kam. Besserung diesbezüglich gelobte der Weltranglisten-17. mit dem Halbfinaleinzug bei den US Open 2022 und den Australian Open 2023.
Auch der Start in die diesjährige Spielzeit ist für Khachanov durchaus verheißungsvoll. Nach dem Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open erreichte er das Halbfinale beim 250er-Event in Marseille, bevor er sich in Doha mit dem Titel krönte.
In einem Interview mit der französischen Zeitung L’Equipe, das während des Turniers in Marseille geführt und nach seinem Titelgewinn in Katar veröffentlicht wurde, erläutert er seinen Optimismus, warum er gerade in der aktuellen Phase an einen Grand-Slam-Triumph glaubt. Als Hauptgrund sieht er das Fehlen der absoluten Dominatoren, wie es zu Zeiten der Big Four war: „Führer lagen die Big Four mit Federer, Nadal, Djokovic und Murray über den anderen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass Alcaraz und Sinner die Nase vorn haben, aber nicht so sehr. Es wird immer interessanter zu sehen, wer dominieren wird.“
Hinsichtlich seiner eigenen Leistungsfähigkeit sieht der zweifache Familienvater noch Steigerungspotenzial: „Man möchte natürlich alles gewinnen, aber ich versuche, ein großer Match- und Turnierspieler zu sein. Dann muss man körperlich anwesend sein, auch wenn ich glaube, dass ich noch nicht 100% meiner körperlichen Leistungsfähigkeit erreicht habe. Man muss lange durchhalten können. Ich weiß, dass ich zurückkommen kann, wenn ich zurückliege.“
Auch wenn seine bisherigen Versuche bei den Majors immer gestoppt wurden, schöpft er dennoch auch positives aus den Niederlagen: „Ich habe bislang kein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Dennoch habe ich im Halbfinale oder Viertelfinale nur gegen sehr gute Spieler verloren, was zeigt, dass ich ganz nah dran bin. Und mein Ziel bleibt dasselbe - zu versuchen, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen.“
Sein nächstes Turnier wird Khachanov diese Woche in Dubai bestreiten, wo er als Nr. 4 der Setzliste auf den Australier Alexei Popyrin treffen wird.
Hier das Einzel-Tableau in Dubai