Jannik Sinner: Von einem guten zu einem fürchterlichen Match-Up
Gegen Carlos Alcaraz hat Jannik Sinner eine gute spielerische Einstellung gefunden. Gegen seinen Finalgegner beim ATP-Masters-1000-Turnier in Miami, Daniil Medvedev, ist dem Italiener das bislang nicht gelungen.
von Robin Huiber
zuletzt bearbeitet:
01.04.2023, 16:27 Uhr
Craig O´Shannessy, der große Statistik-Guru der ATP, hat im vergangenen Jahr in Roland Garros im lockeren Gespräch mit tennisnet gemeint, dass das Match-Up mit Rafael Nadal aus der Perspektive von Roger Federer das ungünstigste überhaupt gewesen sei. Der heavy geschlagene Vorhand-Cross Nadals in die Rückhand-Seite Federers sei Gift für den Schweizer gewesen, woraus sich auch die Bilanz von 24:16-Siegen für Nadal erklärt.
Schön, dass sich die beiden Legenden dann trotz dieser schwierigen Versuchsanordnung einige denkwürdige Matches geliefert haben.
Apropos: Jannik Sinner und Carlos Alcaraz scheinen sich im Gegensatz zu Federer und Nadal perfekt zu ergänzen. Denn diese beiden Youngster liefern sich ein denkwürdiges Match nach dem anderen, wie eben auch am Freitagabend in Miami. Dort war erstmals im gesamten Turnierverlauf richtig Stimmung auf den Rängen, die Fans bekamen aber auch mehr als drei Stunden lang herausragendes Tennis geboten.
Sinner gegen Medvedev noch sieglos
Sinner und Alcaraz schätzen einander, da kündigt sich eine ganz große Rivalität auf Augenhöhe an, die den Tennissport auf Jahre hinaus beleben wird. Weil eben auch das Match-Up stimmt.
Und damit zu Daniil Medvedev. Der hätte theoretisch vielleicht gerne die Chance bekommen, sich an Carlos Alcaraz für die krachende Niederlage vor knapp zwei Wochen in Indian Wells zu revanchieren. Praktisch gesehen ist ihm ein Treffen mit Jannik Sinner aber allemal lieber. Denn gegen den Südtiroler alle bisherigen fünf Vergleiche gewonnen. Bei den ATP Finals in Turin 2021 war es eine eher knappe Angelegenheit, ansonsten schien sich Medvedev immer ganz gut auf Sinner einstellen zu können.
Ob sich daran im morgigen Endspiel etwas ändern wird? Darren Cahill, einer der beiden Coaches von Jannik Sinner, hat sich das Halbfinale von Daniil Medvedev gegen Karen Khachanov aus nächster Nähe angeschaut. Medvedev hat weit von seiner Bestform entfernt gespielt, aber seinem Landsmann in den entscheidenden Phasen dann doch immer wieder die Chance gegeben, einen Fehler zu machen. Und Khachanov hat Medvedev zu oft diese Gefallen getan.
Medvedev spielt gerne mit dem Tempo des Gegners, in die Offensive geht er zumeist nur mit seinem Aufschlag. Alcaraz hat die sehr tiefe Platzposition des US-Open-Champions von 2021 gnadenlos mit Stopps ausgenutzt, diesen Schlag hat Sinner auch im Repertoire. Allerdings nicht so präzise und beständig wie der Spanier. Es wird spannend zu sehen sein, ob Jannik Sinner das eigentlich ungünstige Match-Up zu seinen Gunsten wenden kann. Roger Federer hat Rafael Nadal schließlich auch oft genug geschlagen.
Hier das Einzel-Tableau in Miami