Jannik Sinner: Nach dem Titel ist vor dem (großen) Titel
Jannik Sinner ist mit Sicherheit ein Kandidat für den Titel 'Spieler der Saison'. Nicht erst, aber erst recht nach seinem Finaltriumph in Peking gegen Daniil Medvedev. Dennoch ist der Südtiroler an einem Punkt seiner Karriere angelangt, an dem ein 'normaler' Turniersieg nicht mehr für den nächsten Schritt ausreicht.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
04.10.2023, 21:40 Uhr
Hier das Match zum Nachlesen im Liveticker.
Zugegeben: Es gibt wahrscheinlich nichts zu meckern auf höchstem Niveau. Schließlich hat Jannik Sinner gerade das Turnier in Peking gewonnen und zum ersten Mal Daniil Medvedev bezwungen. Auch sein Halbfinalerfolg über Carlos Alcaraz hallt immer noch nach. Ein Match, das Sinner selbst als eines der besten in seiner Karriere betrachtet hat.
Apropos Karriere: Jannik Sinner ist in diesem Jahr in sportliche Sphären eingedrungen, in denen einige, unter anderem Boris Becker, ihn schon früher erwartet hätten – in der absoluten Weltspitze. Nach Montpellier und Montreal ist Peking bereits der dritte Turniersieg des Südtirolers. Die direkte Qualifikation für die ATP Finals ist somit zum Greifen nah.
Jannik Sinner im Herbst 2023 erinnert an Alexander Zverev
Man ahnt es vielleicht – nun folgt jedoch ein "aber". Jannik Sinner ist mit so viel Talent gesegnet, dass "normale" Turniersiege allmählich zu wenig sind in der öffentlichen Wahrnehmung. Seine Situation erinnert ein wenig an die von Alexander Zverev vor ein paar Jahren. Damals gewann der Deutsche auch eine ganze Reihe von Masters und anderen Turnieren. Nur der ganz große Wurf fehlte. Ob ihm dieser nun mit der Olympischen Goldmedaille gelungen ist, darüber darf man freilich streiten. Fest steht: Ein Grand-Slam-Erfolg wäre, gerade bei Tennis-Fans, noch einmal die Eintrittskarte in eine andere Liga.
Genau vor dieser Situation steht gerade auch Jannik Sinner. In seiner Heimat wurde er vor kurzem noch kritisiert, weil er nicht im Davis Cup für sein Land angetreten ist. Diese Stimmen würden mit Sicherheit leiser werden, würde er im nächsten Jahr in Melbourne, Paris, Wimbledon oder Flushing Meadows triumphieren.
Einen Grand-Slam-Champion kritisiert man nämlich nicht so schnell. Und Jannik Sinner ist auf dem besten Weg, diese Sphären schon bald zu erreichen.