Sharapova Königin von Paris
Die Russin ließ der italienischen Außenseiterin Sara Errani im Endspiel keine Chance.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
09.06.2012, 12:19 Uhr
Sie sank auf die Knie, schluchzte Freudentränen und führte danach ein Siegestänzchen auf: Die neue Weltranglisten-ErsteMaria Sharapovahat sich zur Sandplatz-Königin von Paris gekrönt. Die „göttliche Diva“ („L'Equipe“) besiegte am Samstag im Eiltempo die italienische ÜberraschungsfinalistinSara Erranimit 6:3, 6:2. Damit sicherte sich die in Florida lebende Russin als zehnte Spielerin der Geschichte einen Karriere-Grand-Slam. Einzig Roland Garros auf der eigentlich ungeliebten roten Asche, auf der sie sich einst wie eine „Kuh auf Eis“ vorgekommen war, hatte in der Sammlung noch gefehlt.
Mit einem „Merci beaucoup“ für diesen „moment magnifique“ richtete sich die 25-Jährige mit einigen umjubelten Worten auf Französisch ans Publikum. Auf Englisch ergänzte sie: „Ich bin sprachlos. Es war so eine lange Reise bis hierher auf diese Bühne zu diesem Moment.“ Für einen kuriosen Augenblick sorgte die Stadionsprecherin, als sie „die Finalistin Maria Sharapova“ aufrief, die kurz stutzte und sich dann kaputtlachte. Die unterlegene Errani jubelte einfach los.
Die dreifache French-Open-Siegerin Monica Seles im grauen Kostüm übergab der überstolzen Sharapova den silbernen Coupe Suzanne Lenglen. Martina Navratilova hatte schon vor dem Match respektvoll gesagt: „Maria ist ein Superstar. Und es ist immer gut, wenn es ein Superstar ist, der an der Spitze steht.“
Dass Sharapova von Montag an erstmals seit vier Jahren wieder die Nummer eins der Tennis-Welt wird, war schon durch ihre Finalteilnahme festgestanden. Mit ihrem ersten Titel am Bois de Boulogne vergoldete sie nun ihr bemerkenswertes Comeback nach ihrer Schulter-OP 2008. Bis auf Platz 126 war die bestverdienende Sportlerin der Welt zwischenzeitlich abgestürzt.
Schon als Sharapova in den Katakomben des Court Philippe Chatrier noch ein schnelles Pre-Match-Statement in die TV-Kameras gab, war sie hochkonzentriert. „Es ist ein spezieller Moment“, hauchte sie knapp ins Mikro. Und ihr erstes Paris-Endspiel bestritt sie dann wie in einem Konzentrationstunnel: Die souveräne Sharapova, die in diesem Jahr auch schon Stuttgart und Rom auf Sand gewonnen hatte, ließ der etwas nervös wirkenden Errani keine Chance.
Errani, zehn Tage jünger als Sharapova, stand erst als zweite Italienerin in einem Grand-Slam-Finale (nachFrancesca Schiavone2010 und 2011 in Paris). Immerhin holte die taktisch klug spielende Sandplatz-Spezialistin in diesem Jahr schon drei Titel auf Asche. In Roland Garros hatte sie zwei frühere Paris-Siegerinnen (Ana IvanovicundSvetlana Kuznetsova),die deutsche Top-Ten-SpielerinAngelique Kerberund US-Open-GewinnerinSamantha Stosurausgeschaltet.
Gegen Sharapovas brachiale Grundschläge war sie aber machtlos – schon nach 15 Minuten hieß es 0:4. Die Kämpfernatur Errani, 24 Zentimeter kleiner als 1,88-Meter-Athletin Sharapova, kann sich mit ihrem mit Abstand fettesten Karriere-Preisgeldscheck über 625.000 Euro und dem Doppel-Titel trösten. Zudem klettert sie von Platz 24 auf zehn und wird die neue italienische Nummer eins. „Das ist unglaublich für mich“, sagte sie nach der ersten Enttäuschung.
Nach einem einseitigen Finale durfte Sharapova im Stade Roland Garros – wo sich auch Steffi Graf 25 Jahre nach ihrem ersten Grand-Slam-Titel für einen Sponsorentermin auf der Anlage zeigte – jubeln, als Errani nach 89 Minuten ein Stoppball misslang. „Ich liebe Shopping in Paris – welches Mädchen tut das nicht?“, hatte sie jüngst über ihre Lieblingsstadt gesagt. Mit ihrer Siegprämie von 1,25 Millionen Euro kann sie nun nach Herzenslust einkaufen. Auf die Frage von Interviewer Cedric Pioline auf dem Court, ob sie am Abend ordentlich feiern werde, antwortete Sharapova: „Oh yeaaaaaaaaaah!“(Text: dpa; Foto: GEPA pictures/ Panoramic/ Gwendoline Le Goff)