Jack Draper, FAA und der „First-Floor-Bouncer”

Beim ATP-Masters-Turnier in Cincinnati endete die Achtelfinal-Partie zwischen Jack Draper und Felix Auger-Aliassime mit einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters zugunsten des Briten, wodurch die Diskussion um die Einführung eines Videobeweises im Profitennis neue Nahrung erhält.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 17.08.2024, 13:34 Uhr

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Auch die intensive Diskussion zwischen FAA und Jack Draper änderte nichts an der Fehlentscheidung des Schiedsrichters.

Als wäre eine Fehlentscheidung alleine nicht schon ärgerlich genug, scheint es auf der Tour aktuell das Phänomen zu geben, dass diese zurzeit gehäuft bei entscheidenden Momenten wie Satz- oder Matchbällen auftreten. Noch frisch in Erinnerung ist den deutschen Tennisfans das Achtelfinale von Lokalmatador Alexander Zverev am Hamburger Rothenbaum, als der Franzose Hugo Gaston im Achtelfinale bei Satzball im ersten Durchgang einen Stopp-Ball in auffällig steilem Bogen über das Netz bugsierte, was von einer Doppelberührung des Balles mit dem Boden herrührte. Entsprechend hitzig reagierte der deutsche Davis-Cup-Spieler, als er nach dieser Fehlentscheidung den Satz abhaken musste. Nach dem Match machte der 27-jährige allerdings nicht der Schiedsrichterin den Vorwurf, dass diese das falsch gesehen hatte, sondern kritisierte, dass man in solchen Fällen die moderne Technik des Videobeweises zurate ziehen sollte.

Bestätigt fühlen dürfte sich Zverev angesichts der Ereignisse, die sich gestern beim Matchball des Achtelfinals in Cincinnati zwischen Jack Draper und Felix Auger-Aliassime zutrugen. Dabei rückte der Brite ans Netz auf und traf den tiefen Volley mit dem Rahmen so kurios, dass dieser erst kurz den Boden touchierte und in einem unnatürlich hohen Bogen als unerreichbarer Netzroller auf der anderen Seite landete. Der Kanadier drehte aus Reflex sofort ab, da für ihn die Sache aufgrund der Flugkurve eindeutig schien, während Draper seinen gespielten Ball für korrekt hielt und dies auch der Schiedsrichter so sah.

Während man die Unzulässigkeit des Schlags in der Superzeitlupe doch ziemlich eindeutig erkennen konnte, gab es am Netz minutenlange Diskussionen. Draper wies die Schuld von sich, da er seiner Aussage nach im Moment der Ballberührung die Augen auf die Position seines Gegners gerichtet hatte. Nachdem der Supervisor auf dem Platz die Tatsachenentscheidung des Stuhlschiedsrichters nicht korrigieren kann, blieb es bei der Entscheidung zugunsten des Briten. Die Zuschauer gaben hallende Rufe nach einer Wiederholung des Punkts von sich und sogar Draper bot von sich aus an, den Ballwechsel nochmal zu spielen, falls der Supervisor es anders gesehen hätte. Dieser aber darf keinen Videobeweis zurate ziehen und die Entscheidung des Stuhlschiedsrichters nicht überstimmen. 

Somit blieben nach der Tatsachenentscheidung eigentlich nur Verlierer auf dem Platz zurück. Draper als Buhmann, der aber keinen Fehlschlag seinerseits wahrnehmen konnte, Auger-Aliassime, der das Match aufgrund einer Fehlentscheidung beenden musste, der Schiedsrichter, der eine in Realgeschwindigkeit schwierig einzuschätzende Situation falsch bewertete, und der Supervisor, dem ohne Videobeweis die Hände gebunden sind. 

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Samstag
17.08.2024, 16:34 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.08.2024, 13:34 Uhr

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