ITF World Tennis Tour: "Man macht eigentlich nur Minus"
Nur 100 Meter vom Meer entfernt, eingebettet von Pinienbäumen, ist die Lage des Tenis Centar Pical im kroatischen Porec als durchaus idyllisch zu beschreiben. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint. Angenehme Temperaturen über 18 Grad und mehr als 20 Sandplätze bilden ideale Rahmenbedingungen für die Spieler während der Istarska Rivijera, dem ersten von drei ITF-World-Tennis-Tour M15 Events, die in diesen Wochen in Istrien ausgetragen werden.
von Florian Heer aus Porec
zuletzt bearbeitet:
19.03.2019, 12:03 Uhr
Hört man sich im Spielerkreis jedoch etwas genauer um, bekommt man den Unmut über die Regeländerungen auf der Einstiegsstufe in das professionelle Tennis deutlich zu spüren.
Constantin Schmitz, der nach seinem Abitur in die USA gegangen ist, um dort zu studieren und College-Tennis zu spielen, erzielte jenseits des großen Teiches als zweifacher ITA All-American an der Tulane University bereits einige Erfolge. Seit eineinhalb Jahren ist der 23-jährige nun auf der Profi-Tour unterwegs und möchte sich auf dieser etablieren.
Hoher finanzieller Bedarf
„Es ist kein einfaches Unterfangen, den finanziellen Rahmen zu schaffen“, so Schmitz, der auf einem Sponsoring-Portal seinen Kapitalbedarf mit ca. 55.000 Euro pro Jahr angibt. „Die Preisgelder auf den ITF-Turnieren sind so gering, dass man eigentlich nur Minus macht. Es ist schon unglaublich, dass man hier mit einer Pre-Qualifikation sieben Matches gewinnen muss, um in das Hauptfeld zu gelangen. Dabei hat man noch keinen Cent verdient, noch keinen Punkt gesammelt. Prinzipiell ist die Idee gut, um so vielen Spieler wie möglich die Chance zu geben, in das Turnier zu kommen. Es ist jedoch der ITF geschuldet, dass sie die Qualifikation verkleinert haben und es Spielern ohne Ranglistenposition oder mit wenig Ranglistenpunkten erschwert haben, an diesen Turnieren teilzunehmen.“
Die Hoffnung, dass es sich aus Spielersicht noch zum Guten wendet, hat Schmitz indes noch nicht aufgegeben. „Ich glaube das viele Leute, auch die in verantwortlichen Positionen, inzwischen realisiert haben, dass da einiges schiefläuft. Ich glaube, dass es auf jeden Fall Veränderungen geben wird. Die Frage ist jedoch, wann es passieren wird und wie es ausfallen wird.“
In Porec stimmten zumindest die Rahmenbedingungen für die Spieler. „Wir haben ein großartiges Hotel zu akzeptablen Preisen. Das ist alles sehr gut organisiert,“ sagt Schmitz.
Turnierveranstalter „schockiert“
Auch der Turnierveranstalter der Istarska Rivijera, dem ältesten Tennis-Event Kroatiens, war von den Veränderungen auf der ITF-World-Tennis-Tour wenig begeistert. „Wir haben vor circa einem Jahr das erste Mal davon erfahren und wir waren schockiert. Die Idee ist es, mit Einführung einer Pre-Quali mehr Spielern die Chance zu geben, am Turniergeschehen teilzunehmen“, so Branimir Horvat, Turnierdirektor der Serie.
„Wir haben unsere Bedenken gegenüber der ITF kundgetan. Ich denke, dass es wieder Veränderungen geben wird. Allerdings rechne ich damit erst zu Beginn der neuen Saison.“
Hassan/Schmitz holen Doppeltitel
Sportlich lief es für Schmitz in Porec sehr ordentlich. Im Einzel gelangte der gebürtige Remagener bis ins Halbfinale und konnte an der Seite seines Koblenzer Trainingspartners Benjamin Hassan den Doppeltitel erringen. Im Finale besiegten die beiden Deutschen Nik Razborsek und Mike Urbanija aus Slowenien glatt in zwei Sätzen 6:2, 6:0. 930 US-Dollar Preisgeld sowie 100 ITF-Weltranglistenpunkte gab es für das Duo an Lohn.
„Das war unser erstes Sandplatzturnier der Saison. Wir sind zum zweiten Mal zusammen im Doppel angetreten und konnten unseren zweiten Titel gewinnen. Da kann man mit der Woche schon zufrieden sein“, zog Hassan ein positives Fazit.
Auch die nächsten zwei Wochen werden die beiden Deutschen in Istrien verbringen. Während Hassan mit einem ATP-Ranking von 317 mit einem festen Startplatz im Hauptfeld rechnen kann, wird Schmitz den Weg durch die Pre-Quali gehen müssen. Vielleicht zahlt sich der Umweg aber auch bei den Turnieren in Rovinj und Opatija erneut aus.