Jan-Lennard Struff nach Finalniederlage in Stuttgart: "Habe mein Herz auf dem Platz gelassen"

Jan-Lennard Struff zeigte sich nach seiner Finalniederlage in Stuttgart zerknirscht - aber auch stolz auf das Erreichte. Für ihn geht's jetzt weiter zum Heimturnier nach Halle.

von Florian Goosmann aus Stuttgart
zuletzt bearbeitet: 05.07.2023, 08:21 Uhr

Frances Tiafoe, Jan-Lennard Struff
© Getty Images
Frances Tiafoe, Jan-Lennard Struff

Die Enttäuschung saß tief bei Jan-Lennard Struff am Sonntagabend. Gerade war noch Sieger Frances Tiafoe am Pressetisch gesessen, hatte sich ein Bierchen geben lassen und erklärt, dass sein Telefon gerade "explodiere" - Tiafoe steht dank seines dritten Turniererfolgs ab heute erstmals unter den Top 10 der Tenniswelt./

Struff lehnte das Bier erst mal freundlich ab. Er hatte den so ersehnten ersten ATP-Titel verpasst, im dritten Finale. Wieder mal in einem, in dem er sich wenig vorwerfen konnte, wie bei seinen Endspielen in München 2021 (gegen Nikoloz Basilashvili) und Madrid 2023 (gegen Carlos Alcaraz). "Es ist brutal, hintenraus ein Match so zu verlieren. Aber es gibt nichts, was ich mir vorwerfen könnte. Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen", sagte er.

Aktuell aber herrsche ein Gefühlschaos aus Leere und Enttäuschung, "die muss man auch zulassen". Aber momentan wisse er noch nicht wohin mit den Emotionen. "Gerade bin ich wieder etwas lockerer, akzeptiere das. Dann gibt es wieder Momente, wo man einfach frustriert ist, wo es brutal ist. Normalerweise schläft man nach solchen Matches nicht so geil." Aber vielleicht heute ja doch.

Struff über den verrückten Matchball: "Mir wäre lieber gewesen, er hätte ihn weggesmasht"

Er habe "drei gute Finals gespielt", stimmte er auch zu, "ich bin auch zuversichtlich, dass ich irgendwann den Titel hole. Es hilft, Finals gespielt zu haben. Aber 0:3 tut natürlich weh."

Einen Matchball in diesem hochdramatischen und hochklassigen Tiebreak hatte Struff selbst gehabt, seinen Return auf den zweiten Aufschlag aber hatte Tiafoe konzentriert die Linie entlang geschoben. "Da würde ich nicht von vergeben reden, das ist gut abgewehrt. Im Nachhinein denkt man: Vielleicht hätte ich etwas mehr Risiko gehen sollen? Aber wenn man das tut und ihn verschlägt, denkt man, dass man ihn nur hätte reinspielen sollen."

Der finale Punkt dann: "Unfassbar, mir wäre lieber gewesen, er hätte ihn weggesmasht", so Struff. "Der war schon vorbei, er muss den Punkt ja vorher gewinnen."

Finals lieber knapp oder glatt verlieren?

Aber ein dramatisches Endspiel, es muss nicht immer besser sein. "Ich weiß manchmal nicht, ob man ein Finale lieber glatt oder eng verliert", philosophierte Struff. "Aber ich bin stolz darauf, wie ich gespielt habe. Dass ich in den engen Situationen mutig agiert habe. Das ist etwas, das ich mitnehmen kann für die nächsten Wochen."

Zumal die Saison ohnehin fantastisch verläuft für den 33-Jährigen: Begonnen hatte er das Jahr auf Platz 150, aktuell steht er auf seinem Career-High von 21, mit der Aussicht, bald erstmals die Top 20 zu knacken. "Das ist eine unglaubliche Reise."

Es bleibe nun nicht viel Zeit für Enttäuschung, leider, meinte Struff noch. "Vielleicht ist das aber auch gut." Denn die konkrete Reise geht für ihn am Montag direkt weiter, zum Heimspiel nach Halle.

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von Florian Goosmann aus Stuttgart

Montag
19.06.2023, 10:49 Uhr
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